Bereits im Mund beginnt die Verdauung der Nahrung. Die Zähne zermalmen jeden Happen in kleine Stücke, gleichzeitig produzieren die Speicheldrüsen ihr ­enzymreiches Sekret. Auf diese Weise werden bereits die ersten Nahrungsbestandteile grob aufgespalten, die Bissen weich und schluck­fähig gemacht.

Durch die Speiseröhre gleiten sie in den Magen. Dort erfolgt die zweite Etappe der Verdauung durch die Magensäure. Wie ein Mahlwerk vermengt und zerreibt der untere Magenteil, das Antrum, den Speisebrei mit intensiven Muskelbewegungen.

Nährstoffe gehen aus dem Darm ins Blut über

In kleinen Portionen gelangt die Nahrung schließlich – bis zu fünf Stunden nach der Mahlzeit – durch den Magenpförtner in den Zwölffingerdarm. Enzyme aus der Bauch­speicheldrüse sowie Gallensaft aus Leber und Gallenblase greifen hier Fette, Eiweiß und Kohlenhydrate an und zerteilen sie so, dass der Körper sie in den Blutkreislauf aufnehmen und verwerten kann. Erst dann gleiten die Nahrungsreste durch den Dünndarm in den Dickdarm, wo Milliarden von Bakterien darauf warten, die letzten Reste aufzuspalten.

Ein gutes Essen ist für die meisten Menschen aber weitaus mehr als die Aufnahme lebenswichtiger Nahrungsbestandteile – in netter ­Gesellschaft kann es ein Hochgenuss sein. Doch manchmal treten schon bald darauf ­­unangenehme Beschwerden auf, die sogar quälende Ausmaße annehmen können.

Ungewöhnliche Symptome abklären

So klagen viele nach einer mehr oder weniger üppigen Mahlzeit über ein massives Völlegefühl, über Sodbrennen oder Schmerzen im Oberbauch. Besonders unangenehm sind Krämpfe, die oft minutenlang andauern. Manche Menschen kennen diese Symptome bereits, weil sie schon lange entsprechend empfindlich reagieren oder weil sie wissen, dass sie zu viel, zu hastig oder zu fettreich gegessen haben.

"Wenn solche Beschwerden das erste Mal auftreten und ungewöhnlich sind, sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden", rät der Gastroenterologe Professor Joachim Erckenbrecht, der in Düsseldorf in einer niedergelassenen Praxis tätig ist. Das gelte ganz besonders, wenn auch Alarmsymptome hinzukommen wie blutiges Erbrechen oder schwarzer Stuhlgang. Dann handelt es sich um einen Notfall, der sofortiger Abklärung bedarf.

Ursachen von Magenbeschwerden

Magendrücken kann viele Ursachen haben. "Bei einem Teil der Betroffenen steckt eine organische Ursache dahinter, etwa ein Magengeschwür, eine Reflux-Ösophagitis, eine Bauchspeicheldrüsen- oder Gallenwegserkrankung", warnt Erckenbrecht.

Produziert der Magen mehr Säure, als die Schleimhaut verträgt, kommt es zu Entzündungen an der Magenwand. Medikamente wie Schichtsilikate binden überschüssige Säure, H2-Blocker oder Protonenpumpenhemmer reduzieren die Säureproduktion. Die Selbstmedikation sollte nicht länger als 14 Tage dauern. Halten die Beschwerden an, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen.

Der Magenkeim Helicobacter ­py­lori kann ebenfalls für entsprechende Beschwerden verantwortlich sein und schlimms­tenfalls ein Magengeschwür verursachen. Antibiotika, die der Arzt verschreibt, töten den Keim ab. Meist verschwinden die Symptome wieder.

Stress kann Bauchschmerzen auslösen

In vielen Fällen spielt aber auch die Psyche eine nicht unerhebliche Rolle. Immerhin wird der gesamte Verdauungsprozess von einem dichten Geflecht aus Millionen Nervenzellen gesteuert, das den ganzen Magen-Darm-Trakt umgibt und in direktem Kontakt zum Gehirn steht.

Das enterische Nervensystem, so der Fachbegriff für dieses "Bauchhirn", steuert selbstständig alle Prozesse der Verdauung, stimuliert die Organmuskulatur und verarbeitet die Signale der Rezeptoren. Dass auch chronische Stresssituationen die Verdauung be­­las­ten können, wies Gastroenterologe Erckenbrecht mit seinen Studenten nach: "Wir haben untersucht, wie häufig und wie intensiv Medizinstudenten jeweils sechs Monate und eine Woche vor dem Staatsexamen über Bauchschmerzen klagten."

Das Ergebnis sei kaum überraschend gewesen: Unmittelbar vor dem Examen haben die Zahl und die Intensität funktioneller Dyspepsie-Beschwerden, also solcher ohne organische Ursachen, dramatisch zugenommen. Doch bei vielen Menschen treten die Symptome auch ohne Stress auf. Unregelmäßig oder hektisch eingenommene Mahlzeiten können sie ebenso aus­lösen wie Nikotin, Medikamente oder zu viel Alkohol. Dann gerät die Magen-Darm-Muskulatur aus dem Takt. Warum jedoch manche Menschen scharfe, saure oder süße Speisen schlecht vertragen, wisse man nicht genau, so der Düsseldorfer Mediziner Joachim Erckenbrecht. Häufig sind es Unverträglichkeiten gegen bestimmte Nahrungsbestandteile, die bei vielen Betroffenen zu Blähungen und Bauchschmerzen führen.

Fettreiche Speisen verweilen lange im Magen

Ein Enzymmangel kann mitunter die Ursache sein. Die Nahrung kann in diesem Fall nicht gut verstoffwechselt werden. Bakterien greifen dann die Nahrungsmittel an und bauen sie zu blähenden Gasen ab.

Manchmal sind es auch Allergien, die zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt führen. Den Betroffenen bleibt meist nur, die problematischen Nahrungsmittel konsequent zu meiden. Sehr fettreiche Speisen sind für die meisten Menschen problematisch: "Weil Fette am längsten im Magen bleiben, hält auch der Druck auf die Magenwand länger an als bei anderen Speisen. Zudem ist die Wahrnehmung von Dehnungsreizen bei einer fettreichen Mahlzeit offensichtlich intensiver", erklärt Professor Erckenbrecht. Bei Störungen der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenproduktion können Fette nicht mehr richtig verstoffwechselt werden.

Kaffee kann Verdauung fördern

Wer Alkohol zum Essen trinkt, tut sich nicht unbedingt etwas Gutes, denn dieser kann unter Umständen den Verdauungsprozess verlangsamen. In geringen Mengen verbessert der Genuss von Alkohol – beispielsweise als Aperitif – den Verdauungsprozess mitunter aber auch.

"Alkohol hat eine muskelentspannende Wirkung und erhöht somit die Aufnahmekapazität des Magens für die Nahrung", erläutert Erckenbrecht. Außerdem regt er die Bildung von Säure und Magenschutzschicht an. Das gelte aber nur für sehr geringe Mengen, beispielsweise ein Glas Bier oder Wein. Spirituosen seien zu hochprozentig. Auch der beliebte Espresso nach einem reichhaltigen Essen könne, so Erckenbrecht, durchaus hilfreich sein: "Kaffee regt den Kreislauf an, stimuliert den Magen-Darm-Trakt, und man fühlt sich nach dem Essen schneller wieder fit."

Magenbeschwerden vorbeugen

Wer aber sowieso unter einer Überproduktion von Magensäure leidet, sollte auf Alkohol und Kaffee, der ebenfalls die Säureproduktion anregt, verzichten. Besser zur Anregung der ­Verdauung eignen sich etwas Pfefferminzöl oder ein Stück Pfefferminzschokolade.

Auch pflanzliche Präparate aus der Apotheke können den Magen-Darm-Trakt sinnvoll unterstützen. Alternativ helfen entschäumende Medikamente gegen Blähungen und Präparate mit Butylscopolamin, um Krämpfe zu lösen. Noch besser: Stress abbauen, langsam essen, kleine Portionen genießen und gut kauen. Denn der Prozess der Verdauung beginnt bereits im Mund.

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