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Die Einführung der „Antibaby­pille“ vor rund 60 Jahren gilt als Meilenstein auf dem Weg zur selbstbestimmten Familienpla­nung. Durch die tägliche Einnahme weiblicher Hormone – meist einer Kombination aus einem Östrogen und einem Gestagen – wird der Eisprung unterdrückt und die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmut­ter verhindert.

„Normalerweise wird die Pille einmal täglich eingenom­men“, erklärt Dr. Bettina Böttcher, Oberärztin an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in Inns­bruck. „Nach 21 Tagen folgt dann eine Pillenpause von sieben Tagen. In die­ser Zeit kommt es durch den Hormon­entzug zu einer Blutung.“

Was viele nicht wissen: Diese Blu­tung hat nichts mit der natürlichen Menstruation zu tun. Mit der Entzugs­blutung wollen Pillenhersteller den weiblichen Zyklus nachahmen. „Aus medizinischer Sicht ist das aber nicht notwendig“, sagt Böttcher. Für man­che Frauen hat es sogar Vorteile, die Pille ohne Pause einzunehmen und die Blutung mehrere Monate lang zu unterdrücken.

Von diesem sogenann­ten Langzyklus profitieren etwa Frauen, die unter dem Prämenstruel­len Syndrom (PMS), Schmerzen vor oder während der Blutung, leiden. Gleiches gilt für Frauen mit Endome­triose oder zyklusabhängiger Migräne. Für viele sei die Dauereinnahme vor allem praktisch, sagt Böttcher: „Nicht mehr zu bluten bedeutet für viele Frauen mehr Flexibilität im Alltag.“

Die Risiken und Nebenwirkungen des Langzyklus seien vergleichbar mit der normalen Pilleneinnahme. Gerade zu Beginn der Dauereinnahme kommt es allerdings häufiger zu Zwischen­blutungen. Dafür wird eine Schwan­gerschaft noch zuverlässiger verhütet.

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Das Auf und Ab der Gebärmutterschleimhaut

Über durchschnittlich 28 Tage hinweg baut der Körper im natürlichen Zyklusverlauf die Gebärmutterschleimhaut auf und stößt sie anschließend ab: Es kommt zur Regelblutung.

Durch die Einnahme der Pille verringert sich die körpereigene Hormonproduktion, daher flacht der Auf- und Abbau der Schleimhaut ab. Im Langzyklus schließlich wächst die Schleimhaut sehr langsam und bleibt auf niedrigem Niveau bestehen. Die Blutung bleibt aus.

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Wie sicher ist der Langzyklus?

Frau Dr. Böttcher, kann man jede Pille einfach durchnehmen?

Nein. Nicht jedes Präparat ist für den Langzyklus geeignet. Übli­cherweise kommen niedrig do­sierte Kombinationspräparate in­frage, sogenannte Mikropillen. Bitte nie ohne ärztliche Abspra­che einfach die Pille durchneh­men. Welches Präparat am besten passt, entscheidet die Gynäko­login oder der Gynäkologe nach einem ausführlichen Gespräch.

Ist der Langzyklus denn wirklich unbedenklich?

Nach jetzigem Wissensstand er­höht sich das Risiko für Neben­wirkungen wie etwa Thrombosen nicht, obwohl die Hormondosis beim Langzyklus durch die feh­lende Pause etwas höher ist als bei der regulären Einnahme. Auch die Fruchtbarkeit nimmt keinen Schaden. Nach Absetzen der Pille können Frauen sofort wieder schwanger werden.

Wie lange kann man die Pille ohne Pause durchnehmen?

Manche Expertinnen und Exper­ten empfehlen nach vier Monaten eine siebentägige Einnahme­-Pause einzulegen, andere nach einem Jahr. Frauen sollten das mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen besprechen. Spätes­tens bei Zwischenblutungen ist eine Pause sinnvoll.

Fazit

Die Langzeiteinnahme der Pille kann zyklusabhängige Beschwerden lindern und führt dazu, dass die Blutung aus­ bleibt. Dadurch wird der Verhütungs­schutz noch höher. Risiken und Nebenwirkungen stimmen nach bisherigen Erkenntnissen mit denen einer regulären Einnahme überein. Anfangs können Zwischenblutungen auftreten.

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