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Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Derzeit sind 31,8 Prozent der Menschen in Deutschland betroffen[1] – nahezu jeder oder jede Dritte. In höherem Alter, also ab 65 Jahren, haben bereits deutlich über 60 Prozent Bluthochdruck. Dabei gibt es einen Geschlechterunterschied: Männer leiden häufiger als Frauen unter arterieller Hypertonie.

Alter und Gene beeinflussen den Blutdruck

Bei älteren Menschen lässt die Elastizität der Arterien oft nach. Dadurch steigt häufig der Blutdruck. Außerdem zeigen ein ungesunder Lebensstil oder die Gene ebenfalls oft erst in einem höheren Lebensalter ihre Wirkung.

Genomstudien haben gezeigt, dass bestimmte Genmutationen zu Bluthochdruck führen können[2]. Diese werden bei Patientinnen und Patienten jedoch nicht untersucht – in der Praxis vermutet der Arzt oder die Ärztin eine genetische Veranlagung aufgrund einer Häufung von Bluthochdruck und Schlaganfällen bei nahen Verwandten wie Geschwistern, Eltern oder Großeltern. Ob dann tatsächlich ein Bluthochdruck entsteht, ist ein Wechselspiel mit anderen Risikofaktoren: Bei einer erblichen Veranlagung zu Bluthochdruck können bestimmte Lebensstilfaktoren leichter Einfluss auf die Krankheitsentwicklung nehmen. Je mehr Risiken zusammenkommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bluthochdruck auftritt – wie umgekehrt eine gesunde Lebensweise das Erkrankungsrisiko günstig beeinflussen kann. Menschen mit erblicher Veranlagung sind also nicht machtlos, sondern sollten im Gegenteil ganz besonders auf einen gesunden Lebensstil achten.

Der Lebensstil ist für den Blutdruck entscheidend

Beeinflussbare Risikofaktoren für Bluthochdruck sind:

  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • Übergewicht mit viel Bauchfett
  • Bewegungsmangel
  • Stress
  • Aufnahme von Kochsalz

Rauchen: Die Inhaltsstoffe von Tabak greifen die Gefäße an. Die beim Rauchen aufgenommenen Schadstoffe schädigen die zarte Innenauskleidung der Gefäße, das Endothel. Dadurch fördern sie die Arteriosklerose, die Gefäßverkalkung. Auch die Fließeigenschaften des Blutes verschlechtern sich. Luftverschmutzung erhöht ebenfalls das Risiko für Bluthochdruck, allerdings in viel geringerem Maß.

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Alkohol: Akut in größerer Menge konsumiert, erhöht das Genussgift den Blutdruck vorübergehend, bei dauerhaftem Zuspruch chronisch. Dann schadet Alkohol nicht nur Blutdruck, Herz und Kreislauf, sondern auch anderen empfindlichen Organen wie Leber und Gehirn.

Alkohol mindert die Glucose-Produktion in der Leber. Vor allem für Menschen mit Diabetes kann das gefährlich werden.

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Übergewicht mit viel Bauchfett: Nicht unbedingt das allgemeine Körpergewicht, sondern vor allem die Verteilung von Körperfett ist in Bezug auf Herz-Kreislauf-Risiken entscheidend. Problematisch ist vermehrtes Bauchfett: ab einem Taillenumfang von 102 Zentimetern bei Männern und 88 Zentimetern bei Frauen, ist das Risiko für Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.

Doch schon bei Taillenumfängen ab 94 Zentimetern bei Männern und 80 Zentimetern bei Frauen ist Bauchfett gefährlich. Denn es löst zahlreiche ungünstige Veränderungen im Körper aus. Zum Beispiel sprechen Leber-, Muskel- und Fettgewebszellen schlechter auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin an, sodass der Körper mehr davon benötigt. Man sagt auch, der Körper wird gegen Insulin resistent. Dadurch erhöht sich das Risiko für eine Zuckerstoffwechselstörung wie Typ-2-Diabetes. Die Insulinresistenz kann auch zur Folge haben, dass der Blutdruck steigt und zu hoch bleibt.

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Bewegungsmangel: Wer sich wenig bewegt, schwächt den Körper auf der ganzen Linie: Herz, Kreislauf und Lungen körperlich inaktiver Menschen müssen schon bei geringer Anstrengung viel Energie aufwenden. Bei Tätigkeiten, die Trainierte locker wegstecken, reagiert das Herz Untrainierter mit hoher Aktivität. Knochen, Muskeln und Gelenke verlieren bei mangelnder Bewegung an Substanz, der Stoffwechsel ist einseitig auf Aufbau statt Abbau der Fettdepots ausgerichtet. Sogar das Gehirn wird träger und die Psyche anfälliger.

Stress: Besteht Stress über längere Zeit, kann er den Blutdruck nach oben treiben. Denn bei Stress ist das sympathische Nervensystem sehr aktiv: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt. Die Nebennieren geben vermehrt Stresshormone ab, der Blutdruck steigt. Lärm kann ein Stressfaktor sein. Unbewältigter Stress führt außerdem oft zu Schlafstörungen. Auch sie können den Blutdruck ungünstig beeinflussen.

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Kochsalz: Natriumchlorid, auch Speise- oder Kochsalz genannt, kann Bluthochdruck begünstigen. Es bewirkt, dass die an der Regulierung des Blutdrucks beteiligten kleineren Arterien empfindlicher auf Hormone reagieren, die den Kreislauf anregen.

Allerdings reagiert nur bei etwa einem Drittel aller Menschen der Körper salzempfindlich, sodass der beschriebene Mechanismus nicht immer zum Tragen kommt. Da sich eine solche Salzsensitivität aber noch nicht direkt messen lässt, bedeutet das: Jeder von Bluthochdruck Betroffene sollte probieren, mit weniger Salz auszukommen. Und am besten auch jeder andere, denn der durchschnittliche tägliche Salzkonsum ist in Deutschland zu hoch: Frauen nehmen im Mittel 8,4 Gramm pro Tag zu sich, bei Männern beträgt die mittlere Zufuhr von Speisesalz 10 Gramm pro Tag[3]. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich nur etwa fünf Gramm Speisesalz aufzunehmen.

Auch Krankheiten und Medikamente erhöhen das Risiko

Die Leitlinie der Europäischen Bluthochdruckgesellschaft (2023)[4] führt Schlafstörungen wie die Schlafapnoe, Migräne und Depression als Risikofaktoren für Bluthochdruck an. Bei Frauen kommen bestimmte Komplikationen während der Schwangerschaft wie Präeklampsie oder Eklampsie, mehrfache Fehl- oder Frühgeburten, Schwangerschaftsbluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes sowie ein frühes Einsetzen der Menopause hinzu. Menschen mit diesen Krankheiten oder Komplikationen sollten regelmäßig eine Früherkennungsuntersuchung für Bluthochdruck erhalten.

Es gibt auch Arzneimittel, die den Blutdruck erhöhen können wie etwa nichtsteroidale Antirheumatika, Kortisonpräparate, ein in das Immunsystem eingreifendes Medikament wie Ciclosporin A, die Substanz Erythropoetin, manche Mittel gegen Krebs und sogenannte Sympathomimetika in Erkältungsmitteln. Besteht der Verdacht auf einen Zusammenhang, sollten Betroffene dies vom Arzt oder von der Ärztin überprüfen lassen. Ein verordnetes Medikament sollte man nicht in Eigenregie absetzen.

Risikofaktoren lassen die Gefäße vorzeitig altern

Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ist bis zu einem bestimmten Maß ein normaler Alterungsvorgang der Gefäße. Faktoren wie Rauchen oder Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen beschleunigen diesen Prozess jedoch enorm. Mit der Zeit bilden sich vermehrt Ablagerungen (Plaques) und Kalk. Die Blutgefäße werden steif und verengen sich. Dann trifft der Blutstrom ständig auf mehr Widerstand, der Blutdruck steigt.

Als Folge der verstärkten Arteriosklerose und des damit entstandenen Bluthochdrucks kann zum Beispiel eine Verengung einer oder beider Nierenarterien (Nierenarterienstenose) auftreten. Meist sind auch Gefäße an Herz, Nieren, Gehirn und Augen betroffen. Das kann dann zu einer Erkrankung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit), zu Herzinfarkt, Herzschwäche, Nierenversagen, Schlaganfall oder Netzhautschäden der Augen (hypertensive Retinopathie) führen.

Rauchen, Fett- oder Zuckerstoffwechselstörungen können die Gefäße verengen. Dadurch steigt der Blutdruck.

Rauchen, Fett- oder Zuckerstoffwechselstörungen können die Gefäße verengen. Dadurch steigt der Blutdruck.

Andere Krankheiten als Ursache

Nur etwa zehn Prozent der Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) haben eine sekundäre Hypertonie. Das heißt, bei ihnen ist eine andere Erkrankung für den Bluthochdruck verantwortlich, etwa der Nieren, Nebennieren oder der Schilddrüse. Wird diese Krankheit erkannt und behandelt, sinkt in der Regel auch der Blutdruck. Hat die Ärztin oder der Arzt den Verdacht, dass der Bluthochdruck einer Patientin oder eines Patienten durch eine andere Krankheit entstanden ist, wird er oder sie verschiedene Diagnosemethoden einsetzen, um diesem Verdacht nachzugehen – und entsprechend behandeln, falls er sich bestätigt.

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Fazit: Meist liegen mehrere Faktoren zugrunde, wenn ein Bluthochdruck entsteht. Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind das Alter und die Gene. Doch es gibt auch viele Umstände, die beeinflussbar sind: Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress und die vermehrte Aufnahme von Kochsalz erhöhen ebenfalls das Risiko für Bluthochdruck. Wer Bluthochdruck vorbeugen will, sollte hier ansetzen. Auch bestimmte Krankheiten wie Schlafapnoe, Migräne und Depression sowie bestimmte Medikamente wie Hormone, Kortison oder Nichtsteroidale Antirheumatika können den Blutdruck erhöhen. Wer sie einnimmt, sollte den Blutdruck kontrollieren lassen.


Quellen:

  • [1] Bundesärztekammer (BÄK) Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) et al.: Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie (2023). https://www.leitlinien.de/... (Abgerufen am 06.10.2023)
  • [2] Dmitry Oshchepkov et al.: Stress Reactivity, Susceptibility to Hypertension, and Differential Expression of Genes in Hypertensive Compared to Normotensive Patients . International Journal of Molecular Sciences: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 13.10.2023)
  • [3] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Salzkonsum in Deutschland: Ergebnisse der DEGS-Studie. https://www.bmel.de/... (Abgerufen am 13.10.2023)
  • [4] The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension: 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Journal of Hypertension: https://journals.lww.com/... (Abgerufen am 11.10.2023)