Logo der Apotheken Umschau

Depressionen

Etwa jeder fünfte Mensch mit einer Demenz leidet auch an depressiven Verstimmungen bis hin zu einer Depression. Das kann den Alltag der Betroffenen sehr stark beeinträchtigen. Der behandelnde Arzt kann dann bei Bedarf Medikamente verordnen.

Medikamente: Mittel wie Citalopram oder Sertralin wirken gegen Depressionen. Dr. Sarah Kohl ist Fachärztin für Psychi­atrie und Psychotherapie an der Technischen Universität in München. Über die Dosierung von Antidepressiva sagt sie: „Wie bei den meisten Psychopharmaka gilt: Vorsichtig einschleichen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten und möglichst niedrig dosieren.“

Vorsicht: Einige der Arzneimittel machen schläfrig oder benommen. Personen mit einer Demenz sind oft auch ohne Medikamente verwirrt oder müde. Verstärken sich die Symptome mit den neuen Medikamenten: Unbedingt den behandelnden Arzt kontaktieren.

Tabletten

Antidepressiva als Schmerzmittel

Antidepressiva helfen gegen bestimmte Arten von Schmerzen – ohne ihre, in höherer Dosierung eintretenden, stimmungsaufhellenden Effekte zu entfalten. Die wichtigsten Fragen zum Thema zum Artikel

Schlafprobleme

Bevor Schlafstörungen medikamentös behandelt werden, versucht man, ihre Ursache herauszufinden. „Hat der Mensch zu wenig Aktivitäten tagsüber? Schläft er auch mittags? Dann ist klar, dass er abends nicht einschläft. Abendliche Rituale oder Koffeinverzicht ab dem Mittag können helfen“, rät Kohl. Verordnet der Arzt ein Mittel zum Schlafen, kann das auch ein Antidepressivum sein.

Medikamente: Mirtazapin ist bei Depressionen zugelassen, hilft aber auch bei Schlafstörungen (wenn keine Depression vorliegt). „Die Besonderheit besteht darin, dass Mirtazapin in niedriger Dosierung eher müde macht als antidepressiv wirkt“, sagt Apothekerin Monika Trojan aus München.

Vorsicht: Klassische Schlafmittel wie Diazepam oder Zopiclon haben gegenüber Antidepressiva besonders einen Nachteil: Sie machen abhängig.

Antriebslosigkeit

Personen, die an Demenz erkrankt sind, wirken manchmal apathischg - völlig ohne Antrieb: Sie kommen kaum aus dem Bett und beteiligen sich nicht am normalen Tagesablauf. „Bei Antriebslosigkeit kann eine regelemäßige körperliche Aktivierung oftmals besser helfen als Medikamente. Zudem gibt es Antidepressiva, die den Antrieb steigern können“, erklärt Kohl.

Medikamente: In diesem Fall kann der Arzt/die Ärztin ein antriebssteigerndes Antidepressivum, zum Beispiel Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Citalopram oder Sertralin, verordnen.

Vorsicht: Vor allem zu Beginn der Therapie können Nebenwirkungen wie Schwindel, Appetitlosigkeit oder Kopfschmerzen auftreten. Sprechen Sie bei anhaltenden Nebenwirkungen mit dem behandelnden Arzt darüber.

Unruhe und Agressivität

Wenn ein Patient ständig unruhig, aggressiv oder rastlos ist, kann der Arzt ein sogenanntes Neuroleptikum verordnen. Eigentlich wurde es entwickelt, um Personen mit schizophrenen Psychosen zu behandeln - es wirkt aber auch lindernd auf Verhaltenssymptome bei Menschen mit Demenz.

Medikamente: Sarah Kohl warnt vor dauerhafter Gabe: „Bei Leidensdruck und wenn nicht medikamentöse Maßnahmen nicht helfen, kann der Einsatz von Medikamenten sinnvoll und nützlich sein. Im Verlauf sollte aber regelmäßig überprüft werden, ob eine Reduktion sinnvoll sein könnte (Siehe auch „Reizbarkeit und Angst“).

Vorsicht: Diese medikamente dürfen nur nach ärztlicher Anordnung und nicht von heute auf morgen abgesetzt werden. Der Arzt erstellt dafür einen Dosierungsplan.

Reizbarkeit und Angst

Manchmal reagiert eine zu pflegende Person gereizt ohne offensichtlichen Grund. Auslöser kann eine akute, unentdeckte Krankheit sein - wie ein Blasenentzündung. Die Reizbarkeit verschwindet mit der Entzündung, wenn diese der Grund war. Wird keine Ursache gefunden, kann der Arzt beruhigende Medikamente verordnen.

Medikamente: Hier kommen in unterschiedlichem Maße Neuroleptika infrage. Sie werden auch Antipsychotika genannt.

Vorsicht: Diese Wirkstoffe können viele verschiedenen Nebenwirkungen haben; unter anderem erhöhen sie vermutliich das Risiko für Herz-Kleislauf-Probleme. Apothekerin Monika Trojan sagt: „Ein gezielter Einsatz und ein regelmäßiges Überprüfen der Therapie ist wichtig.“

Wahnvorstellungen

Gerade bei fortgeschrittener Demenz kann es zu Symptomen wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen kommen. Ärztin Sarah Kohl empfiehlt: „Werden diese mit Medikamenten behandelt, sollte im Verlauf regelmäßig überprüft werden, ob die Behandlung noch notwendig ist oder ein Reduzieren beziehungsweise ein Ausschleichen der Medikation sinnvoll sein könnte.“

Medikamente: Neuroleptika (siehe auch „Reizbarkeit und Angst“)

Vorsicht: Wichtig ist zu beachten, ob Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen tatsächlich durch eine fortschreitende Demenz auftreten oder ob sie vielleicht die Nebenwirkung anderer Arzneimittel sind. Das kann bei Medikamenten gegen Parkinson oder auch bei Antiepileptika möglich sein.

Demenz-Symptome

Auch Wirkstoffe gegen Demenz zählen zu den Psychopharmaka. Sie werden unterteilt in Medikamente, die für leichte und mittelgradige Demenz zugelassen sind und solche für das fortgeschrittene Stadium. „Bei guter Verträglichkeit sollten Antidementiva längerfristig gegeben werden“, erklärt Sarah Kohl.

Medikamente: Je nach Schweregrad der Demenz, den der Arzt mit Tests ermittelt, kommen andere Wirkstoffe infrage: Etwa Donepezil bei beginnender Demenz oder Memantin bei fortgeschrittener – ihr Effekt ist jedoch überschaubar.

Vorsicht: Nicht immer wird gegen Demenz ein Medikament verordnet. Der Arzt wägt ab, ob bei Demenzmitteln der Nutzen für den Patienten höher ist als das Risiko, an möglichen Nebenwirkungen wie Verstopfung, Schwindel oder erhöhtem Blutdruck zu leiden.

Was Angehörige und Pflegende tun können

Beobachten Sie, ob bei neu verordneten Medikamenten Nebenwirkungen auftreten. Sorgen Sie für eine sichere Umgebung. Manche Psychopharmaka können Schwindel und Stürze begünstigen. Entfernen Sie rutschige Teppiche oder frei liegende Kabel.

Begleiten Sie bei Bedarf die zu pflegende Person zu ärztlichen Terminen sowie in die Apotheke – um einen guten Überblick über die Medikation zu bekommen.

Hilfe aus ihrer Apotheke

Wer mehr als fünf verschiedene Medikamente verordnet bekommt und diese schon mindestens 28 Tage einnimmt, hat Anspruch auf eine Medikamentenanalyse in der Apotheke: Die Krankenkasse bezahlt. Das Ziel: mehr Sicherheit im Umgang mit den Arzneimitteln. Einnahmezeitpunkte, Dosierungen und Wechselwirkungen werden überprüft. Apothekerin Monika Trojan sagt: „Auch Fragen, die man in der Arztpraxis vergessen hat zu stellen, können in Ruhe aufgegriffen werden.“


Quellen: