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Ausbleibende Regelblutung: Kurz erklärt

Bleibt die Menstruationsblutung aus, spricht man von einer Amenorrhö. Neben natürlichen Ursachen wie Schwangerschaft, Stillzeit und den Wechseljahren können auch Stress, psychische Belastungen, extremer Sport oder starke Gewichtsveränderungen zum Ausbleiben der Regelblutung führen. Weitere Ursachen sind Erkrankungen und hormonelle Veränderungen verschiedenster Art.

Der weibliche Monatszyklus

Im Mittelpunkt stehen Gehirn, Eierstöcke und Hormone. Verschiedene Bereiche im Gehirn steuern die Pegel der Geschlechtshormone, die den Menstruationszyklus bestimmen. Die wichtigsten Produktionsorte für die zuständigen Hormone sind der Hypothalamus im Zwischenhirn (Hormon GnRH), die mit ihm verbundene Hirnanhangdrüse oder Hypophyse (Hormone FSH, LH) und die Eierstöcke (Östrogene, Progesteron, Androgene).

Animation: Weiblicher Zyklus ("Muster-Zyklus": 28 Tage; Befruchtung: Ansicht beispielhaft bis Tag 23). Start über den Playbutton

Zu Beginn eines Menstruationszyklus regt das Hormon FSH (follikelstimulierendes Hormon) das Wachstum einzelner Eizellen im Eierstock an. FSH entsteht in der Hirnanhangdrüse oder Hypophyse unter der rhythmischen Regie eines Hormons mit Namen GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon). Dessen Ursprungsort ist wiederum der Hypothalamus, ein Areal im Zwischenhirn, das für viele unwillkürlich ablaufende Körpervorgänge wie Kreislauf, Durst, Hunger, Schlaf und Wärmehaushalt zuständig oder an ihnen beteiligt ist. Hier sind auch Reize aus anderen Teilen des Gehirns zugeschaltet. Äußere Eindrücke, seelisches Erleben, körperliche Veränderungen wirken somit auf das GnRH und die nachfolgenden Hormonfunktionen ein.

Von den Eizellen erreicht in der Regel pro Zyklus nur eine die volle Reife. In der Hülle, die die Eizellen umgibt (Hülle und Eizelle zusammen heißen Follikel), werden die Östrogene produziert. Unter ihrem Einfluss baut sich die Schleimhaut der Gebärmutter auf. Damit ist diese bereit für das befruchtete Ei. Die Hirnanhangdrüse schüttet dann auf Kommando der Östrogene das Hormon LH (luteinisierendes Hormon) aus. Es veranlasst die reife Eizelle vom Eierstock in den Eileiter zu wandern. Zurück bleibt die Hülle, die sich zum Gelbkörper umwandelt. Enthaltene Zellen bilden nun vermehrt das Gelbkörperhormon Progesteron, in geringerem Maße auch Östrogene. Daraufhin nehmen die Konzentration von FSH und LH und die Wirkung von GnRH ab. Findet keine Befruchtung statt, wird die Gebärmutterschleimhaut zusammen mit Blut ausgestoßen. Die Progesteronmenge geht zurück, GnRH, FSH und LH kommen wieder auf den Plan. Der Zyklus beginnt von neuem.

Ungleichgewichte auf all diesen Ebenen können ein Aussetzen der Periode bewirken. Das gilt vor allem für Einflüsse direkt auf den Hypothalamus und die Hirnanhangdrüse. Wenn die Eierstöcke nicht richtig funktionieren, ein Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen herrscht, läuft der Zyklus nicht mehr geregelt ab. Den planmäßigen Blutungsabgang behindern zudem manchmal Erkrankungen der Gebärmutter oder der Scheide.

Andere Hormonstörungen, etwa eine Unterproduktion von Schilddrüsenhormonen, beeinflussen ebenfalls den Regelkreis der Geschlechtshormone. Eine Amenorrhö kann die Folge sein. Zudem wirken psychische Belastungen über den Hypothalamus auf die Eierstockaktivitäten. Ist der Körper mit Nährstoffen unterversorgt, etwa bei einer Magersucht oder bei bestimmten Verdauungskrankheiten, leiden auch die hormonproduzierenden Organe unter dem Mangel.

Ausbleiben der Periode: Wann zum Arzt?

Suchen Sie immer Ihren Frauenarzt auf, wenn

  • die Periode nicht wie üblich einsetzt und eine Schwangerschaft möglich ist,
  • Sie selbst eine Schwangerschaft ausschließen können, die Regel jedoch dreimal hintereinander ausgeblieben ist,
  • Sie keine Blutungen mehr haben, seitdem Sie ein bestimmtes Medikament einnehmen,
  • die Regel ausbleibt, nachdem Sie ein Verhütungsmittel wie die Pille oder eine andere hormonelle Verhütungsmethode abgesetzt oder beendet haben,
  • Sie nach einer Operation oder anderen Behandlung keine Periode mehr haben, insbesondere, wenn der Arzt Sie vorher nicht über diese mögliche Folge aufgeklärt hatte,
  • mit dem Ausbleiben der Periode Beschwerden auftreten wie Unterleibsschmerzen, Durchfall, Schmerzen beim Sex, Schmerzen in den Brüsten, milchige Absonderungen aus einer oder beiden Brüsten, Gewichtsverlust
  • Sie zusätzlich zu der Menstruationsstörung körperliche Veränderungen an sich feststellen, zum Beispiel eine stärkere Körperbehaarung oder Haarausfall (etwa "Geheimratsecken"), eine ungewohnt tiefe Stimme, Hautausschläge oder andere Hautveränderungen, deutliches Übergewicht.

Primäre Amenorrhö: Wenn die Regel gar nicht erst eintritt

Junge Frauen, die bis zum Ende des 15. Lebensjahrs überhaupt keine Periode bekommen, leiden an einer primären Amenorrhö. Hier liegen die Ursachen zumeist in angeborenen Störungen. Das können Chromosomenvarianten sein, die zum Beispiel eine Fehlentwicklung der Geschlechtsorgane und der Produktion der Geschlechtshormone zur Folge haben. Es gibt unterschiedliche Formen der Intersexualität (Hermaphroditismus, Zwitter), die zu verschiedenen Entwicklungsproblemen führen. Doch auch schwere Erkrankungen wie Krebs und die zugehörige Therapie, bestimmte hormonelle Störungen oder Autoimmunerkrankungen können Ursachen sein.

Sekundäre Amenorrhö: Ursachen einer ausbleibenden Regelblutung

Bleibt die Periode bei einer Frau, die vorher mehr oder minder normale Menstruationszyklen hatte, länger als drei Monate aus, sprechen Mediziner von einer sekundären Amenorrhö. Manchmal lässt sich hier keine konkrete Ursache finden – man spricht dann von einer idiopathischen Amenorrhö.

Natürliche Gründe für eine Amenorrhö

Stellt sich die Monatsblutung nicht wie gewohnt ein, gibt es je nach Lebensphase und Alter einer Frau natürliche Gründe dafür. Eine Schwangerschaft kündigt sich durch das Ausbleiben der Periode an. Stillende Mütter haben oft länger keine Menstruation oder Menses. Mit dem Ende der fruchtbaren Jahre, nach der Menopause, kommen die Blutungen schließlich ganz zum Erliegen.

Psychische Ursachen

Dirigenten des weiblichen Zyklus sind eine Reihe von Hormonen und Hormongruppen. Ihr Wechselspiel bestimmt den Ablauf der monatlichen Blutungen. Doch das fein eingestellte Zusammenwirken unterliegt verschiedensten Einflüssen und gerät mitunter ungeplant aus dem Takt.

Eine ausbleibende Regelblutung, Mediziner sprechen von Amenorrhö, kann also eine Menstruationsstörung sein, so wie beispielsweise Zwischenblutungen oder übermäßig heftige Regelschmerzen. Sie zeigt dann an, dass körperlich und/oder seelisch etwas nicht stimmt. Einige Frauen erleben eine Amenorrhö bisweilen in Zeiten, in denen sie sich besonders unter Druck fühlen, beruflich oder privat. Einschneidende Erlebnisse, tiefgreifende Sorgen, Trauerphasen wirken auch auf körperliche Vorgänge. Die Psyche beeinflusst die Aktivität von Nerven und ihr Zusammenspiel mit den Hormonen.

Blick auf die Waage: Deutliches Untergewicht hat Einfluss auf die Periode

Blick auf die Waage: Deutliches Untergewicht hat Einfluss auf die Periode

Sport und Gewichtsveränderungen

Frauen, die sich körperlich zu viel zumuten, etwa extrem Leistungssport betreiben, bekommen häufiger ihre Periode nicht. Zudem reagieren Hormone und Nerven empfindlich auf ausgeprägte Gewichtsveränderungen: auf starkes Übergewicht und Fettleibigkeit, aber vor allem auf erhebliche Gewichtsabnahme. So ist eine ausbleibende Monatsblutung eine der körperlichen Folgen von Magersucht. Eine Amenorrhö tritt bei übergewichtigen Frauen auch häufig im Zusammenhang mit bestimmten hormonellen Erkrankungen auf.

Hormonstörungen als Ursache

Unterschiedliche Hormonstörungen, ein Mangel an weiblichen oder ein Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen können zu einer Amenorrhö führen. Mögliche Ursachen für solche hormonellen Probleme sind unter anderem Erkrankungen im Gehirn oder in den Eierstöcken, Tumore und Autoimmunerkrankungen. Ebenso können Fehlbildungen und Schäden an den Geschlechtsorganen sowie einige Medikamente Zyklusstörungen auslösen.

1. Hormonelle Störungen, die vom Gehirn ausgehen

Von Bedeutung sind hier: körperlich-psychische Belastungen, psychische Erkrankungen, Erkrankungen im Gehirn, seltene Erkrankungen nach der Schwangerschaft

Körperlich-psychische Belastungen, psychische Erkrankungen

Übermäßige körperliche Beanspruchung und seelische Erkrankungen gehören zu den Hauptursachen einer Amenorrhö. Sie beeinflussen die Hormone im Bereich des Hypothalamus und der Hirnanhangdrüse. Betroffen sind häufig die Aktivitäten des Hormons GnRH und damit die Funktion von FSH und LH. Die Eierstöcke können in der Folge ihre Aufgaben nur unvollständig oder nicht mehr erfüllen. Dazu gehören:

  • Stress, seelische Probleme
  • Leistungssport, extreme körperliche Anstrengungen, oft in Verbindung mit Untergewicht
  • Abmagerungskuren, Mangelernährung
  • Magersucht, Bulimie
  • Psychosen

Erkrankungen im Gehirn

Infektionen, Tumore, fehlgesteuerte Immunreaktionen können die Steuermechanismen im Hypothalamus und/oder in der Hirnanhangdrüse durcheinanderbringen. Das kann eine Unterfunktion der Eierstöcke und einen Mangel an Geschlechtshormonen (Hypogonadismus) auslösen. Dazu gehören:

  • Gehirnentzündungen, Gehirntumore, Verletzungen: Die Krankheitsschäden führen neben anderen Symptomen mitunter auch zu Menstruationsstörungen, etwa dem Ausbleiben der Periode, wenn sie sich im Hypothalamus ausbreiten beziehungsweise auf diesen Hirnbereich übergreifen. Ebenso kann die Hirnanhangdrüse in Mitleidenschaft gezogen werden. Lesen Sie mehr auf den Seiten "Enzephalitis: Entzündung im Gehirn" und "Hirntumore (Gehirntumore)".
  • Gutartige Tumoren der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenome): Sie können erblich bedingt und Ursache für eine primäre, aber auch für eine sekundäre Amenorrhö sein. Oft sind sie sehr klein und verursachen keine Beschwerden. Manchmal wachsen Hypophysentumore aber auch in kurzer Zeit beträchtlich. Dann rufen sie unterschiedliche Symptome hervor, je nachdem in welchem Teil der Hirnanhangdrüse sie sich befinden. Andere nachgeordnete Hormonkreise, etwa die Nebennierenrindenhormone, können dann ebenfalls aus dem Gleichgewicht geraten. Eine ausbleibende Regelblutung ist eine häufige Folge.
    – Das Prolaktinom ist ein Tumor der Hirnanhangdrüse (genauer: des Hypophysenvorderlappens), der unkontrolliert Prolaktin bildet. Das Hormon stammt ebenfalls aus der Hypophyse. TRH, das auch die Bildung von Schilddrüsenhormonen anregt, erhöht auch den Prolaktin-Spiegel. Prolaktin beeinflusst die Milchgänge in der weiblichen Brust und die Muttermilchbildung. Die Folge eines Prolaktinoms ist eine Überproduktion von Prolaktin (Hyperprolaktinämie), die bei Frauen die Funktion der Eierstöcke oder bei Männern die der Hoden beeinträchtigt. Mitunter wächst der Tumor gerade in der Schwangerschaft.
    Symptome: Die Brüste sondern Milch beziehungsweise eine milchige Flüssigkeit ab, auch unabhängig von der Stillzeit. Die Periode bleibt aus, vor allem nach einer Schwangerschaft. Manchmal kommt es zu Regelblutungen, die allerdings nur in großen Abständen einsetzen. Unfruchtbarkeit ist möglich.
    – Bei der Akromegalie verursacht der Tumor in der Hypophyse eine Überproduktion von Wachstumshormon. Hände und Füße können dabei größer werden, die Gesichtszüge gröber. Wissenwertes dazu finden Sie im Ratgeber "Akromegalie".
  • Erblich bedingte Tumore der Hirnanhangdrüse und anderer hormonbildender Organe (MEN-1, auch Wermer-Syndrom): Bestimmte Tumorarten entwickeln sich gleichzeitig in der Hirnanhangdrüse und in weiteren Hormondrüsen. Die Krankheitsbilder sind vielfältig. Ist die Hirnanhangdrüse mit betroffen, kann sie ihre Funktion ganz oder teilweise einbüßen und damit eine primäre oder sekundäre Amenorrhö verursachen. Auch eine Überproduktion von Prolaktin (siehe Prolaktinom) oder Wachstumshormon (Akromegalie) mit den entsprechenden Symptomen ist möglich.
  • Funktionsverlust des Vorderlappens der Hirnanhangdrüse (Hypopituitarismus): Unterschiedliche Tumore, Strahlentherapien, eher seltene Infektionen wie eine Tuberkulose oder eine Gehirnentzündung können die Hirnanhangdrüse direkt schädigen. Mitunter ist eine Durchblutungsstörung nach der Geburt verantwortlich (siehe unten: Sheehan-Syndrom. Auch Autoimmunerkrankungen und Genveränderungen kommen als Ursachen für die Funktionseinbußen infrage. Dabei fallen zunächst vor allem die Hormone FSH und LH sowie das Wachstumshormon aus.
    Symptome: Die Periode bleibt aus oder setzt gar nicht erst ein (primäre Amenorrhö im Falle der angeborenen Störungen). Sexuelle Unlust, Haarausfall im Achselbereich, Knochenschwund (Osteoporose) sind mögliche Symptome. Auch die Prolaktinproduktion kann gestört sein.

Seltene Erkrankungen nach der Geburt

  • Sheehan-Syndrom (postpartaler Hypopituitarismus): Wenn eine Geburt mit starken Blutungen einherging, kann dadurch auch die Durchblutung in Teilen der Hirnanhangdrüse vermindert oder gar unterbrochen sein. Das führt dazu, dass auch andere Hormondrüsen nicht mehr richtig funktionieren. Die Ausfälle können die Eierstöcke, die Nebennierenrinde oder die Schilddrüse erfassen.
    Symptome: Die Milchbildung kann gehemmt sein, der Blutdruck absinken, Unterzuckerungen sind möglich, die Regelblutung bleibt womöglich aus.
  • Chiari-Frommel-Syndrom: Bei dieser seltenen Störung ist das Zusammenspiel der Hormone im Hypothalamus und in der Hirnanhangdrüse länger nach der Geburt beeinträchtigt. Die Eierstöcke können deshalb nicht mehr richtig funktionieren.
    Mögliche Symptome: Die Muttermilch fließt auch nach dem Abstillen weiter, die Regel setzt nicht wieder ein.

2. Hormonstörungen durch Erkrankungen der Eierstöcke

Die Eierstöcke produzieren Östrogene, einen Teil der Androgene (männliche Geschlechtshormone) und das Gelbkörperhormon Progesteron. Das geschieht in einem sensiblen Wechselspiel mit den Hormonen des Hypothalamus und der Hirnanhangdrüse. Ein Zuwenig oder Zuviel der voneinander abhängigen Hormone stört den Regelkreis erheblich. Zum einen können Veränderungen im Gehirn die Eierstockfunktion beeinträchtigen (siehe oben). Wenn die Eierstöcke (Ovarien) selbst erkranken, kann das ebenfalls weitreichende hormonelle Ungleichgewichte auslösen.

  • Eierstocktumoren: Es gibt gutartige Tumorarten und unterschiedliche Formen von Eierstockkrebs. Häufig entwickeln sich Tumore in den Eierstöcken, ohne deutliche Beschwerden zu verursachen.
    Mögliche Symptome: Unterleibsschmerzen, sichtbare Vorwölbungen im Unterbauch, Kreuzschmerzen können Anzeichen sein. Zu einem Ausbleiben der Periode führen vor allem stark wachsende Geschwülste, die Eierstockgewebe zunehmend verdrängen oder zerstören. Blutungen außerhalb der Regel treten zum Beispiel auf, wenn ein Tumor aufbricht. Erneute Blutabgänge nach der Menopause sind ein Warnzeichen. Zudem haben bestimmte Tumorarten, die Geschlechtshormone produzieren, zum Beispiel Androgene, nicht selten eine Amenorrhö zur Folge.
    Ausführliche Informationen gibt der Ratgeber "Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)".
  • Schäden an den Eierstöcken: Chirurgische Eingriffe, Bestrahlungen und Chemotherapie zur Krebsbehandlung zerstören mitunter Eierstockgewebe unwiederbringlich. Auch nach einer Entfernung der Eierstöcke ist ein normaler Zyklus nicht mehr möglich.
  • Vorzeitige Wechseljahre (Klimakterium praecox, prämature Menopause, hypergonadotrope Ovarialinsuffizienz): Dazu kommt es, wenn die Eierstöcke einer Frau im Alter unter 40 Jahren (manche sprechen auch von 35 Jahren) dauerhaft ihre Funktion einstellen. Neben Eingriffen wie Krebsbehandlungen können autoimmunologische Vorgänge, Rauchen, Stress, psychische Störungen oder ausgeprägtes Untergewicht vorzeitige Wechseljahre auslösen. Ebenso haben mitunter andere Hormonerkrankungen wie Schilddrüsenstörungen Einfluss (siehe unten und im Ratgeber Schmerzen beim Sex – Ursachen bei Frauen: Körperliche Ursachen – Vorzeitiges Klimakterium).
  • Angeborene Fehlbildungen und Funktionsstörungen, erblich bedingtes Eierstockversagen: Aufgrund erblicher Störungen sind die Eierstöcke manchmal nicht vollständig entwickelt oder fehlen ganz. Folgen kann eine primäre Amenorrhö sein.
    Bei einigen betroffenen Frauen funktionieren die Eierstöcke zunächst, Monatsblutungen setzen ein. Doch aus ererbten, autoimmunologischen oder unbekannten Gründen sind Gleichgewicht und Kommunikation zwischen den Hormonen in den Eierstöcken gestört (etwa beim Resistant-ovary-Syndrom).
    Mädchen, die mit einem Ullrich-Turner-Syndrom zur Welt kommen, weisen veränderte oder fehlerhaft verteilte Geschlechtschromosomen auf. Dadurch kommt es zu Kleinwuchs, eventuell auch zu Veränderungen innerer Organe und anderen auffallenden äußerlichen Symptomen wie tiefer Haaransatz, breiter Hals mit Hautfalten, breite Brust. Die Eierstöcke sind unvollständig ausgebildet. Ohne Therapie bleibt die Menstruation aus, die Pubertät setzt nicht ein. Spezialisten behandeln die Erkrankung, deren Ursache noch nicht geklärt ist – die Krankheit ist nicht erblich – im Kindesalter in erster Linie mit Wachstumshormonen und ab der Pubertät mit weiblichen Geschlechtshormonen.
PCOS: Oft zeigen sich kleine flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in den Eierstöcken

PCOS: Oft zeigen sich kleine flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in den Eierstöcken

3. Hormonstörung vielschichtigen Ursprungs: Das polyzystische Ovarsyndrom (PCO-Syndrom)

Wie es zu dieser komplizierten, aber gar nicht so seltenen Hormonerkrankung kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Auch ist unter Fachleuten noch umstritten, von wo aus die Erkrankung letztendlich ausgeht. Die Hormonbildung ist sowohl in den Eierstöcken, als auch in anderen Hormonsystemen gestört. Die Eierstöcke weisen häufig im Ultraschallbild kleine zystenähnliche Blasen auf. Ein Eisprung findet nur selten oder gar nicht statt. Die betroffenen Frauen haben einen Überschuss an männlichen Sexualhormonen (Androgenen). Auch erkranken sie leicht an Diabetes mellitus.

Symptome: Menstruationsstörungen mit unregelmäßiger oder ganz ausbleibender Regelblutung, Haarausfall am Kopf, aber männliche Behaarung im Gesicht und am Körper, Akne, Unfruchtbarkeit, Übergewicht.

4. Störungen in unterschiedlichen Hormondrüsen

Eine wichtige Rolle spielen hier die Schilddrüsenhormone und die Hormone aus der Nebennierenrinde, die Glukokortikoide und Androgene (männliche Geschlechtshormone). Sie stehen in einem engen Wirkungskreis mit den Hormonen aus der Hirnanhangdrüse, aus dem Hypothalamus und den weiblichen Geschlechtshormonen (siehe oben).

Schilddrüsenerkrankungen

  • Schilddrüsenüberfunktion: Menstruationsstörungen sind bei unterschiedlichen Schilddrüsenerkrankungen möglich. So kann die Regelblutung ausbleiben, wenn die Schilddrüse zu viele Hormone freisetzt, also bei einer Überfunktion. Eine autoimmunbedingte Form der Schilddrüsenüberfunktion ist die Basedow-Krankheit. Autoimmun bedeutet, dass das Immunsystem eigenmächtig gegen den Körper aktiv wird.
    Eingehend informieren die Ratgeber "Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)" und "Morbus Basedow (Basedowsche Krankheit)"
  • Schilddrüsenunterfunktion: Auch bei einer Unterfunktion der Schilddrüse kann es zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommen. Erkrankte Frauen verlieren manchmal ihre sexuelle Lust und haben Probleme, schwanger zu werden. Eine häufige Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung, die Hashimoto-Thyreoiditis. Zudem können chirurgische Eingriffe und Behandlungen an der Schilddrüse wie eine Radiojodtherapie deren Funktion beeinträchtigen. Mitunter führen Erkrankungen der Hirnanhangdrüse (zum Beispiel ein Hypopituitarismus, siehe oben) oder im Hypothalamus, etwa Tumore, über die hormonellen Verschaltungen zu einer Unterfunktion der Schilddrüse und anderer Hormondrüsen.
    Näheres dazu in den Ratgebern "Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)" und "Hashimoto-Thyreoiditis (autoimmune Schilddrüsenentzündung)".
Die Nebennieren: Sie sitzen wie Kappen oben auf den Nieren

Die Nebennieren: Sie sitzen wie Kappen oben auf den Nieren

Funktionsstörungen der Nebennierenrinde

Wichtige Hormone der Nebennierenrinde sind die Glukokortikoide. Zudem bildet dieser äußere Bereich der Nebennieren, die wie Hütchen oben auf den Nieren sitzen, einen Teil der männlichen Geschlechtshormone, der Androgene. Die Steuerzentrale für die Ausschüttung der Nebennierenrindenhormone liegt ebenfalls im Hypothalamus und nachgeordnet in der Hirnanhangdrüse. Deshalb wirken sich Erkrankungen in diesen Bereichen auch auf die Drüsenfunktion der Nebennierenrinde aus. Zudem kommen Medikamente, Tumore, Autoimmunkrankheiten sowie angeborene Störungen als Auslöser für krankhafte hormonelle Verschiebungen infrage.

  • Cushing-Syndrom: Bei diesem Krankheitsbild ist aus unterschiedlichen Gründen der Kortisolspiegel im Blut zu hoch. Einmal bildet die Nebennierenrinde zu viel Kortisol, oft auch gleichzeitig vermehrt Androgene. Dahinter können sich zum Beispiel Störungen im Gehirn verbergen. Mitunter handelt es sich dabei um einen sehr kleinen Tumor der Hirnanhangdrüse (siehe oben; in dem Fall liegt in der Fachsprache ein Morbus Cushing vor, also die Cushing-Krankheit). Auch hormonproduzierende Tumore in anderen Organen wie der Lunge sowie Tumore der Nebennieren selbst kommen als Auslöser für das sogenannte endogene Cushing-Syndrom infrage. Außerdem kann sich Alkoholsucht negativ auswirken. Eine weitere Ursache für ein Cushing-Syndrom ist eine bestimmte, meist langfristige Therapie mit Kortison oder dem übergeordneten Steuerhormon ACTH (Adrenokortikotropes Hormon).
    Symptome: An Gesicht, Nacken und Rumpf sammelt sich vermehrt Fett an. Dazu kommen Bluthochdruck, Diabetes, bei Frauen Menstruationsstörungen wie eine unregelmäßige oder ausbleibende Periode. Weitere mögliche Folgen sind sexuelle Unlust, Potenzstörungen, Knochenschwund, Hautveränderungen, psychische Störungen.
  • Hyperandrogenämie anderer Ursache: Mit einer vermehrten Androgenausschüttung können neben dem Cushing-Syndrom auch Erkrankungen der Eierstöcke einhergehen (PCO-Syndrom und Tumore, siehe oben). Weitere Ursachen sind Behandlungen mit männlichen Sexualhormonen (auch unerlaubtes Doping im Sport mit Anabolika) sowie Chromosomenabweichungen.
    Die Symptome eines erhöhten Spiegels männlicher Geschlechtshormone sind bei Frauen vermehrte Körperbehaarung mit einem männlichen Verteilungsmuster, zum Beispiel Bartwuchs, vermehrte Behaarung an Brust, Bauch und Schambereich bis zu den Oberschenkeln, Haarausfall am Kopf, Veränderungen an der Klitoris, tiefere Stimmlage, ausbleibende Periode.
  • Adrenogenitales Syndrom (AGS): Bei dieser erblichen Erkrankung ist ebenfalls die Kortisolbildung in der Nebennierenrinde gestört. Allerdings ist hier der Kortisolspiegel zu niedrig, weil bestimmte Enzyme fehlen. Dadurch fallen vermehrt bestimmte Hormonvorstufen an, die der Körper zu männlichen Geschlechtshormonen umwandelt. Manchmal wird auch zu wenig Aldosteron gebildet. Dieses Hormon regelt den Mineralstoffwechsel. Das hat einen Salzverlust zur Folge, der sich schon frühzeitig bei den betroffenen Säuglingen mit Durchfällen, Erbrechen und Austrocknung bemerkbar macht.
    Symptome eines adrenogenitalen Syndroms: Bei den Mädchen entwickelt sich die Klitoris übermäßig groß, die Menstruation setzt nicht ein (primäre Amenorrhö), auch nicht das Brustwachstum. Dazu kommen Wachstumsstörungen. Manchmal zeigen sich die Symptome auch erst in der Pubertät oder danach mit einer sekundären Amenorrhö (nicht klassisches postpuberales AGS).

Erkrankungen der Nieren, Diabetes mellitus

  • Chronisches Nierenversagen (Niereninsuffizienz): Entzündungen oder ein Diabetes mellitus können neben anderen Ursachen für ein allmähliches Versagen der Nieren verantwortlich sein. Mit dem Funktionsverlust gehen unterschiedliche Symptome einher. Im fortgeschrittenen Stadium sind auch die Geschlechtsorgane betroffen. Bei Frauen bleibt die Monatsblutung aus.
    Wissenswertes dazu im Ratgeber "Nierenversagen".
  • Diabetes mellitus: Frauen, die an Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2 leiden, erleben mitunter, dass die Regelblutung nicht mehr einsetzt. Das kommt häufiger vor, wenn ihre Blutzuckerwerte schlecht eingestellt sind. Das Hormon Insulin aus der Bauchspeicheldrüse unterstützt das Steuerhormon LH und kann damit den Regelkreis der Eierstockhormone verändern.
    Informieren Sie sich eingehend in den Ratgebern "Diabetes mellitus Typ 1" und "Diabetes mellitus Typ 2".

Erkrankungen in Gebärmutter und Scheide als Ursache

Es kann vorkommen, dass die Eierstöcke geregelt funktionieren, die Hormonproduktion ungestört abläuft und dennoch keine Periode eintritt. Die Blutung kann dann möglicherweise nicht abgehen, weil die Gebärmutter erkrankt ist oder es Hindernisse in der Scheide (Vagina) gibt.

  • Schäden an der Gebärmutterschleimhaut: Operative Eingriffe in der Gebärmutter, etwa eine sehr weitgehende Ausschabung (Kürettage, Abrasio), können die Gebärmutterschleimhaut nachhaltig schädigen, so dass sie sich nicht mehr zyklusgemäß aufbauen kann. Die Monatsblutungen kommen auch zum Erliegen, wenn Entzündungen zu Verwachsungen in der Gebärmutter führen.
  • Genitaltuberkulose: Bei an Tuberkulose (Tbc) erkrankten Menschen, die sehr abwehrgeschwächt sind, breiten sich die Erreger in seltenen Fällen über die Blutbahn aus und befallen andere Organe. Auch die Geschlechtsorgane können betroffen sein und sich entzünden. Dadurch entstehen mitunter bleibende Schäden an Eileitern und Gebärmutterschleimhaut. In der Folge bleibt die Regel aus. Dies kommt heute aber nur selten vor, da Tbc in Deutschland keine sehr große Rolle mehr spielt und die Medikamente fortgeschrittene Stadien in der Regel verhindern.
  • Fehlbildungen, Verengungen: Ein geregelter Blutungsabgang ist zudem bei angeborenen Fehlbildungen von Gebärmutter und/oder Vagina nicht möglich. Eventuell staut sich dann in der Pubertät das Blut zurück und bildet eine Art Tumor. Das kann vor allem auch vorkommen, wenn bei Mädchen die Öffnung des Jungfernhäutchens fehlt, die Gebärmutter aber normal entwickelt ist.
    Symptome: Neben der Amenorrhö haben die Betroffenen oft Unterleibsschmerzen, die von Monat zu Monat zunehmen. Auch kann es schwierig sein, Blase und Darm zu entleeren.
    Weitere Ursachen sind Verengungen der Vagina oder des Gebärmutterhalses, etwa als Spätfolge von chirurgischen Maßnahmen wie einer Konisation.
Einige Arzneimittel beeinflussen auch den Monatszyklus

Einige Arzneimittel beeinflussen auch den Monatszyklus

Medikamente als Ursache

Mitunter sind Medikamente für Menstruationsstörungen verantwortlich. Eine Amenorrhö kann vor allem während der Behandlung mit Arzneimitteln auftreten, die auf die weiblichen Geschlechtshormone und die damit verbundenen Hormonkreise einwirken.

  • Verhütungsmittel: Eine Rolle spielen in erster Linie hormonelle Verhütungsmittel wie die Drei-Monats-Spritze, Implantate, Hormonspiralen oder die sogenannte Minipille. Hier bleiben die monatlichen Blutungen mitunter ganz aus. Manchmal kommt das auch nach Absetzen der Pille vor, beispielsweise wenn sie längere Zeit durchgehend eingenommen wurde. Durch die Hormonumstellungen kann es einige Monate dauern, bis der Zyklus wieder geregelt abläuft.
  • Androgene, Anabolika: Zu den Nebenwirkungen einer Therapie mit männlichen Sexualhormonen gehören bei Frauen mitunter Anzeichen einer Vermännlichung und ein Ausbleiben der Regel. Das ist insbesondere auch bei unerlaubtem Doping mit Anabolika möglich (siehe oben unter Hyperandrogenämie).
  • Krebsmittel: Hormonbehandlungen, etwa im Rahmen einer Brustkrebs- oder Gebärmutterkrebstherapie, bewirken eine vorzeitige Menopause und damit ein Versiegen der Blutungen. Ziel ist es, den Östrogeneinfluss zu senken. Aber auch bei der Gabe von Zystostatika, die das Krebswachstum stoppen sollen, kann eine Amenorrhö eintreten.
  • Kortisonpräparate: Bei einer länger andauernden Einnahme von Glukokortikoiden, also Kortisonpräparaten, sind Zyklusunregelmäßigkeiten und ausbleibende Menstruationsblutungen möglich (siehe auch oben unter Funktionsstörungen der Nebennierenrinde).
  • Psychopharmaka: Mittel gegen Depressionen, vor allem sogenannte trizyklische Antidepressiva, wirken auf die Prolaktinausschüttung und verursachen mitunt eine Amenorrhö (siehe auch oben unter Tumore der Hirnanhangdrüse, Hyperprolaktinämie). Unter der Therapie mit Neuroleptika, Mittel gegen Psychosen, bleibt manchmal die Periode aus. Das ist vor allem bei dem Wirkstoff Risperidon der Fall, den Ärzte zum Beispiel gegen Erregungszustände einsetzen.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Menstruation unregelmäßig oder gar nicht mehr eintritt, seit Sie ein bestimmtes Medikament einnehmen, setzen Sie das Mittel nicht selbsttätig ab und ändern Sie auch nicht die Dosis. Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt darüber. Er wird mögliche Änderungen in der medikamentösen Behandlung abwägen und einleiten.

Diagnose: Aufschlussreiche Untersuchungen bei Amenorrhö

Diagnose und Behandlung einer Amenorrhö liegen meist beim Frauenarzt oder der Frauenärztin. Je nach Verdacht zieht er oder sie gegebenenfalls weitere Fachmediziner:innen hinzu. Das können Spezialisten für hormonelle Erkrankungen (Endokrinolog:innen), für erbliche Störungen (Humangenetiker:innen) oder Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen sein.

Wenn die Periode ohne erkennbaren Grund ausbleibt oder länger als drei Monate nicht wieder einsetzt, sollten Betroffene zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin gehen. Bekommt ein Mädchen die Periode bis zum 16. Geburtstag nicht, sollte sie zusammen mit ihren Eltern oder einem vertrauten Menschen eine gynäkologische Praxis aufsuchen. Der Arzt oder die Ärztin wird zunächst eine Schwangerschaft ausschließen.

Anamnese: Ausführliches Gespräch

Am Anfang steht ein eingehendes Gespräch. Wichtig ist für den Arzt oder die Ärztin zu wissen, wie regelmäßig die Menstruationszyklen bisher verlaufen sind, ob es früher schon Probleme gab. Von Interesse sind unter anderem auch die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der Betroffenen, ihre private und berufliche Situation, seelische Belastungen, körperliche Aktivitäten. Der Arzt oder die Ärztin wird zudem nach schon bestehenden Erkrankungen und neu aufgetretenen Beschwerden fragen – außerdem, welche Medikamente die Betroffene einnimmt, ob sie raucht oder regelmäßig Alkohol trinkt.

Körperliche Untersuchung

Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Der Arzt oder die Ärztin prüft dabei Unter- oder Übergewicht, die Körperbehaarung, die Brustentwicklung und mögliche auffällige Fettansammlungen. In der gynäkologischen Untersuchung begutachtet er oder sie die Geschlechtsorgane, meist auch mit Hilfe eines Ultraschallverfahrens.

Zudem kann es notwendig sein, dass die Betroffene ihre Körpertemperatur morgens nach dem Aufwachen (Basaltemperatur) über einige Monate hinweg misst. Sie trägt die Ergebnisse in eine Kurve ein, die der Arzt oder die Ärztin dann auswertet. Daraus erhält er oder sie weitere Hinweise auf mögliche Störungen des Zyklus.

Je nach Verdacht schließen sich unterschiedliche Hormontests und Hormonanalysen an. Es geht dabei einmal darum, den Regelkreis der Östrogene beziehungsweise einen Östrogenmangel näher zu bestimmen. Detaillierte Analysen in dieser Richtung zeigen den Status und die Aktivität von Hormonen wie FSH, LH, Prolaktin sowie von Östrogenen, Progesteron, männlichen Geschlechtshormonen, Kortisol und anderen Hormonen auf.

Mit gezielten Blutuntersuchungen und Urintests lassen sich Hormon- und Stoffwechselstörungen in anderen Körperbereichen feststellen, zum Beispiel Erkrankungen der Schilddrüse, der Nebennierenrinde oder ein Diabetes. Für die Diagnose bestimmter Krankheitsbilder, wie etwa dem Ullrich-Turner-Syndrom, kann auch eine Chromosomenanalyse herangezogen werden.

Darüber hinaus können bildgebende Verfahren, etwa eine Computertomografie bestimmter Gehirnbereiche oder speziell eine Magnetresonanztomografie der Hirnanhangdrüse angezeigt sein. Manchmal sind feingewebliche Untersuchungen der Gebärmutterschleimhaut und eine Spiegelung der inneren Geschlechtsorgane (Laparoskopie, Pelviskopie) wegweisend.

Je nach Verdacht wird der Arzt oder die Ärztin möglicherweise Spezialisten für Erkrankungen der Hormondrüsen und des Stoffwechsels (Endokrinologie) oder für Erbkrankheiten (Humangenetik) hinzuziehen.

Leidet die Patientin an einer Essstörung wie Magersucht oder an anderen psychischen Problemen, übernehmen in der Regel ein(e) Psychiater:in oder ein(e) entsprechend spezialisierte(r) Psychotherapeut:in die weitere Diagnose sowie die anschließende Behandlung – je nach Ausprägung der Störung auch in einer darauf ausgerichteten Klinik.

Therapie: Behandlung der ausbleibenden Regelblutung

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei Hormonstörungen können oft entsprechende Hormongaben und geeignete Medikamente Ungleichgewichte ausgleichen und helfen, den monatlichen Zyklus zu regulieren.

Tumore entfernen die Ärzte – so möglich – meist in chirurgischen Eingriffen. Mitunter, etwa bei einem Prolaktinom, können auch medikamentöse Therapien, die in den hormonellen Regelkreis eingreifen, helfen. Bei bestimmten Fehlbildungen können Operationen in Verbindung mit Hormontherapien angezeigt sein.

Für Frauen, die eine Essstörung und eine verzerrte Körperwahrnehmung haben, ist häufig der Aufenthalt in einer speziellen Therapieeinrichtung sinnvoll. Leistungssportlerinnen profitieren oft von einem individuell angepassten, sportpsychologischen Coaching und ausgewogener, ausreichender Ernährung. Seelische Probleme, übermäßiger Stress und Ängste lassen sich mit fachlicher Hilfe besser lösen. Wird der innere Druck zu groß, sollten sich Betroffene an eine(n) Psychotherapeut:in wenden. Entspannungstechniken und Stressmanagement entlasten zusätzlich.

Ausgewogenheit ist ein Schlüsselwort, wenn es um den weiblichen Zyklus geht. Eine gut ausbalancierte Lebensform unterstützt auch notwendige medizinische Therapien. Im Lot sein – das gilt für wesentliche Lebensbereiche und bedeutet: Sich gesund ernähren, regelmäßig körperlich aktiv sein, ohne zu übertreiben, und soziale Kontakte pflegen. Und: In den Alltag auch bewusst Phasen einbauen, in denen man innerlich loslassen und sich auf sich selbst besinnen kann.

Fachliteratur für diesen Ratgeber

Pschyrembel Online, https://www.pschyrembel.de/Amenorrh%C3%B6/K025X (Abruf 10. Juni 2021)

Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sexualorgane/weibliche-hormone-zyklus/amenorrhoe (Abruf 10. Juni 2021)

Website des Universittsklinikums Erlangen, https://www.reproduktionsmedizin.uk-erlangen.de/patienten/krankheitsbilder-kinder-und-jugendgynaekologie/zyklusstoerungen/ (Abruf 10. Juni 2021)

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Fachredaktion: Dr. med. Claudia Osthoff

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