Gesund Gärtnern: So geht‘s

Nach getaner Arbeit entspannen: Gärtnern tut Körper und Geist gut, birgt aber auch einige Gefahren. Rund 200.000 Gartenunfälle passieren in Deutschland pro Jahr.
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Wunden ideal versorgen
Mit den ersten Sonnenstrahlen wird wieder viel gesät, geschnitten und geharkt. Das Werkeln im Grünen tut Körper und Seele gut und zählt hierzulande zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen. Allerdings kommt es dabei schnell mal zu kleinen Verletzungen, etwa durch Schnitte, Splitter oder Dornen.
Auch wenn die Wunde harmlos scheint, unterschätzen sollte man sie nicht, sagt Dr. Katja de With, Leiterin der Klinischen Infektiologie am Dresdner Universitätsklinikum. Nicht nur in der Erde, auch auf der Haut leben viele Keime, darunter Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken. Geraten diese in die Wunde, kann es zu einer gefährlichen Infektion kommen. So dringt etwa beim Piks in den Finger der Stachel oft tiefer ins Gewebe ein, als man denkt. Und mit ihm die Keime.
Daher gilt: Fremdkörper wie Dornen oder Splitter immer sofort entfernen und die Wunde sauber halten. Geht die Wunde tiefer oder blutet nach, direkt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Ebenso, wenn Entzündungszeichen auftreten und das Gewebe etwa schmerzt, gerötet, überwärmt oder geschwollen ist.
Zudem sollten alle Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner an das Risiko einer Tetanus-Infektion denken. Denn Tetanus-Bakterien gelangen ebenfalls etwa über Schmutz in die Wunde und können ungeimpft einen tödlichen Wundstarrkrampf auslösen.
Gartengeräte sicher verwenden
Größere Verletzungen können mit Gartengeräten entstehen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zählt rund 200.000 Gartenunfälle pro Jahr. „Häufig sehen wir Säge- und Schnittverletzungen, etwa mit einer Hecken- oder Gartenschere“, sagt Dr. Benamin Panzram, Leiter des Bereichs Hand-, Ellenbogen und Mikrochirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg.
Oft unterschätzten Gartenarbeiter die Schärfe ihrer Werkzeuge, die sich nach der Winterpause auch nicht mehr im besten Zustand befinden können. „Vor allem Scheren werden schnell rostig, sodass man beim Schneiden zunächst mehr Kraft aufwenden muss", sagt Panzram. Löse sich dann überraschend die Blockade, käme es schnell zu einer Verletzung.
Besonders gefährlich sind auch Verletzungen mit dem Rasenmäher. Etwa wenn man beim Reparieren in den Messerbereich greift. „Elektrische Geräte immer erst vom Strom trennen, bevor man schaut, wo das Problem liegt“, rät Panzram. Ebenfalls häufig: Stürze von der Leiter. Wer eine solche nutzt, sollte also immer darauf achten, dass sie stabil steht. Zudem rät Experte Panzram, die eigenen Kräfte ehrlich einzuschätzen: „Viele übernehmen sich. Dann ist ihnen plötzlich schwindelig und sie verlieren das Gleichgewicht.“
Überlastungen vermeiden
Bei der Gartenarbeit gelten die gleichen Regeln wie beim Sport, sagt Panzram. Also: langsam einsteigen, anstatt mit Vollgas zu starten. Denn die Muskeln und vor allem die Sehnen müssen sich erst wieder an die Belastungen gewöhnen, erklärt der Handchirurg.
Oft wird aber gleich alles auf einmal in Angriff genommen: Die Blumen werden beschnitten, die Bäume gestutzt, der Rasen gemäht. Das kann den Körper und besonders die viel beanspruchten Hände überlasten. Dabei bleibt es teils nicht beim Muskelkater. „Typisch ist auch eine Sehnenscheidenentzündung“, sagt Panzram. Daher: Pausen machen, an eine gute Haltung denken und nicht nach vorn übergebeugt arbeiten.
Vor Zecken schützen
Nicht nur im Wald, sondern auch im Garten lauern die Blutsauger. Zecken sitzen etwa in hohen Gräsern und Büschen und lassen sich auf Tiere oder Menschen abstreifen. Die Spinnentiere können gefährliche Krankheiten übertragen. Dazu zählt neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) die Borreliose. Sie ist die am häufigsten durch Zecken verbreitete Krankheit in Deutschland. Ein typisches Anzeichen ist eine ringförmige Hautrötung, die sich meist an der Stichstelle langsam ausbreitet. Daher nach einem Zeckenstich in den folgenden zwei bis drei Wochen auf eine solche Rötung achten. Im Fall der Fälle – oder wenn andere Beschwerden auftreten – zeitnah in die Arztpraxis gehen.
Gegen FSME schützt eine Impfung. „Diese wird immer wichtiger“, sagt Katja de With. Denn die infizierten Zecken breiten sich zunehmend auch im Norden aus. In Risikogebieten wird ein Impfschutz empfohlen. Denn bei FSME können sich die Gehirnhaut und das Gehirn entzünden – mit schweren Folgen. Eine Karte der Risikogebiete finden Sie hier.