Logo der Apotheken Umschau

Wie äußern sich Gelenkschmerzen?

Gelenkschmerzen in den Wechseljahren können sich auf verschiedene Arten äußern. Häufig berichten Frauen von steifen und geschwollenen Gelenken. Vor allem Rücken, Hände und Knie sind betroffen. Die Gelenkschmerzen können so stark sein, dass sie das alltägliche Leben beeinträchtigen und die Mobilität einschränken. Typischerweise sind die Beschwerden besonders intensiv morgens nach dem Aufstehen oder auch nach längerer sitzender Tätigkeit.

Warum entwickeln Frauen in den Wechseljahren Gelenkschmerzen?

Die Ursache für Gelenkschmerzen in den Wechseljahren ist vielfältig. Ein Grund ist der natürliche Alterungsprozess. Bereits ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse ab und es kommt zum Verschleiß der Gelenkknorpel. Dieser Prozess verstärkt sich mit zunehmendem Alter. Dazu kommen bei Frauen die hormonellen Veränderungen. In den Wechseljahren produziert der Körper weniger Östrogen. „Östrogene regen die Durchblutung an und fördern so die Aufnahme von Flüssigkeit in das Gewebe. Sie unterstützen ebenfalls den Aufbau von Kollagen im Körper“, erklärt die Gynäkologin Dr. Daniela Paepke, Oberärztin am Spital Zollikerberg oberhalb von Zürich. „Dieses Strukturprotein ist ein essentieller Bestandteil der Haut, Sehnen und Bänder.“ Östrogenmangel führt somit zu einem Dünnerwerden der Gelenkknorpel und einer schlechteren Durchblutung der Gelenke und Muskeln. „Gerade die Knorpel zwischen den Gelenken verlieren an Elastizität. Das macht sie empfindlicher, weniger belastbar und auch anfälliger für Schäden“, so Paepke. Zudem wirkt Östrogen schmerzlindernd. Der Abfall der Östrogene kann zu einem Absinken der Schmerzgrenze und einer höheren Schmerzempfindlichkeit führen.

Wie lassen sich Gelenkbeschwerden behandeln?

Um eine Behandlung in die Wege zu leiten, ist es notwendig, die Ursache für die Gelenkschmerzen herauszufinden. Steckt tatsächlich ein Östrogenmangel hinter den Beschwerden oder ist es vielmehr eine Gelenkerkrankung wie Arthrose, Rheuma oder Gicht? „Auch eine sogenannte Fibromyalgie oder Long Covid können die Ursache für Gelenkschmerzen sein“, sagt Paepke. „Für jede Ursache gibt es eine andere Therapie. Eine genaue Diagnostik mit zielgerichteten Untersuchungen ist darum extrem wichtig.“ Wenn diese feststeht, können – je nach Ursache – Maßnahmen wie Physiotherapie, ärztlich verordnete Medikamente, pflanzliche Schmerzmittel, Akupunktur, Gewichtsreduktion bei Übergewicht oder eine Ernährungsumstellung wirksam sein.

Kann eine Hormontherapie bei Gelenkbeschwerden helfen?

„Sind die Gelenkschmerzen auf die hormonellen Veränderungen zurückzuführen, hilft bei vielen Frauen die Gabe von Progesteron. Davon haben wir in der Perimenopause und in der Postmenopause zu wenig“, sagt Paepke. Östrogen, das in einer Hormontherapie enthalten ist, kann Entzündungen reduzieren und die Gelenkgesundheit unterstützen. „Ich bevorzuge die Therapie mit bioidentischen Hormonen. Hier wäre ein Estrogen-Gel am besten, das man auf die Haut aufträgt – es wirkt systemisch und hat weniger Nebenwirkungen. Wichtig ist, dass man zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut zusätzlich dazu Progesteron oder ein Gestagen in Kapselform nimmt.“ Eine Hormontherapie kann auch das Risiko für eine Osteoporose verringern. Allerdings bringt die Therapie auch potenzielle Risiken mit sich, wie beispielsweise ein leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko bei einer länger andauernden Einnahme von Hormonen. Von daher sollten Risiken und Nutzen sorgfältig abgewogen werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Hormontherapie sollte in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt getroffen werden.

Welche natürlichen Methoden lindern Gelenkschmerzen in den Wechseljahren?

„Die beste Strategie, um Gelenk- und Muskelbeschwerden entgegen zu wirken, ist ausreichend Bewegung“, sagt Gynäkologin Paepke. Dabei kommt es nicht auf sportliche Spitzenleistungen an. Regelmäßiger und moderater Sport sowie ein aktiver Alltag tun den Gelenken gut und wirken zudem vorbeugend. Bewegung fördert den Austausch von Gelenkflüssigkeit und Knorpel, Knochen und Bindegewebe werden mit wichtigen Nährstoffen versorgt. „Gelenkschonende Sportarten wie Nordic Walking, Radfahren, Gymnastik oder Wassergymnastik – auch Spazieren – sind super. Wichtig ist, dass wir es mehrmals die Woche tun“, so Paepke. Bei Beschwerden in den Händen kann tägliche Finger-Gymnastik hilfreich sein. Neben Bewegung spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. „Eine pflanzenbasierte Kost mit viel Gemüse, Salaten, nicht zu süßen Früchten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Nüssen, ungesättigten Fetten – das ist ideal“, sagt die Gynäkologin. Milchprodukte, Fisch und mageres Fleisch sollte man in Maßen genießen. Da Übergewicht zu einer erhöhten Belastung der Gelenke führt, ist ein gesundes Gewicht wesentlich. Bewegung und pflanzenbasierte Ernährung unterstützen hier, Alkohol, Zucker und verarbeitete Fleischprodukte hingegen sollten gemieden werden.

Wie lassen sich Muskelschmerzen in den Wechseljahren behandeln?

Um Muskelschmerzen in den Wechseljahren zu lindern, gibt es einige bewährte Strategien. Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Dehnübungen, Yoga und sanftes Training, kann die Flexibilität verbessern und Schmerzen reduzieren. „Eine ausgewogene Ernährung kann ebenfalls hilfreich sei, auch Phytotherapie mit Weihrauch, Curcumin, Weidenrinde und Teufelskralle hat sich bewährt“, bekräftigt Paepke.

Mehr zum Thema Wechseljahre


Quellen: