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Der Hochsommer brachte es ans Licht – der Blick auf die Waage Gewissheit: Wieder ein paar Kilos mehr. In vielen Fällen ist das eine harmlose Erkenntnis. Für manche vielleicht eher ein ästhetisches Problem. Zunehmend mehr Menschen sammeln allerdings Fettpolster an, die die Gesundheit beeinträchtigen können.

Laut ­Robert-Koch- Institut sind in Deutschland zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) über­gewichtig: Sie haben einen Body-­Mass-Index von über 25. Ein Viertel der ­Erwachsenen ist ­sogar stark übergewichtig (adipös).

Anders als früher beginnt das Problem heute schon bei den Jüngsten: Rund 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland bringen zu viel auf die Waage. Welches Gewicht ist noch okay? Welche Rolle spielen Muskeln und Knochen? Und ab wann werden Kilos zum Problem? Hier die Fakten.

Menschen mit einem BMI von über 25 leben länger

Ein paar Pfunde mehr sind nicht zwangsläufig eine Gefahr für die Gesundheit. Ein leichtes Übergewicht könne sogar durchaus positive Effekte auf die Lebenserwartung haben, sagt Matthias Blüher: "Neuere Studien zeigen, dass Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 28 länger leben."

Und wie viel ist es bei Ihnen?

Und wie viel ist es bei Ihnen?

BMI

Der Body-Mass-Index (BMI) berechnet sich aus ­dem Körpergewicht durch die Körpergröße im Quadrat.

Beispiel: Bei 1,70 Meter Größe und 68 Kilogramm Gewicht lautet die Rechnung:

1,70 x 1,70 = 2,89; 68 : 2,89 = 23,5

23,5 ist der Body-Mass-Index.

18,5 – 24,9 kg/m²: Normalgewicht

25 – 29,9 kg/m²: Übergewicht

30 – 34,9 kg/m²: Adipositas Grad I

35 – 39,9 kg/m²: Adipositas Grad II

ab 40 kg/m²: Adipositas Grad III

Da außerdem dem Bauchfett eine große gesundheitliche Bedeutung zukommt, gilt der ­Bauchumfang als wichtiger Indikator. Gemessen wird er in der Mitte zwischen Beckenkamm und unterer Rippe. Bei Frauen deutet ein Umfang von mehr als 80 cm und bei Männern von mehr als 94 cm auf erhöhte Gesundheitsrisiken hin; sehr kritisch wird es ab 88 beziehungsweise ab 102 cm.

Blüher ist Professor für Endo­krinologie und leitet die Adipositas-Ambulanz für Erwachsene an der Universitätsmedizin Leipzig. "Schlank oder leicht übergewichtig zu sein ist im Schnitt gesünder als stark unter- oder übergewichtig", erklärt er. Wo genau die Grenze verläuft, ist selbst für Experten schwer zu sagen. Denn die Übergänge sind fließend.

Hat der BMI-Richtwert von 25 also ausgedient? "Feste Grenzwerte erlauben nicht unbedingt individuelle Voraussagen zum Risiko für Folgekrankheiten. Sie dienen eher der Rechtfertigung von Therapieentscheidungen."

Im Alter darf's auch ein ­bisschen mehr sein

Sei es für den Bade­urlaub oder weil das Gewicht tatsächlich in einen kritischen Bereich rutscht: Mal eben ein paar überflüssige Pfunde loszuwerden – das ist für die meisten gar nicht so leicht. Und mit den Jahren wird es immer schwieriger. Allein das Gewicht zu halten ist manchmal schon eine Herausforderung: Der Stoffwechsel verlangsamt sich, die Muskelmasse nimmt ab, und oft bewegt man sich ohnehin weniger.

Wer viel auf die Waage bringt, ist nicht automatisch übergewichtig. Muskeln wiegen beispielsweise mehr als Fett

Wer viel auf die Waage bringt, ist nicht automatisch übergewichtig. Muskeln wiegen beispielsweise mehr als Fett

Ältere sollten ihren Körper daher ­besonders im Auge behalten, sagt Martina de ­Zwaan, Präsidentin der Deutschen Adipositas­-Gesellschaft, und rät: "Muskulatur auf- und Fett abbauen." Modelmaße sollten aber nicht mehr das Ziel sein: "Gerade bei alten Menschen kann man die BMI-Obergrenze für Normalgewicht getrost in Richtung 27/28 verschieben. Sie haben dann im Fall einer schweren Erkrankung mehr Reserven."

Muskeln sind schwerer als Körperfett, aber gesünder

"Ich hab halt schwere Knochen!" Eine gern genommende Ausrede, wenn die Waage mehr anzeigt als gewünscht – nur macht sie leider keinen Sinn. "Die Knochendichte kann zwar durchaus von Person zu Person variieren, macht aber kaum Unterschiede beim Körpergewicht aus", stellt die Leiterin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover, Martina de Zwaan, klar.

Eine Frage der Figur: Sind Sie eher Birne oder Apfel?

Eine Frage der Figur: Sind Sie eher Birne oder Apfel?

Was sehr wohl einen Unterschied macht, ist die Muskelmasse: Sportliche Menschen mit vielen Muckis sind oft etwas schwerer als Untrainierte mit der gleichen Größe. Sie leben aber auch gesünder, da Muskeln wichtige Funktionen erfüllen und etwa für die Fettverbrennung verantwortlich sind. Je mehr Muskeln man hat, desto mehr Kalorien verbraucht der Körper also schon im Ruhezustand. Sehr muskulöse Sportler haben dann oft einen höheren BMI, ohne dass das ein Gesundheitsrisiko darstellen würde – im Gegenteil.

Am Po sind Fettpolster ­besser als am Bauch

Fett ist nicht gleich Fett, entscheidend ist, wo es sitzt. Ungesund ist vor allem das sogenannte viszerale Bauchfett. Es umgibt die inneren Organe. Gefährlich ist, dass diese Fettzellen sehr stoffwechselaktiv sind: Sie produzieren unter anderem sogenannte Adipokine, das sind Eiweiße, die Entzündungen befeuern. Und die wiederum schaffen den Nährboden für Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Arteriosklerose – also all die ebenso verbreiteten wie gefährlichen Zivilisationskrankheiten.

Pölsterchen an Po, Hüfte oder Oberschenkeln sind dagegen vergleichsweise harmlos. Vor allem Menschen mit einer "Apfelfigur", also mit Fettpolstern am Bauch, sollten darum abnehmen. Der sogenannte "Birnentyp" ist weniger gefährdet.

Was kommt auf den Tisch? Die Art der Ernährung kann ein Risikofaktor für Zivilisationskrankheiten sein

Was kommt auf den Tisch? Die Art der Ernährung kann ein Risikofaktor für Zivilisationskrankheiten sein

"Auch schlanke Menschen können viel viszerales Fett haben und krank werden. Menschen mit Übergewicht können wenig davon haben und gesund sein", erklärt Endokrinologe Blüher. "Der Bauchumfang ist ein besserer Parameter für gesundheitliche Risiken als das Gewicht oder der BMI alleine. Und er erlaubt auch genauere Vorhersagen, das haben viele Studien sauber belegt", so Blüher. Als Risiko­faktoren für Zivilisationskrankheiten spielen zudem Rauchen, Stress und Ernährung eine wichtige Rolle, nicht nur das Gewicht allein.

Gewichtsschwankungen – was steckt dahinter?

Da hatte man endlich ein Kilogramm abgenommen – und schon am nächsten Morgen ist es wieder da! Klingt frustrierend, ist aber normal. Bei ansonsten gesunden Menschen sind Gewichtsschwankungen von bis zu zwei oder sogar drei Kilogramm innerhalb weniger Tage oder Wochen kein Grund zur Sorge.

Häufig stecken Wassereinlagerungen im Körper dahinter, die das Gewicht leicht ansteigen lassen. Frauen kennen das Problem vor allem aus der zweiten Zyklushälfte. Neben Wassereinlagerungen kann auch Verstopfung ein Grund für leichte Schwankungen sein.

Waage

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Zu extremen Gewichtsschwankungen kann es dagegen nach einer strengen Diät kommen: "Wer mit großer Anstrengung 30 Kilo abspeckt, hat oft schnell wieder 20 Kilo drauf", weiß Adipositas-Expertin de Zwaan. Die große Herausforderung sei, nicht nur kurzfristig abzunehmen, sondern das reduzierte Gewicht zu halten. Statt Diäten wirke darum eine Umstellung der Lebensgewohnheiten langfristig am besten, so de Zwaan: eine gesunde Ernährung und viel Bewegung.

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