Wie entsteht eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse (das Pankreas) liegt im Oberbauch hinter dem Magen. Die Drüse gibt Verdauungssaft mit Verdauungsenzymen in den Dünndarm ab und produziert Hormone, die den Blutzucker regulieren.
Welche Symptome deuten auf eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse hin?
Folgende Beschwerden können Anzeichen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sein:
- plötzliche, starke, anhaltende Oberbauchschmerzen. Sie können in den Rücken ausstrahlen. Oft ziehen sie gürtelförmig um den Körper.
- Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Verdauungsstörungen
- Fieber
Je nach Schweregrad kann es zu einem niedrigen Blutdruck bis hin zum Kreislaufschock kommen.
Ist außer der Bauchspeicheldrüse auch der Gallengang beteiligt, entsteht eventuell eine Gelbsucht:
- Die Haut und die Bindehäute der Augen färben sich gelb.
- Der Urin ist dunkel.
- Der Stuhl ist hell.
- Es kommt zu Juckreiz.
In jedem Fall sollten die Beschwerden rasch ärztlich abgeklärt werden. Bauchschmerzen können viele Ursachen haben. Außer in Notfällen ist die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Ansprechperson. Besteht der Verdacht auf eine akute Pankreatitis, wird üblicherweise ein Krankenhausaufenthalt nötig. Die Erkrankung kann lebensbedrohlich sein.
Eher selten verläuft eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung ohne Schmerzen.
Wie entsteht eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse?
Hierzulande sind die beiden häufigsten Ursachen einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse:
- Erkrankungen der Gallenwege: Der Gallengang und der Bauchspeicheldrüsengang münden gemeinsam in den Darm. Verstopft zum Beispiel ein Gallenstein diesen Gang, staut sich einerseits Galle zurück. Zum anderen kann der Verdauungssaft nicht mehr aus der Bauchspeicheldrüse abfließen. Als mögliche Folge entzündet sich die Drüse. Gallensteine sind zwar eine sehr häufige Ursache für eine akute Pankreatitis. Dennoch erkranken nur drei bis sieben Prozent aller Menschen mit Gallensteinen an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse[1].
- Alkoholkonsum: Menschen, die über längere Zeit Alkohol trinken, haben ein erhöhtes Risiko für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Seltenere Auslöser der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind zum Beispiel:
- Störungen im Fettstoffwechsel (erhöhte Triglyceridwerte)
- bestimmte ärztliche Eingriffe an den Gallenwegen
- eine genetische Veranlagung
- mechanische Hindernisse im Ausführungsgang der Drüse, etwa Tumore
- manche Medikamente
- zu viel Kalzium im Blut, etwa durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüse
- eine Infektion mit Viren (zum Beispiel bei der Krankheit Mumps), Bakterien (zum Beispiel eine Infektion mit dem Bakterium Campylobacter) oder Wurmbefall
Rauchen erhöht das Risiko für eine Pankreatitis.
Bei einem Teil aller Betroffenen bleibt die Ursache für die Bauchspeicheldrüsenentzündung unbekannt.
Wie eine akute Pankreatitis im Detail entsteht, wird noch erforscht. Eine Theorie besagt, dass verschiedene Auslöser letztlich dazu führen können, dass die Verdauungsenzyme vorzeitig aktiv werden – schon in der Bauchspeicheldrüse, statt im Darm. Sie schädigen das Drüsengewebe und setzen eine Reihe verschiedener Reaktionen in Gang, was zur Entzündung und weiteren Krankheitssymptomen führt.
Wie wird eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung behandelt?
In der Regel muss eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung im Krankenhaus behandelt werden, in schweren Fällen auf der Intensivstation.
Rund 80 Prozent der Betroffenen erholen sich innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder. Bleibende Schäden entstehen nicht.
Etwa 15 bis 20 Prozent der Patientinnen und Patienten erleiden einen schweren Verlauf. Teile der Bauchspeicheldrüse können absterben. Die Therapie dauert meist länger und ist aufwendiger. Das Risiko für ernste Komplikationen steigt. Betroffene können im Rahmen einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Art Blutvergiftung mit oder ohne Infektion erleiden.
Allgemeine Maßnahmen
Üblicherweise wird der Gesundheitszustand der Patientinnen oder Patienten anfangs engmaschig in der Klinik überwacht. Sie erhalten passende Schmerzmittel. Außerdem bekommen sie Flüssigkeit über die Venen.
Oft müssen Betroffene zunächst auf Nahrung verzichten. Bei einer milden Erkrankung können sie häufig schon nach ein bis zwei Tagen wieder leicht verdauliche Kost essen.
Hält die Entzündung länger an oder verläuft die Krankheit schwerer, wird spezielle Flüssignahrung über einen dünnen Schlauch, eine sogenannte Sonde, zugeführt. Sie wird durch die Nase eingelegt und führt über die Speiseröhre in den Magen oder den Dünndarm.
Behandlung mittels ERCP
In manchen Situationen kommt eine endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) zum Einsatz, etwa wenn ein Gallenstein den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse verstopft. Die Ärztin oder der Arzt schiebt ein Endoskop, eine Art dünnen Schlauch, über die Speiseröhre bis zum Dünndarm. Darüber wird Kontrastmittel verabreicht. Das macht die Gallengänge auf einem Röntgenschirm sichtbar. Der Gallenstein kann oft mithilfe von winzigen Instrumenten durch das Endoskop entfernt werden.
Operative Eingriffe bei schwerem Verlauf
Verläuft die Entzündung schwer, können größere Flüssigkeitsansammlungen um die Bauchspeicheldrüse entstehen oder es stirbt Gewebe ab. Dort können sich Bakterien ansiedeln. Zeigen sich Zeichen einer bakteriellen Infektion, erhält die Patientin oder der Patient Antibiotika. Eventuell ist es nötig, sogenannte Spülkatheter – dünne Schläuche – in den betroffenen Bereich zu legen, um die Entzündung einzudämmen.
In manchen Fällen ist ein Eingriff notwendig, um zum Beispiel abgestorbenes Bauchspeicheldrüsengewebe zu entfernen. Falls möglich, wählen Ärztinnen und Ärzte minimalinvasive Methoden, also eine „Schlüssellochoperation“, die mit sehr kleinen Schnitten funktioniert.
Nach einiger Zeit können in der Bauchspeicheldrüse flüssigkeitsgefüllte Hohlräume entstehen, sogenannte Pseudozysten. Oft bilden sie sich von allein wieder zurück. Manchmal erfordern sie jedoch einen ärztlichen Eingriff.
Wenn möglich: Ursachen beheben
Die Auslöser der akuten Entzündung sollten – soweit bekannt und möglich – behandelt werden:
- Zum Beispiel kann es ratsam sein, die Gallenblase zu entfernen, um das Risiko für weitere Bauchspeicheldrüsenentzündungen durch Gallensteine zu senken.
- War Alkohol der Auslöser, sollten Betroffene künftig auf Alkohol verzichten.
- Ein Rauchverzicht ist generell ratsam und kann das Rückfallrisiko bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ebenfalls günstig beeinflussen.
Therapie möglicher Folgen
Falls ausgedehnte Bereiche der Bauchspeicheldrüse erkrankt waren oder entfernt werden mussten, erfüllt das Organ seine Funktion unter Umständen nicht mehr ausreichend. Mögliche Folgen sind:
- Verdauungsstörungen: Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Verdauungsenzyme, treten Verdauungsstörungen auf – etwa Blähungen und Durchfall. Fett wird nicht mehr richtig verdaut. Die Betroffenen nehmen ab, sie bekommen womöglich Mangelerscheinungen. Die Ärztin oder der Arzt empfiehlt dann eventuell, Verdauungsenzyme in Form eines Präparates zu den Mahlzeiten einzunehmen. Die Dosierung muss individuell angepasst werden. Es kann außerdem erforderlich sein, fettlösliche Vitamine zuzuführen. Die Ärztin oder der Arzt berät zur richtigen Dosis.
- Diabetes: In manchen Fällen produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin. Das ist ein wichtiges Hormon des Zuckerstoffwechsels. Der Körper kann in der Folge den Zucker aus dem Blut nicht mehr ausreichend in die Körperzellen aufnehmen. Der Blutzucker steigt an. Es kommt es zu einem Diabetes mellitus. Dann helfen – je nach Ausprägung – eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, eventuell ausgewählte Medikamente oder Insulin, das gespritzt wird.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.
Quellen:
- [1] Vege S S, MD: Etiology of acute pancreatitis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com : https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 28.08.2024)
- [2] Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS): S3-Leitlinie Pankreatitis. Leitlinie: 1996. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- https://www.gesundheitsinformation.de/akute-entzuendung-der-bauchspeicheldruese-pankreatitis.html: Akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- Vege S S, MD: Patient education: Acute pancreatitis (Beyond the Basics). Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com : https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- Vege S S, MD: Pathogenesis of acute pancreatitis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com : https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 26.08.2024)
- Vege S S, MD: Clinical manifestations and diagnosis of acute pancreatitis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com : https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 29.08.2024)
- Vege S S, MD: Management of acute pancreatitis. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. https://www.uptodate.com : https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 29.08.2024)