Sicher mit dem Rollator umgehen

Ein Rollator kann im Alltag zu mehr Freiheit verhelfen
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Keine Frage: Für Menschen, die nach einem Sturz oder einer Operation sehr schwach auf den Beinen sind oder die starke Gelenkbeschwerden oder Gleichgewichtsstörungen haben, ist der Rollator oft ein Segen. Es macht eben einen Unterschied, ob man die Wasserflasche selbst aus der Küche holen kann oder dafür auf fremde Hilfe angewiesen ist. Auch selbstständig zum Bäcker oder zur nahe gelegenen Parkbank gehen zu können bedeutet ein gutes Stück Lebensqualität.
Rollatoren können Haltungsschäden fördern
Der Trend zum Rollator birgt allerdings auch ein Risiko, warnt DGSP-Präsident Professor Klaus-Michael Braumann: "Der Rollator verführt manche Menschen dazu, ihn viel häufiger zu benutzen, als sie ihn eigentlich bräuchten. Das kann zu Haltungsschäden führen und auch dazu, dass sich die Betroffenen beim Gehen immer weniger zutrauen."
Das bestätigt auch Professor Thomas Horstmann, Orthopädie an der Klinik St. Hubertus in Bad Wiessee und Professor für Konservative und rehabilitative Orthopädie an der Technischen Universität München. "Je häufiger und stärker man sich auf den Rollator stützt, desto größer wird die Gefahr, einen Rundrücken zu entwickeln."
Möglichst aufrecht bleiben
Dabei gehe es keinesfalls um ein Entweder-Oder, betont der Orthopäde. "Für längere Strecken oder auch zum Einkaufen ist für viele Gehbehinderte ein Rollator optimal. Wichtig ist aber auch, es – je nach den eigenen Möglichkeiten – immer wieder ohne zu probieren oder mit Gehstöcken."
Am besten sollten mit der Verordnung eines Rollators immer auch eine Einweisung und Übungseinheiten für das möglichst aufrechte Gehen mit diesem Hilfsmittel verschrieben werden, betont Thomas Horstmann. Das werde im Rahmen einer medizinisch angezeigten Krankengymnastik von der Krankenkasse bezahlt. Aber auch Institutionen wie etwa die Volkshochschulen, der Deutsche Olympische Sportbund oder Wohlfahrtsverbände bieten Rollator-Einweisungen und -Schulungen an.
Beherrschen Sie Ihren Rollator?
Höheneinstellung prüfen lassen
Um mit dem Rollator möglichst aufrecht zu gehen, sollte regelmäßig ein Physiotherapeut oder Orthopäde die Höheneinstellung anpassen beziehungsweise überprüfen, rät Horstmann: "Sind die Griffe mindestens auf Höhe der Handgelenke? Je sicherer Sie auf eigenen Beinen stehen, desto höher können Sie den Rollator festhalten."
Damit persönliche Einstellungen nicht nach jedem Zusammenklappen neu gefunden werden müssen, empfiehlt Detlef Detjen, Geschäftsführer des Vereins "Aktion Gesunder Rücken", Rollatoren mit Memory-Effekt für die Höheneinstellung. Sein Verein hat bereits mehrfach Rollatoren auf ihre Bewegungs- und Rückenfreundlichkeit hin geprüft.
Schultermuskeln stärken
Um Spannungen auszugleichen und möglichen Haltungsschäden entgegenzuwirken, legt Thomas Horstmann Rollatornutzern nahe, sich möglichst täglich einige Minuten Zeit zu nehmen, um die Schulterblatt- fixierenden Muskeln und die Schultermuskeln zu trainieren.
Dazu werden beispielsweise bei aufrechtem Oberkörper die Schulterblätter nach hinten unten gezogen: "So als ob Sie Ihre Ellenbogen in die hinteren Hosentaschen stecken wollten." Weitere Möglichkeiten sind, sich aus dem aufrechten Stand soweit es geht nach oben zu strecken oder mit möglichst weit nach hinten unten gezogenen Schultern seitlich die Arme zu heben.
Rückenübungen finden Sie hier.