Erste Hilfe: Kleine Pflasterkunde

Kleine Wunde: Nicht jedes Pflaster eignet sich gleich gut
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Klassiker für kleine Schnitte
Kurz nicht aufgepasst, schon passiert: Beim Gemüseschneiden ist das Messer abgerutscht. „Kleine, oberflächliche Schnittwunden versorgt man am besten mit einem klassischen Pflaster“, sagt Apothekerin Valerie Sender aus Bottrop.
Ob man sich für ein Set mit fertigen Strips in verschiedenen Größen oder für eine Rolle mit Meterware zum Abschneiden entscheidet, ist Geschmackssache. Vorteil der Meterware: Das Pflaster lässt sich passend zuschneiden. Ein Set ist dagegen praktisch für unterwegs, wenn gerade keine Schere zur Hand ist.

„Sprühpflaster eignen sich für schwer erreichbare Stellen“ - Valerie Sender, Apothekeninhaberin aus Bottrop
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Pflaster-Spezial für Finger und Gelenke
Beim Fingerpflaster ist eine Klebefläche neben der Wundauflage deutlich länger, um den Finger mehrfach zu umrunden. Befindet sich die Verletzung an Fingerkuppe oder am Ende eines Zehs, eignet sich ein schmetterlingsförmiges Fingerkuppenpflaster. Es umschließt komplett Kuppe oder Zehenspitze. Für Körperstellen, die häufig bewegt werden, zum Beispiel Gelenke, gibt es dehnbare Pflastervarianten („elastic“), die sich der Körperbewegung anpassen.
XL für Schürfwunden
Für Abschürfungen eignen sich Pflaster mit großer Wundauflage, die die Verletzung großzügig abdecken. „Stark verschmutzte Wunden bitte vorab unter fließendem Wasser säubern und kleine Steinchen vorsichtig mit einer Pinzette entfernen“, empfiehlt Dr. Wiltrud Probst, Apothekerin an den Kliniken Heidenheim. Anschließend die betroffene Stelle mit einem Wunddesinfektionsmittel behandeln.
Ist die Schürfwunde größer, rät Probst zu hydroaktiven Pflastervarianten: „Sie regulieren die Feuchtigkeit, nehmen Wundsekret auf und sind atmungsaktiv. Außerdem verhindern sie, dass das Pflaster mit der Wunde verklebt.“
Die Sprüh-Alternative
Bei kleinen oberflächlichen Schnitt- oder Schürfwunden, die nicht mehr bluten oder nässen, sind Sprühpflaster eine gute Wahl. „Sie bilden einen durchsichtigen und wasserfesten Schutzfilm über der Wunde, der sich nach einigen Tagen von selbst auflöst“, erklärt Apothekerin Valerie Sender. Vor allem für schwer zugängliche Stellen oder Körperbereiche, die oft bewegt werden, seien Sprühpflaster praktisch.
Schutz vor Blasen
Eine Blase bekommen, weil der Schuh beim Wandern drückt? Blasenpflaster verringern durch ihre Gelschicht Reibung, Druck und Schmerz. Ein schmales, längliches für den Zeh, ein großes, ovales für die Ferse. Praktisch ist ein Set mit unterschiedlichen Größen. Die Pflaster können auch auf eine offene Blase geklebt werden. „Die umgebende Haut sollte – nach Wunddesinfektion – gut trocken sein“, so Expertin Sender.
Tipp: Blasen kann man vorbeugen. Gefährdete Stellen vorsorglich mit einem Pflaster abdecken. Oder einen Anti-Blasen-Stick auftragen. Enthaltene Öle reduzieren mögliches Wundreiben.
Pflaster gegen Druck
Hühneraugen sehen nicht nur unschön aus, sie können auch schmerzen. Abhilfe schaffen Hühneraugenpflaster. Diese enthalten Milch– oder Salicylsäure, die die Hornhaut des Hühnerauges aufweichen. Anschließend die Haut durch vorsichtiges Reiben mit einem Bimsstein, am besten nach einem Fußbad, entfernen.
Tipp: Hühneraugen und Druckstellen verschwinden meist von selbst, wenn die Ursache für Druck und Reibung behoben wird – zum Beispiel durch besser passende Schuhe.
Wichtig: Menschen mit Erkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für Verletzungen und Probleme mit der Wundheilung an den Füßen haben (unter anderem Menschen mit Diabetes oder Menschen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen), sollten die Entfernung besser einer professionellen Fußpflegekraft (Podologe oder Podologin) überlassen.
Zum Arzt gehen, wenn …
- die Wunde tief oder groß ist oder blutet
- Kreislaufprobleme wie Schwäche und Schwindel auftreten
- Gefühlsstörungen dazukommen
- Neigungen zu chronischen Wunden bestehen, etwa bei schlecht eingestelltem Diabetes
- sich die Wunde entzündet (Schwellung, Rötung), eitert oder nach einer Woche nicht abheilt
- Fremdkörper (Glassplitter, Dorn, Steinchen) in der Wunde stecken
- die Wunde durch einen Biss verursacht wurde (hohe Infektionsgefahr)
- kein Tetanusschutz mehr besteht
- Verbrennungen stark schmerzen oder Blasen bilden bzw. bei Verbrennungen im Gesichts- oder Genitalbereich
Mögliche Extraleistungen
Wasserabweisend / wasserfest oder wasserdicht: Pflaster mit dieser Eigenschaft können die Wunde für gewisse Zeit vor Wasser schützen, mit manchen kann man sogar duschen oder schwimmen.
Sensitiv / soft / hypoallergen: Diese Pflaster sind besonders hautfreundlich und daher für empfindliche Haut oder Menschen mit Allergien geeignet. Sie sind auch eine Alternative, wenn die Haut gereizt auf Material oder Klebstoff von Wundpflastern reagiert. Noch softer sind Pflaster mit Silikon-Klebeschicht, geeignet für Kinder, Ältere und stark behaarte Haut.
Steril: Einzeln eingepackt, haben sterile Pflaster rundum einen breiten Kleberand und schützen die Wunde komplett und zuverlässig. Sie eignen sich bei Wunden mit einem hohen Infektionsrisiko wie Bisswunden oder Schnittverletzungen im Haushalt.