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Tetanus – kurz zusammengefasst

  • Tetanus oder Wundstarrkrampf ist eine Infektionskrankheit, hervorgerufen durch das Bakterium Clostridium tetani. Der Erreger kommt vor allem in der Erde vor.
  • Zu einer Infektion kann es kommen, wenn man sich an einem Gegenstand verletzt, der mit Clostridien verunreinigt ist. Das kann zum Beispiel ein Nagel, Messer oder Holzsplitter sein.
  • Gelangen die Bakterien in den Körper, vermehren sie sich und bilden ein Gift (Toxin). Dieses Gift löst schwere Muskelkrämpfe aus.
  • Gegen Tetanus gibt es eine Impfung. In Deutschland werden Kinder bereits im Säuglingsalter geimpft. Damit der Immunschutz bestehen bleibt, sind regelmäßige Auffrischungen nötig.
  • Verletzt man sich, ist es wichtig, die Wunde zu reinigen. Bei tiefen oder großen Wunden ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Was ist Tetanus?

Tetanus – auch Wundstarrkrampf genannt – ist eine bakterielle Infektionskrankheit, hervorgerufen durch den Erreger Clostridium tetani.

Wie macht das Bakterium krank?

Das Bakterium kommt vor allem in der Erde vor. Man findet es außerdem im Kot von Tieren oder im Staub.

Clostridien bilden Sporen, um sich zu vermehren. Die Sporen sind äußert widerstandsfähig; sie können jahrelang im Erdreich überleben. Gelangen sie durch eine Infektion in eine Wunde, können sie auskeimen, sich vermehren und schließlich krank machen.

Charakteristisch für Tetanus ist, dass die Erreger Giftstoffe (Toxine) bilden, die in die Nervenbahnen gelangen und schwere Muskelkrämpfe auslösen.

Wie häufig tritt Tetanus auf?

In Deutschland kommt Tetanus nur noch selten vor, da viele Menschen dagegen geimpft sind.

Für nicht oder nur lückenhaft geimpfte Menschen kann die Infektion jedoch lebensbedrohlich sein.

Vor allem in Ländern mit geringer Impfquote und schlechten hygienischen Bedingungen erkranken viele Menschen an Tetanus und sterben daran.

Es gibt verschiedene Arten von Tetanus

Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden im Wesentlichen vier Formen von Tetanus.

  • generalisierter Tetanus: Generalisiert bedeutet allgemein. Das heißt, diese Form betrifft den gesamten Körper. Sie kommt in Mitteleuropa am häufigsten vor.
  • lokaler Tetanus: Er tritt örtlich auf und ist auf den Teil des Körpers beschränkt, an dem man sich verletzt hat.
  • zephaler Tetanus: Zephal bedeutet „den Kopf betreffend“. Das ist eine Sonderform des lokalen Tetanus, verursacht durch eine Verletzung am Kopf, im Gesicht oder im Nacken. Kennzeichnend für die Form ist, dass es zu einer Gesichtslähmung kommt und die Kaumuskeln verkrampfen – medizinisch Trismus genannt. Dieser führt zu einer Art hämischem Grinsen („Teufelsgrinsen“).
  • neonataler Tetanus: Neonatal heißt übersetzt Neugeborene. Diese Form ist weltweit die häufigste und tritt insbesondere in Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung und geringeren Hygienestandards auf.

Wie wird Tetanus übertragen?

Tetanus wird durch eine Infektion mit Clostridien-Sporen ausgelöst. Clostridien sind Bakterien, die in Form von Sporen lange Zeit in der Umwelt überleben können, ohne krank zu machen.

Typischerweise infizieren sich Menschen mit Tetanus, indem sie sich durch Gegenstände verletzen, an denen Clostridien-Sporen kleben. Das können verunreinigte Nägel, Messer, Werkzeuge, Holzsplitter oder Dornen sein.

Auf diesem Weg gelangen die Sporen in die Wunde, wo sie zu infektiösen Bakterien auskeimen.

Es ist auch möglich, dass sich eine Schürfwunde infiziert, wenn man zum Beispiel beim Fahrradfahren stürzt und mit durch Clostridien verunreinigte Erde in die Wunde kommt.

Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Wie merkt man, dass man Tetanus hat?

Die Inkubationszeit bei Tetanus beträgt im Durchschnitt ungefähr acht Tage. Das ist die Zeit, die zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen vergeht.

Es kann manchmal auch nur wenige Tage oder einige Wochen dauern, bis sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen. Tritt Tetanus zum Beispiel bei Neugeborenen auf, zeigen sich die Symptome typischerweise bereits nach kurzer Zeit.

Symptome bei Tetanus

  • steife Kiefer- oder Nackenmuskeln, die es erschweren, den Kiefer oder den Nacken normal zu bewegen
  • ein seltsam aussehendes Lächeln, das nicht weggeht, wenn man versucht, den Mund zu entspannen
  • harte und schmerzhafte Muskeln, die sich nicht lockern, wenn man versucht sie zu entspannen
  • Probleme beim Atmen oder Schlucken oder beidem
  • Schwitzen, obwohl man keinen Sport getrieben hat oder Hitze ausgesetzt war
  • Reizbarkeit und Rastlosigkeit
  • erhöhter oder unregelmäßiger Herzschlag
  • Fieber
  • schmerzhafte Muskelkrämpfe

Was passiert, wenn man Tetanus hat?

Tetanus-Erreger gelangen als Sporen über eine Wunde in den Körper. Dort vermehren sie sich und bilden den Giftstoff (Toxin) Tetanospasmin.

Dieses Tetanus-Toxin wandert entlang der Muskel-Nervenbahnen in Richtung Rückenmark und Hirnstamm. Dort greift es in Prozesse ein, die die Muskelaktivität steuern.

In der Folge können sich Muskeln nicht wie gewohnt entspannen: Es kommt zu einer erhöhten Muskelspannung und schmerzhaften Krämpfen.

Zeichen eines schweren Tetanus

Bei Menschen mit schwerer Tetanus-Erkrankung verkrampfen sich die Muskeln derart, dass sich der Körper wie eine Brücke biegt. Dies geht häufig einher mit geballten Fäusten, ausgestreckten Beinen und Armen, die sich hin und her bewegen.

Die Atemprobleme können zudem so stark ausgeprägt sein, dass es zu einem Atemstillstand kommt.

Intensivmedizinische Betreuung nötig

Tetanus ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Etwa 10 bis 20 von 100 Menschen in den westlichen Ländern sterben daran.

Menschen mit Verdacht auf Tetanus benötigen daher eine Behandlung auf der Intensivstation, wo sie überwacht und notfalls beatmet werden können.

Eine Tetanus-Erkrankung ist langwierig. Bis sich die Beschwerden merklich bessern, vergehen für gewöhnlich vier bis sechs Wochen.

Wichtig: Wer Tetanus überstanden hat, kann sich erneut infizieren und erkranken. Um dies zu verhindern, werden Patientinnen und Patienten in der Regel gegen Tetanus geimpft – vor allem, wenn sie ein geschwächtes Immunsystem haben.

Wie kann man sich vor Tetanus schützen?

Mit einer Impfung und einfachen Verhaltensmaßnahmen kann man Tetanus vorbeugen.

Tetanus-Impfung

Grundimmunisierung. In Deutschland gehört die Impfung gegen Tetanus zu den Standardimpfungen bei Kindern. Um einen vollständigen Immunschutz gegen Tetanus aufzubauen, sind drei Impfdosen im Säuglingsalter notwendig. Frühgeborene bekommen vier Impfdosen.

Die Kinder werden in der Regel mit einem Kombinations-Impfstoff geimpft, der außerdem gegen Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B und eine Infektion mit Haemophilus influenzae Typ b (Hib) schützt.

Wann genau die einzelnen Impfungen erfolgen, zeigt der Impfkalender des Robert Koch-Instituts.

Auffrischungsimpfung. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt zwei Auffrischungsimpfungen für Kinder und Jugendliche: eine im Alter von 5 bis 6 Jahren und eine im Alter von 9 bis 16 Jahren. Danach rät die Stiko zu einer Auffrischung im Abstand von zehn Jahren.

Tipp: Prüfen Sie in Ihrem Impfpass, wann Sie das letzte Mal gegen Tetanus geimpft wurden. Liegt das länger als zehn Jahre zurück, ist es ratsam, einen Termin bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu machen.

Sie möchten mehr über die Tetanus-Impfung erfahren? Etwa welche Nebenwirkungen auftreten können und was passiert, wenn man die Auffrischung vergessen hat? Informationen dazu und zu weiteren Aspekten finden Sie im Artikel: Tetanus-Impfung – Häufige Fragen und Antworten

Verhaltensmaßnahmen zum Schutz vor Tetanus

  • Gehen Sie zu einer Ärztin oder einem Arzt, wenn Sie oder Ihr Kind sich an etwas Spitzem verletzt haben – zum Beispiel einem Nagel oder einer Glasscherbe.
  • Gleiches gilt, wenn Sie oder Ihr Kind von einem Tier gebissen wurden.
  • Säubern Sie Wunden sorgfältig. Reinigen Sie sie mit Wasser und Seife und tragen Sie antiseptisch wirkende Salbe auf. Ist die Wunde tief oder stark verschmutzt, ist es ratsam, eine ärztliche Praxis aufzusuchen.
  • Wenn Sie oder Ihr Kind sich Medikamente spritzen, achten Sie darauf, dass die Nadeln sauber und steril sind.
  • Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner schützen sich, indem sie etwa beim Beschneiden von dornigen und stacheligen Pflanzen Handschuhe tragen und beim Umgang mit Gartengeräten vorsichtig sind.
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Wie wird Tetanus behandelt?

Die Behandlung von Tetanus zielt darauf, die Infektion einzudämmen und das Bakterien-Gift, das die Beschwerden hervorruft, unschädlich zu machen.

Die Behandlung erfolgt in der Regel auf der Intensivstation, wo Ärztinnen und Ärzte den Kreislauf und die Atmung überwachen. Manche Patientinnen und Patienten müssen künstlich beatmet werden.

Zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen zählen:

  • Wundreinigung. Zunächst ist es wichtig, abgestorbenes oder verschmutztes Gewebe zu entfernen. Man bezeichnet das auch als Wundtoilette oder Debridement. Häufig schneiden Ärztinnen und Ärzte unter örtlicher Betäubung das Gewebe heraus. Außerdem decken sie die Wunde mit speziellen Auflagen ab, um überschüssige Flüssigkeit und Erreger zu binden und zu entfernen.
  • Inaktivierung des Bakterien-Giftes. Ist die erkrankte Person nicht geimpft oder ist unklar, ob sie über einen ausreichenden Impfschutz verfügt, bekommt sie Tetanus-Immunglobuline gespritzt. Das sind Antikörper, die noch frei verfügbares Bakterien-Gift unschädlich machen. Gift, das bereits im Gewebe wirkt, lässt sich nicht inaktivieren. Medizinerinnen und Mediziner sprechen hier von einer passiven Immunisierung.
  • Impfung gegen Tetanus. Eine überstandene Erkrankung führt nicht dazu, dass man gegen Tetanus immun wird. Deshalb bekommen Patientinnen und Patienten den Tetanus-Impfstoff gespritzt. Dieser enthält abgetötetes Tetanus-Gift und regt den Körper an, selber Antikörper (Immunglobuline) dagegen zu bilden. Es handelt sich hier um eine aktive Immunisierung.
  • Medikamente. Gegen Bakterien wirken Antibiotika. Bei Tetanus kommt in der Regel der Wirkstoff Metronidazol zum Einsatz. Er hemmt das Wachstum der Bakterien und verhindert, dass sie sich vermehren und weiterhin Gift bilden. Außerdem bekommen die Patientinnen und Patienten Medikamente gegen Muskelkrämpfe und Muskelsteifigkeit.
Verband anlegen

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Fazit

In Deutschland erkrankt kaum jemand an Tetanus, da die meisten im Säuglingsalter dagegen geimpft worden sind. Um den Schutz aufrechtzuerhalten, ist es sinnvoll, die Impfung alle zehn Jahre aufzufrischen. Und: Egal, wie klein eine Wunde ist, man sollte sie immer sorgfältig reinigen und mit einem Verband abdecken.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

  • Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2023. Epidemiologisches Bulletin 4/2023: https://www.rki.de/... (Abgerufen am 24.08.2023)
  • Robert Koch-Institut (RKI): Tetanus, RKI-Ratgeber. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 24.08.2023)
  • S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN): Tetanus. Leitlinie: 2017. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 24.08.2023)

  • Thwaites L: Tetanus. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 24.08.2023)
  • UpToDate: Patient education: Tetanus (The Basics). . Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 24.08.2023)

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