Logo der Apotheken Umschau

Körperpflege, Drehen im Bett, Verbandwechsel. Pflegebedürftige Menschen erfahren im Alltag viele routinierte Berührungen, denen sie sich kaum entziehen können. Mit wohltuendem Hautkontakt hat das wenig zu tun: Es sind zweckdienliche Berührungen, die stets mit einer Aufgabe verbunden sind – und von den Betroffenen leicht auch als grenzüberschreitend erlebt werden können. „Was fehlt, sind bewusste Berührungen als Ausdruck von Wertschätzung“, erklärt Annette Berggötz, Dozentin und Lehrerin für Pflege- und Gesundheitsberufe aus Karlsruhe.

Der Mangel hat Folgen. Als „sensorische Deprivation“ beschreiben Pflegeexperten den Verlust von Sinneseindrücken bei vielen pflegebedürftigen Menschen, darunter auch das Fehlen von Berührungen von Mensch zu Mensch. Das beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern, so vermuten Wissenschaftler aufgrund von Studien, auch die Gesundheit.

Wohltat für beide Seiten

Berggötz hat Berührungen in der Pflege schon vor mehr als 20 Jahren zu ihrem Thema gemacht. „Respectare“ nennt sie ihr Konzept, es „steht für eine respektvolle Haltung sowohl dem pflegebedürftigen Menschen als auch sich selbst gegenüber“. Achtsame Berührungen sollen eine Wohltat sein für beide Seiten. Das beginnt mit der „Erlaubnisfrage“, wie Berggötz es nennt: „Darf ich Ihnen eine Berührung schenken?“ fragt die Pflegepädagogin beispielsweise, bevor sie die Hände auflegt.

Professionell Pflegenden will Annette Berggötz damit unter anderem ein Gespür für das Ausloten von Nähe und Distanz vermitteln. Anfangs sei das Interesse vor allem in der geriatrischen und Palliativpflege groß gewesen. Inzwischen klopfen auch schnell getaktete chirurgische Kliniken bei ihr wegen einer Fortbildung an – durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie sei das Bewusstsein für den Wert und die Bedeutung von Berührungen gestiegen.

Bewegungen langsam und bewusst ausführen

Vom Konzept der achtsamen Berührung profitieren auch pflegebedürftige Menschen zu Hause und ihre Familien, ist Berggötz überzeugt. Die nachfolgenden Illustrationen geben Anregungen für Berührungen, die (auch pflegebedürftige) Menschen oft als wohltuend erleben. Nehmen Sie sich Zeit, führen Sie die Bewegungen langsam und bewusst aus und lassen Sie eine Hand immer in Kontakt mit Ihrem Angehörigen (Konzept: Annette Berggötz, Pflegepädagogin, Info: respectare.de)

1. Handrücken streicheln

Die Hand Ihres Angehörigen in beide Hände nehmen und in Ruhe halten. Mit einer Handfläche langsam über den Handrücken bis zu den Fingerspitzen streichen und wiederholen.

Bild

2. Massage mit dem Daumen

Die Hand Ihres Angegehörigen links und rechts halten und mit beiden Daumen seitlich ausstreichen. Nach und nach bis zu den Fingerknöcheln.

Bild

3. Räume zwischen den Fingern austreichen

Die Räume zwischen den Fingern Ihres Angehörigen mit Daumen und Zeigefingern ausstreichen. Zwischen Daumen und Zeigefinger des Angehörigen können Sie auch kreisende Berührungen machen.

Bild

4. Handfläche ausstreichen

Hand und Unterarm Ihres Angehörigen sanft drehen. Die Handfläche nun mit Ihren beiden Daumen zu den Seiten ausstreichen – nach und nach bis zu den Fingeransätzen.

Bild

5. Der Ruhepol

Beide Hände etwa in Höhe der Taille links und rechts der Wirbelsäule anlegen. Das ist Ihr Ruhepol. Kurz verweilen. Streichen Sie nun mit beiden Händen links und rechts der Wirbelsäule zu den Schultern und dann an den Seiten zurück zum Ruhepol.

Bild

6. Herzen auf dem Rücken formen

Links und rechts der Wirbelsäule nach und nach kleine Herzen formen, bis in den Nacken-Schulterbereich. Dann über die Schultern an den Seiten entlang zurück zum Ruhepol streichen.

Bild

7. Mit beiden Händen parallel im Bereich der Wirbelsäule streicheln

Hände mit gespreizten Fingern auf die Schultern Ihres Angehörigen legen. Beide Hände streichen parallel links und rechts der Wirbelsäule über den Rücken bis zum Ruhepol. Hände nacheinander lösen und wieder oben ansetzen.

Bild

Lesen Sie auch: