Erster Diagnoseschritt: Das Arztgespräch

Zunächst geht der Arzt auf das Befinden und die Beschwerden des Betroffenen ein. Dabei interessieren ihn unter anderem folgende Fragen:

  • Ist die Schwellung am Hals schmerzhaft?
  • Wie schnell hat sie sich entwickelt?
  • Ging der Schwellung eine "Erkältung" oder Mandelentzündung mit Halsschmerzen, Fieber, Schluckbeschwerden voraus?
  • Ist das Fieber erneut angestiegen? Kann der Betroffene den Mund nicht mehr richtig öffnen (Kieferklemme)?

    Hinweis: Solche Beschwerden sind Alarmzeichen. Sie weisen zum Beispiel auf eine     ernste Komplikation bei einer Mandel- oder Zahnwurzelvereiterung hin. Der Patient muss umgehend in einer HNO- oder Zahnklinik untersucht und behandelt werden.
  • Strahlen die Schmerzen in die Umgebung aus, zum Beispiel ins Ohr?
  • Schmerzt der Nacken?
  • Ist die Beweglichkeit des Halses eingeschränkt?
  • Haben Sie Gewicht verloren?
  • Bestehen Zahnprobleme, ein schlechter Geschmack im Mund, Mundgeruch?
  • Verspüren Sie ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals?
  • Hat sich die Stimme verändert?
  • Kommt es bei körperlicher Anstrengung oder Aufregung zu Atembeschwerden oder Luftnot?
  • Fühlen Sie sich krank, müde, geschwächt?
  • Verspüren Sie Heißhunger oder im Gegenteil Appetitlosigkeit?
  • Sind Sie in letzter Zeit sehr nervös?
  • Sind Sie neuerdings überempfindlich gegen Kälte oder Wärme?
  • Hat sich an den Augen etwas verändert (treten beispielsweise die Augäpfel neuerdings mehr hervor oder erscheinen sie eher eingesunken?)? Haben Sie Sehstörungen?

Wenn der Arzt den Betroffenen noch nicht kennt, wird er ihn auch nach früheren Krankheiten, bei (einer) Narbe(n) am Hals nach Verletzungen und Operationen fragen. Außerdem erkundigt er sich nach Medikamenten, die der Patient einnimmt, und nach eventuellen Allergien. Über Krankheiten in der Familie des Patienten sollte der Arzt ebenfalls Bescheid wissen.

Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet je nach Fragestellung auch den Bauch ab

Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet je nach Fragestellung auch den Bauch ab

Fingerspitzengefühl auch beim zweiten Schritt: Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung betrachtet und betastet der Arzt den Hals des Patienten nebst Schwellung sorgfältig: von den Ohren über die Gegend unterm Kinn und Unterkiefer bis zur Halsgrube und den angrenzenden Schlüsselbeinen. Die Schwellung selbst prüft er daraufhin, wie groß sie ist, ob sie sich weich, derb oder elastisch anfühlt und gut von der Umgebung abzugrenzen ist. Eine Zyste in Halsmitte (siehe auch Kapitel "Schwellung am Hals – Ursachen: Zysten, Fisteln, Divertikel") kann sich nach oben verlagern, wenn der Patient schluckt.

Die Schilddrüse untersucht der Arzt mit einer besonderen Technik: indem er sich hinter den sitzenden Patienten stellt und die Hände vorne am Hals des Patienten auflegt. Dann bittet er den Patienten, zu schlucken.

Auch Nacken, Achselhöhlen und Leisten begutachtet der Arzt – es könnten sich dort zum Beispiel geschwollene Lymphknoten finden.

Selbstverständlich schaut er sich auch den Mund, den Rachen und die Zähne an: Zeigen sich dort eventuell Rötungen, Geschwüre, Stippchen, eitrige Beläge und Schwellungen? Außerdem untersucht der Arzt die Haut, die Augen und Lider, Gliedmaßen, Gelenke und Lungen, Herz und Leber.

Bluttests: Oft hilfreich für die Diagnose

Bluttests: Oft hilfreich für die Diagnose

Weitere Schritte: Technische Verfahren – Spurensuche im Labor & Co.

Blutuntersuchungen wie das kleine und große Blutbild, die Blutsenkungsgeschwindigkeit und ein spezielles Eiweiß namens CRP können Hinweise auf eine Entzündung geben. Auch die Eiweißelektrophorese des Blutes ist häufig aufschlussreich. Eventuell kommen spezielle Antikörpertests infrage, zum Beispiel bei Verdacht auf Virusinfektionen wie infektiöse Mononukleose, bestimmte bakterielle Erkrankungen oder immunologische Krankheitsbilder. Durch Blutanalysen können auch Störungen der Schilddrüse eingegrenzt werden. Manchmal sucht der Arzt nach Erregern, zum Beispiel anhand eines Abstriches oder einer Blutkultur.

Funktionsuntersuchungen und Spiegelungen (Endoskopie)

Je nach Verdachtsdiagnose koordiniert der Hausarzt die weiteren Untersuchungen oder überweist den Patienten gegebenenfalls an einen Spezialisten.

Bei Bedarf misst der Hals-Nasen-Ohren-(HNO-)Arzt zum Beispiel die Speichelbildung und der Augenarzt die Tränenproduktion, sie prüfen also, ob die Drüsen richtig funktionieren.

Endoskopische Verfahren wie Spiegelungen der Mundhöhle, des Nasen-Rachenraums, Zungengrunds, gegebenenfalls des Kehlkopfs (Laryngoskopie) und des Gehörgangs (Otoskopie) obliegen ebenfalls dem HNO-Arzt. Der Gastroenterologe spiegelt mit einem Endoskop unter anderem Speiseröhre und Magen.

PET/CT: Radiologisches Untersuchuchungsverfahren für spezielle Fragestellungen

PET/CT: Radiologisches Untersuchuchungsverfahren für spezielle Fragestellungen

Bildgebende Verfahren: informativ im Detail

Eine "einfache" Mandelentzündung kann der Arzt nach wie vor mittels der klassischen Blick-in-den-Hals-Untersuchung feststellen. Ansonsten greift der Arzt oft auf bildgebende Techniken zurück. Neben Ultraschall (Sonografie) und Farbdopplersonografie – zum Beispiel der Halsgefäße oder von Schilddrüsenknoten – sind manchmal Schnittbildverfahren wie eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll. Mit der MRT lassen sich unter anderem Drüsengewebe, Blutgefäße (MR-Angiografie) oder der Gang der Ohrspeicheldrüse  (MR-Sialografie) darstellen.

Die Speicheldrüsen am Kopf, zum Beispiel die Ohrspeicheldrüse, kann der  HNO-Arzt bei speziellen Fragestellungen mit einer  nuklearmedizinischen Untersuchung namens Positronenemissionstomografie (PET) ins Visier nehmen. Die PET lässt sich auch mit der Computertomografie kombinieren (PET/CT). Damit lassen sich zum Beispiel auch Lymphknoten auffinden, wenn sie sich dem Tastsinn entziehen.

Probenentnahme

Bei Bedarf helfen Zell- oder Gewebeproben aus einer Geschwulst / einem Knoten zur feingeweblichen Analyse (Biopsie) weiter. Dazu wird ein auffälliger Lymphknoten, abweichend von der Regel der mikroskopisch kleinen Pröbchen, meist als Ganzes herausgenommen. Bei gut zugänglicher, oberflächlicher Lage ist das meist in örtlicher Betäubung möglich. Mehr Informationen zu Diagnosemaßnahmen in den anderen Kapiteln dieses Beitrags.