Künstliche Ernährung: So verabreichen Sie Sondenkost
Sondenkost hilft, wenn Menschen nicht mehr schlucken können. Das kann etwa der Fall sein, wenn Ihr Angehöriger im Wachkoma liegt oder einen Schlaganfall hatte. Bei einer PEG-Sonde führt ein Schlauch durch die Bauchdecke in den Magen. So bekommt der pflegebedürftige Mensch alle Nährstoffen, die er zum Leben braucht: Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate, aber auch Vitamine und Mineralstoffe.
So kommen Sie an die Sondennahrung
Sondennahrung und Zubehör bekommen Sie auf ärztliches Rezept. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, Sie müssen eine Zuzahlung übernehmen. Hersteller oder spezialisierte Apotheken liefern Ihnen die Kost einmal im Monat nachhause.
Die Nahrung gibt es in Glasflaschen oder Plastikbeuteln. Mit einem speziellen Schlauchstück wird die Nahrung direkt mit der Sonde verbunden. Eine Tagesration von 1000 bis 2000 Millilitern enthält alles, was Ihr Angehöriger braucht, Sie müssen nur Flüssigkeit zugeben.
Lassen Sie sich zeigen, wie es geht
Wenn Sie keine Erfahrung mit Sondenkost haben: Lassen Sie sich von einem ambulanten Pflegedienst oder Sondenspezialisten beraten. Fragen Sie um Rat, wenn Nahrung ausflockt, die Haut um die Sonde wund wird oder der Schlauch verstopft.
Bitte nicht selber kochen!
Vielleicht möchten Sie Ihrem Angehörigen etwas Gutes tun, indem Sie sein Lieblingsessen durch die Sonde verabreichen. Bitte nicht! Der Schlauch ist nur zwei bis drei Millimeter dick. Selbst fein püriert ist das Essen noch zu zähflüssig. Schon geronnenes Eiweiß oder Mineralsalze können den Schlauch verstopfen. Industriell hergestellte Kost ist außerdem genau auf den Nährstoffbedarf Ihres Angehörigen abgestimmt.
Auf die Hygiene achten
Bewahren Sie die Sondennahrung immer im Kühlschrank auf und stellen Sie die Flasche nie in die direkte Sonne. Achten Sie auf das Haltbarkeitsdatum! Angebrochene Flaschen im Kühlschrank aufbewahren und rasch verbrauchen. Den Sondenschlauch tauschen Sie bitte alle 24 Stunden aus – er ist ein Einmalprodukt. Ausgetauscht wird das Überleitsystem - die Sonde selbst bleibt natürlich liegen.
Gut dosieren
Die Kost läuft mithilfe einer Pumpe meist kontinuierlich über den Tag verteilt. Manche Patienten bekommen sie auch portionsweise. Üblich ist in jedem Fall eine nächtliche Pause von mindestens vier Stunden, damit der Magen wieder schützende Säure produzieren kann.
Richtig essen nur unter Aufsicht
Je nach Grundleiden dürfen Patienten auch mal Joghurt oder ein bisschen Suppe löffeln. Aber nur, wenn es der Arzt erlaubt hat, und unter Aufsicht eines Pflegeprofis.
Immer gut durchspülen
Sonden können verstopfen. Spülen Sie sie deshalb regelmäßig durch – bevor und nachdem Sie Medikamente oder Nahrung verabreicht haben und vor der nächtlichen Pause. Ein Nebeneffekt: So kommt Ihr Angehöriger an zusätzliche Flüssigkeit. Geeignet ist ca. 50 ml abgekochtes, abgekühltes Leitungswasser oder Mineralwasser ohne Kohlensäure. Tee gibt man heute nicht mehr, schmecken kann der Kranke über die Sonde ohnehin nicht.
Medikamente geben
Auch Medikamente können Sie über die Sonde verabreichen (aber bitte nie mit dem Essen zusammen!). Bei flüssigen Arzneimitteln ist das kein Problem – etwa bei Tropfen oder Säften. Tabletten kann man im Mörser kleindrücken, in Wasser auflösen und mit der Spritze über die Sonde verabreichen. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit Ihrem Apotheker. "Bei Tabletten, Kapseln oder Dragees prüfen wir, ob und wie man sie auflösen oder zerkleinern darf", sagt Apothekerin Dr. Wiltrud Probst. Tabletten nie mit Gewalt durch die Sonde drücken!
Bitte nicht selbst experimentieren! Geben Sie jedes Medikament einzeln, auch wenn Ihr Angehöriger mehrere Arzneimittel braucht. Sonst wirken die Mittel womöglich nicht zuverlässig und der Schlauch verstopft. Spülen Sie die Sonde davor und danach mit 40 ml Wasser.
Nach dem Essen
Wenn Ihr Angehöriger das Essen in Portionen bekommt, sollte er nach der Mahlzeit etwa eine Stunde leicht aufgerichtet im Bett sitzen. Beobachten Sie den Kranken. Bei Symptomen wie plötzlicher Blässe, Schmerzen oder Brechreiz sofort den Arzt informieren!
Hat Ihr Angehöriger Schmerzen oder Durchfall? Vielleicht ist die Nahrung verkeimt, zu schnell eingelaufen oder zu kalt – die Nahrung sollte Zimmertemperatur haben. Fragen Sie einen Arzt um Rat. Es kann auch eine Unverträglichkeit dahinterstecken. Dann kann der Arzt eine andere Kost verordnen. Helfen kann dann vielleicht ein magenfreundlicher Tee, den man im Beutel anhängt.
Verbinden
Die Eintrittsstelle der Sonde ist mit einem Pflaster verbunden, das zwei- bis dreimal pro Woche gewechselt werden muss. Das übernimmt meist ein Pflegedienst. Wenn Sie sich als Angehöriger gern an der Pflege beteiligen wollen und eine gründliche Einweisung bekommen haben, können Sie die Sonde selbst behutsam alle 2-3 Tage bewegen, damit der Schlauch nicht mit der Haut verwächst. Wenn die Haut rot oder entzündet ist, sprechen Sie unbedingt mit einem Arzt.
Mundpflege
Obwohl der Patient nicht normal isst, denken Sie bitte auch an die Mundpflege: Zähne oder Prothese zweimal am Tag mit Zahncreme und -bürste reinigen. Einen trockenen Mund mit Salbei- oder Kamillentee spülen.
Fachliche Beratung: Sandra Werda, Krankenschwester in der häuslichen Intensivpflege, München Dr. Wiltrud Probst, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie, Kliniken Landkreis Heidenheim