Suchen Sie hier nach Schlagworten rund um das Thema Gesundheit sowie nach Beipackzetteln Ihrer Arzneimittel.
Kniegelenk
Kann man Knorpel
reparieren?
Tatsächlich gibt es mittlerweile zahlreiche Therapien, um Schäden am Knorpel auszugleichen. Doch nicht jeder Defekt lässt sich beheben. Wann und für wen eine Behandlung infrage kommt.
Wenn er weg ist, ist er weg. Das galt lange Zeit für den Knorpel, der unsere Knochen an den Gelenken ummantelt. Der Grund: Knorpel wird nicht durchblutet. Die Zellen sind in einem starren Geflecht aus Kollagen und anderen Substanzen wie eingemauert, sie teilen und vermehren sich kaum. Deshalb heilt beschädigter Knorpel fast nie von allein. Doch es gibt einige Therapien, mit denen sich Knorpeldefekte – vornehmlich am Kniegelenk – beheben lassen. Das sollten Sie wissen:
Kann man jeden Knorpelschaden reparieren?
Leider nicht. Dabei wäre das eine fantastische Sache. Immerhin leiden rund 48 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer ab 65 Jahren an Arthrose. Bei dieser Krankheit ist der Knorpel, der die Gelenke umgibt, so verschlissen, dass das je nach Stadium sehr wehtut. Bei fortgeschrittener Arthrose benötigen Betroffene oft künstlichen Gelenkersatz.
Dieser Text informiert in Einfacher Sprache zum Thema: Arthrose zum Artikel
„Arthrose lässt sich mit Knorpelersatztherapien nicht behandeln“, sagt Professor Philipp Niemeyer aus München, einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Knorpelregeneration. „Stellen Sie sich das vor wie bei einem Rasen“, so Niemeyer. „Wenn der auf einer großen Fläche ausgetrocknet und abgestorben ist, bringt es nichts, mit einem kleinen Stück Rollrasen Löcher in der Wiese auszubessern.“ So ist das beim Knorpel auch. „Löcher an einer Stelle bei einem sonst gut erhaltenen Knorpel an einem gesunden Gelenk können mit knorpelregenerativen Therapien sehr gut behandelt werden. Bei fortgeschrittener Arthrose funktioniert das nicht.“
Eignet sich die Knorpelregeneration für jede Patientin und jeden Patienten?
Nein. Das durchschnittliche Alter der Patientinnen und Patienten, bei denen diese Verfahren angewendet werden, liegt bei 37 Jahren, so die Zahlen des Knorpelregisters der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Natürlich kommt die Therapie auch für ältere Menschen infrage. „Doch bei Älteren sind die Knorpelschäden häufig zu weit fortgeschritten“, lautet die Einschätzung von Chirurg Niemeyer. Wichtig für einen Erfolg der Therapie sei zudem, dass die schützenden Strukturen am Kniegelenk wie die Menisken und Kreuzbänder noch erhalten seien. Starkes Übergewicht oder Rauchen sind ebenfalls Faktoren, die den Erfolg des Eingriffs beeinträchtigen, zeigen Studien.
Knie verdreht? Heftige Knieschmerzen? Oft sind dann Bänder im Knie gerissen, zum Beispiel Kreuzband, Innenband oder Außenband. Kreuzbandrisse (Kreuzbandrupturen) gehören zu den häufigen Sportverletzungen zum Artikel
Der Verschleiß des Hüftgelenks ist eine relativ häufige Form von Arthrose, die den Alltag deutlich beeinträchtigen kann zum Artikel
Wie merke ich, dass ich einen Knorpelschaden habe?
Treten am Knie nach einer Belastung Schwellungen oder Schmerzen an klar abgegrenzten Stellen auf, könnte ein Knorpelschaden dahinterstecken. Dann ist es sinnvoll, eine MRT-Aufnahme (Magnet-Resonanz-Tomographie) zur Abklärung anfertigen zu lassen. „Menschen, die bereits am Knie operiert wurden, die Schmerzen haben oder bei denen die Kniescheibe öfter rausspringt, sollten ebenfalls eine MRT-Untersuchung zur Abklärung durchführen“, rät Dr. Svea Faber, Chirurgin und Expertin für Geweberegeneration aus München.
Spritzen ins Knie sollen den Gelenkverschleiß bremsen und Schmerzen lindern. Aber Hyaluronsäure-Spritzen bei Arthrose im Knie zahlt die Krankenkasse nicht. Lohnt sich die Investition? Wir machen den Check zum Artikel
Dieser Text informiert in Einfacher Sprache zum Thema: Bänderriss am Knie zum Artikel
Wie läuft eine Therapie zur Knorpelregeneration ab?
Das hängt von der Methode ab, mit der der Knorpeldefekt repariert wird (siehe Infografik unten). Und auch davon, was die Ursache des Defekts ist. „Diese Frage ist für uns in der Sprechstunde entscheidend. Da gehen wir auf Spurensuche“, so Niemeyer. Oft haben Fehlstellungen wie O- oder X-Beine oder Instabilitäten wie herausgesprungene Kniescheiben den Defekt verursacht.
Für den Eingriff bedeutet dies: Es wird nicht nur der Knorpeldefekt repariert, sondern auch die Ursache des Schadens behoben. „Unser Ziel ist es, die Startbedingungen für den neuen Knorpel zu verbessern“, so Niemeyer. Häufig seien das aufwendigere Eingriffe als die Operation am Gelenkknorpel, darüber müssten sich Betroffene im Klaren sein.
Methoden der Knorpelregeneration
Knochenmarkstimulation
Die Methode: Der Knochen wird im Bereich des Defekts angebohrt. Das Knochenmark wird angeregt, aus Stammzellen neue Knorpelzellen zu bilden. Geeignet für Schäden bis maximal zwei Quadratzentimeter.
Vorteile: einfache und minimalinvasive Operation
Nachteile: geringere Knorpelqualität als bei der Knorpelzelltransplantation; Risiko, dass erneut Beschwerden auftreten
Knorpelzelltransplantantation
Die Methode: Die Knorpelzelltransplantation gilt als Standardmethode zur Regeneration von größeren Knorpeldefekten. In der ersten OP wird Knorpelgewebe entnommen und in einem Labor aufbereitet. In einer zweiten OP wird der Defekt mit dem Knorpelzellgemisch aufgefüllt.
Vorteile: Langzeitdaten zeigen die Wirksamkeit und Sicherheit des Verfahrens; bessere Knorpelqualität im Vergleich zur Knochenmarkstimulation
Nachteile: zwei operative Eingriffe (wenn möglich, minimalinvasiv)
Minced Cartilage
Die Methode: Während der OP wird Gewebe gesammelt, stark verkleinert und mit Eigenblutprodukten vermengt. Noch während der OP wird der Defekt mit diesem Gemisch aufgefüllt. Aus den kleinen Knorpelchips in der Mischung sollen Knorpelzellen auswandern und so den Knorpel regenerieren.
Vorteile: nur ein operativer Eingriff
Nachteile: relativ neues Verfahren, dessen Wirksamkeit in klinischen Stu- dien noch genauer untersucht werden muss
Previous
Next
Sollten Knorpelschäden, wenn medizinisch möglich, immer behandelt werden?
Nein. Studien zeigen zwar, dass Knorpeldefekte das Risiko, im späteren Leben Arthrose zu entwickeln, erhöhen. „Doch wenn ein Knorpelschaden keine Beschwerden verursacht, ist eine Operation in der Regel nicht sinnvoll“, sagt Experte Niemeyer. Auch Kniechirurgin Dr. Svea Faber würde in diesem Fall nicht reparieren. Sie rät zu „watch and wait“ – beobachten und abwarten. Den Schaden könne man mit MRT-Bildgebung ab und zu anschauen lassen. „Vergrößert er sich und besteht das Risiko, dass er in absehbarer Zeit zu groß wird, um mit Verfahren zur Knorpelregeneration behandelt zu werden, kann man über eine Behandlung nachdenken.“
Ist der regenerative Knorpel genauso gut wie mein natürlicher Knorpel?
Nicht ganz. Je nach Methode ist die Qualität unterschiedlich. Bei Verfahren der Knorpelzelltransplantation kann die Qualität aber zwischen 70 und 90 Prozent im Vergleich zum Original betragen.
Wie läuft die Reha ab?
Auch das hängt von der Ursachentherapie ab. Eine Korrektur von O- oder X-Beinen ist äußerst langwierig. Es kann Monate dauern, bis das Bein wieder komplett fit ist, man benötigt auf jeden Fall eine intensive Physiotherapie.
Kann diese Operation an jeder Klinik durchgeführt werden?
Verfahren zur Knorpelregeneration werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Doch nicht in jeder Klinik gibt es Expertinnen und Experten, die diese Eingriffe durchführen.
Zentren mit Expertise für Verfahren zur Knorpelregeneration:
Baden-Württemberg:
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (9174), Freiburg im Breisgau: www.uniklinik-freiburg.de
HKF – Internationales Zentrum für Hüft-, Knie- und Fußchirurgie, ATOS Klinik Heidelberg (61391), Heidelberg: https://izo-atos.de
University Medical Center Mannheim Medical Faculty Mannheim, Heidelberg University, Sportorthopaedicum: www.umm.uni-heidelberg.de
Das Springerknie betrifft häufig Sprungathleten, entsteht durch Überbelastung der Kniescheibensehne und führt zu Belastungsschmerzen vorne am Knie. Mehr zu Ursachen, Diagnose und Therapie erfahren Sie hier zum Artikel
Menisken sind Stoßdämpfer und Kraftüberträger im Knie. Meniskusverletzungen machen sich meist mit Knieschmerzen bemerkbar. Mehr zu Ursachen, Symptomen und Therapien zum Artikel