Speicheldrüsenentzündung
Hintergrund: Die Aufgaben der Speicheldrüsen
Rund eineinhalb Liter Speichel produzieren die Speicheldrüsen täglich. Nicht nur, wenn uns der Speichel beim Essen im Mund zusammenläuft – auch zwischen den Mahlzeiten sind die Drüsen aktiv. Vor allem die paarigen Speicheldrüsen an den Ohren, unter der Zunge und am Unterkiefer produzieren zusammen den Großteil des Speichels. Den Rest übernehmen 700 bis 1000 kleine Speicheldrüsen an Lippen, Wangenschleimhaut, in der Mundhöhle und im Rachen.
Der Speichel befeuchtet nicht nur die Mundhöhle, sondern beim Kauen auch die Nahrung und bereitet sie dabei für die Verdauung und den Schluckprozess vor. Er ist auch wichtig für das Schmecken und das Sprechen.
Symptome: Woran erkennt man eine Speicheldrüsenentzündung?
Die Entzündung betrifft eine oder mehrere Speicheldrüsen. Sie kann sich mit diesen Symptomen bemerkbar machen:
- Es bildet sich eine Schwellung, die unter Druck und manchmal auch spontan schmerzt.
- Die Haut rund um die betroffene Drüse kann gerötet sein.
- Manche Betroffene haben Fieber.
Ursachen: Wieso können sich die Speicheldrüsen entzünden?
Betroffen sind oft ältere Menschen, aber auch Patienten mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem. Die Entzündung entsteht durch Viren, Bakterien oder steril im Rahmen anderer Erkrankungen.
Am bekanntesten ist die akute Entzündung der Ohrspeicheldrüsen (Parotitis) durch die Erreger der Kinderkrankheit Mumps. Die Entzündung betrifft meist beide Ohrspeicheldrüsen. Aber auch andere Viren, wie das Epstein-Barr-Virus, das Zytomegalie-Virus oder Atemwegsviren wie die Influenza- oder die Parainfluenza-Viren sind manchmal Auslöser.
"In einer HNO-Klinik oder Praxis sind Bakterien am häufigsten die Ursache für eine Speicheldrüsenentzündung", sagt Professor Zenk. Typische bakterielle Erreger sind Staphylokokken und Streptokokken. Die Keime steigen durch die Ausführungsgänge der Drüsen in das Innere des Organs und das Immunsystem entfacht mit der Abwehrreaktion die Entzündung. Dies geschieht umso leichter, wenn die Speicheldrüsen wenig Speichel produzieren.
Dies ist etwa bei älteren gebrechlichen Menschen, die keinen Appetit mehr haben, der Fall. Aber auch bei Alkoholmissbrauch oder wenn aufgrund eines Speichelsteins, durch Einengungen, Narben oder durch Tumore der Abfluss des Speichels behindert ist. Denn in dem gestauten Sekret können sich Erreger gut vermehren.
Darüber hinaus kann eine mangelnde Mundhygiene, eine Mangelernährung oder eine entzündete Mundschleimhaut eine Entzündung fördern. Auch die Einnahme von manchen Medikamenten – wie etwa Antidepressiva, Diuretika oder Antihistaminika – kann eine Speicheldrüsenentzündung begünstigen, weil weniger Speichel gebildet wird. Seltener sind Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder Bestrahlungen im Rahmen einer Tumortherapie die Ursache für eine Speicheldrüsenentzündung.
Häufige Ursache: Speichelsteine
Oft entstehen Speicheldrüsenentzündungen im Zusammenhang mit Speichelsteinen. Aber nicht jeder Speichelstein führt zu einer Speicheldrüsenentzündung. So bilden sich Steine häufiger in den Speicheldrüsen des Unterkiefers, seltener in den Ohrspeicheldrüsen. Letztere sind aber öfter von Entzündungen betroffen.
Speichelsteine können aus unterschiedlichen Bestandteilen, zum Beispiel Kalziumphosphat, zusammengesetzt sein. Sie sind meistens kleiner als ein Zentimeter, können aber in seltenen Fällen bis zu fünf Zentimeter groß werden. Sie entstehen, wenn sich die Zusammensetzung des Speichels wahrscheinlich während oder nach einer Entzündung verändert oder als Folge eines andauernden Sekretstaus bei verengten Drüsengängen.
Speichelsteine können sich auch ohne Entzündungsanzeichen mit einer Schwellung der betroffenen Speicheldrüse bemerkbar machen und dabei ebenfalls mehr oder weniger schmerzen. Ist ein Speichelstein die Ursache für die Beschwerden, nehmen die Schmerzen eventuell zu, wenn sich die Speichelproduktion, etwa beim Kauen, verstärkt.
Wann zum Arzt oder zur Ärztin?
Wenn Schwellungen oder Schmerzen im Bereich der Speicheldrüsen nicht innerhalb weniger Tage wieder abklingen, wenn sie sehr stark sind oder von weiteren Symptomen begleitet, sollten Betroffene unbedingt eine ärztliche Praxis aufsuchen. Ohne geeignete Therapie kann sich aus einer Speicheldrüsenentzündung beispielsweise ein Abszess entwickeln. Dann besteht die Gefahr einer lebensgefährlichen Blutvergiftung.
Diagnose: Wie wird eine Speicheldrüsenentzündung festgestellt?
Der Arzt oder die Ärztin erkundigt sich nach Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen, untersucht den Patienten, tastet zum Beispiel die Schwellung ab oder massiert die Speicheldrüse, um zum Beispiel einen eitrigen Ausfluss aus der Öffnung im Mund zu erkennen. Unter Umständen wird ein Abstrich genommen, um den Erreger der Entzündung im Labor bestimmen zu lassen. Eine Blutuntersuchung liefert Hinweise, ob eine Entzündung vorliegt.
"Am wichtigsten ist die Ultraschalluntersuchung. Mit ihr lassen sich Speichelsteine, Abszesse und Tumore unterscheiden", sagt Experte Zenk.
In manchen Fällen kann eine endoskopische Untersuchung der Drüse (Sialendoskopie) hilfreich sein. Nur in Ausnahmefällen sind weitere Diagnosemethoden wie eine Röntgendarstellung mit Kontrastmittel (Sialografie), eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie notwendig.
Therapie: Wie wird eine Speicheldrüsenentzündung behandelt?
Die Behandlung ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache und den individuellen Umständen. Bei einem viralen Infekt empfiehlt der Arzt eventuell entzündungshemmende Medikamente und Schmerzmittel. Bei einem bakteriellen Infekt zusätzlich Antibiotika.
Grundsätzlich beschleunigt eine gründliche Mundhygiene die Heilung. Auch der Einsatz von sogenannten Speichellockern und eine regelmäßige Drüsenmassage können – in Maßen eingesetzt – helfen. Zu Speichellockern zählen zum Beispiel zuckerfreie Bonbons oder Kaugummis, welche die Speichelbildung anregen.
Kleinere Steine, die ein Abflusshindernis darstellen, können manchmal durch eine Massage der Drüsen nach außen befördert werden. Größere Steine lassen sich eventuell von außen per Stoßwellen (extrakorporale Stoßwellentherapie) zerkleinern. Eine weitere Methode ist die Entfernung mittels eines endoskopischen Eingriffes. Dabei können auch mögliche Engstellen aufgeweitet werden. "Nur wenn eine Speicheldrüse immer wieder entzündet ist oder wenn Tumorverdacht besteht, muss die betroffene Speicheldrüse entfernt werden", sagt HNO-Arzt Zenk.
Beratender Experte
Professor Dr. med. Johannes Zenk, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO), Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Augsburg
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.