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Problem Männerbusen: Gynäkomastie

Eine Vergrößerung der Brust(drüse) des Mannes – ein- oder beidseitig – heißt Gynäkomastie. Dabei kann es, muss aber nicht auch zu Spannungsgefühl oder Schmerzen in der Brustdrüse kommen. Ärzte unterscheiden natürliche (physiologische) und krankhafte Formen.

Der Männerbusen ist inzwischen ein recht weit verbreitetes Phänomen. Die meisten Betroffenen stört und belastet das weibliche Attribut erheblich, und sie suchen den Weg zurück zu männlichen Konturen der Brust. Die Ursachen sind vielfältig und werden nachfolgend kurz beschrieben, dazu in Grundzügen die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.

Pubertätswirksame Hormone

Pubertätswirksame Hormone

Ganz natürlich: Die physiologische Gynäkomastie

Geringe Mengen von Östrogenen entstehen auch im Körper des Mannes natürlicherweise, und zwar aus dem Sexualhormon Testosteron. Beide Hormone regulieren in typischer Weise geschlechtsspezifische Vorgänge und Charakteristika – beim Mann wie bei der Frau. Obwohl nur in Spuren vorhanden, erfüllen Östrogene auch bei Männern wichtige Aufgaben. So helfen sie zum Beispiel mit, das Knochensystem zu stärken, und sie haben ihren Anteil an einer ausgeglichenen Psyche.

Östrogene stimulieren allerdings auch bei Männern das Brustdrüsengewebe. Androgene hemmen diesen Effekt. Ist beim Mann der vorherrschende Androgeneinfluss vermindert, kann sich eine Gynäkomastie entwickeln. Normale Ungleichgewichte der Sexualhormone mit der Folge einer physiologischen Gynäkomastie kommen bei Neugeborenen vor, bei Jungen in der Pubertät, außerdem bei Männern in der "zweiten Lebenshälfte".

Bei Neugeborenen lassen die mütterlichen Hormone beziehungsweise Plazenta-Hormone die Brustdrüsen vorübergehend anschwellen, was sich einige Wochen oder Monate nach der Geburt wieder legt.

In der Pubertät ist bei Jungen das Enzym Aromatase oftmals zu aktiv. Es sorgt für die Umwandlung von Testosteron in Östradiol, den führenden Vertreter der natürlichen Östrogene. Die überaktive Aromatase bewirkt einen relativen Östrogenüberschuss. Daraufhin schwellen die Brustdrüsen an und können schmerzhaft oder druckempfindlich sein. Diese zunächst einmal "natürliche" Veränderung heißt Pubertätsgynäkomastie.

Die betroffenen Jugendlichen fühlen sich psychisch oft belastet und suchen ihren Pubertätsbusen so gut wie möglich zu verbergen. Einseitige Schwellungen lassen häufiger die Befürchtung aufkommen, dass eine Fehlbildung oder eine ernsthafte Krankheit wie ein Tumor vorliegen könnte. Mehrheitlich klingen die Veränderungen jedoch später von selbst ab. Ist dies nicht der Fall, kann eine operative Korrektur notwendig werden, um normale Verhältnisse herzustellen (siehe unten).

Bei Männern ab etwa 50 sinkt der Testosteronspiegel langsam ab – ebenfalls ein natürlicher Vorgang. Etwa ein Viertel bis ein Drittel soll wegen des Testosteronmangels eine Art Klimakterium entwickeln. Gleichzeitig kann sich ein relativer Östrogenüberschuss einstellen. Das dürfte vor allem für übergewichtige Männer zu gelten, da auch das Fettgewebe hormonaktiv ist.

Die Balancestörung der Hormone kann jedoch gerade im höheren Lebensalter viefältige Ursachen haben, denn die Erkrankungshäufigkeit nimmt dann allgemein zu, und die Hormonsysteme im Körper können durch vielfältige Entwicklungen beeinflusst werden. Zu den Beschwerden, die Betroffene öfter haben, gehören Verlust der Libido (der Lust am Sex), Müdigkeit, Depressionen, Schmerzen im Bewegungssystem, Muskelschwäche, Konzentrationsstörungen, ein gerundeter Bauch. Nicht selten tritt dabei auch eine Gynäkomastie auf. Im Einzelfall bleibt manchmal unklar, inwieweit diese vielfältigen Symptome wirklich einem Klimakterium entsprechen. Der Arzt wird natürlich andere organische Ursachen nach Möglichkeit ausschließen und dabei gegebenenfalls auch Hormonbestimmungen durchführen.

Fettbusen oder Pseudo-Gynäkomastie

Eine unechte oder Pseudo-Gynäkomastie entsteht im Zuge der Fettleibigkeit (Adipositas). Dabei vermehrt sich vor allem das Fettgewebe in den Brüsten. Nicht selten gibt es gleichzeitig auch eine hormonelle Komponente mit einem gewissen Drüsenwachstum.

Seltener beruht eine unechte Gynäkomastie auf einer eigenständigen Geschwulst des Binde- oder Fettgewebes in der Brust. In der Regel findet sich die Schwellung dann nur auf einer Seite (mehr dazu unter "Knoten in der Brust").

Gynäkomastie als mögliche Nebenwirkung bei Therapien

Hormonentzugstherapie

Eine in den Haushalt der Sexualhormone eingreifende Therapie erhalten Männer zum Beispiel als Hormonentzugsbehandlung (Androgen- beziehungsweise Testosteronentzug) im Rahmen der Therapie von Prostatakrebs. Dabei werden unter anderem Antiandrogene eingesetzt, die die Andockstellen für Testosteron (Rezeptoren) blockieren. Die Arzneistoffe hemmen die Hormonwirkungen besonders in der Prostata, aber auch in anderen testosteronempfindlichen Geweben.

Durch den Überhang der Östrogene kann unter anderem eine unangenehme Schwellung der Brustdrüsen mit Spannungsgefühl auftreten. Dies gilt auch für eine Östrogentherapie bei Prostatakrebs, die jedoch heute in den Hintergrund getreten beziehungsweise besonderen Behandlungssituationen vorbehalten ist.

Prophylaktisch können die Brustdrüsen beispielsweise zuvor bestrahlt werden. Eine geringe, medizinisch als unbedenklich geltende Strahlendosis genügt hier.

Gutartige Prostatavergrößerung: Hormonwirkungen unterbinden

Zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie oder benignes Prostatasyndrom) kommen Präparate wie Finasterid oder Dutasterid zum Einsatz. Diese sogenannten 5-Alpha-Reduktase-Hemmer blockieren die Umwandlung von Testosteron in die biologisch aktive Form im Körper.

Eine mögliche Nebenwirkung der Behandlung kann eine Vergrößerung der Brustdrüsen sein, eventuell mit Brustspannen. Betroffene sollten sich mit ihrem behandelnden Urologen abstimmen, wie weiter zu verfahren ist.

Testosteronbehandlung

Dosisabhängig kann es hier zu (schmerzhaften) Brustschwellungen kommen. Bei anerkannten Behandlungsindikationen, also einer gezielten Hormonersatztherapie von krankhaftem Hormonmangel (siehe nachfolgend und weiter unten, Abschnitt "Therapie"), ist dies normalerweise jedoch nicht zu erwarten.

Krankheiten mit Testosteronmangel und Gynäkomastie

Hypogonadismus bedeutet Unterfunktion der männlichen Keimdrüsen. Hier gibt es wiederum zahlreiche Ursachen. Sie reichen von Alterungsvorgängen – dann mit stärkeren Beschwerden einhergehend (zum sogenannten männlichen Klimakterium siehe oben) – und Entzündungen oder angeborenen Störungen. Darunter finden sich Erbkrankheiten wie das Klinefelter-Syndrom, bei dem eine Vergrößerung der Brustdrüsen eines der Merkmale ist. Auch Erkrankungen übergeordneter Zentren im Gehirn gehören zu den möglichen Ursachen. 

Klinefelter-Syndrom: Diese Krankheit mit Unterfunktion der Keimdrüsen ist erblich bedingt. Bei den betroffenen männlichen Kindern finden sich ein oder mehrere zusätzliche weibliche X-Chromosomen im Erbgut. Neben der Mukoviszidose gehört dieses Syndrom zu den häufigsten Erbkrankheiten, mit denen Kinder lebensfähig geboren werden: Etwa eines von 500 männlichen Neugeborenen ist betroffen. Das Syndrom entpuppt sich oft erst in der Pubertät.
Symptome: Die Geschlechtsorgane bleiben klein, tendenziell entwickeln sich weibliche Körperformen – einschließlich Gynäkomastie, spärlicher Körperbehaarung, geringem Bartwuchs. Je nach Anzahl der überschüssigen X-Chromosomen ist das Syndrom von Fall zu Fall sehr unterschiedlich ausgeprägt, manchmal kaum merklich.
Es kann, muss aber nicht zu Motorik- und Sprachstörungen kommen, das sexuelle Interesse (Libido) kann beeinträchtigt sein. Die Betroffenen haben in der Regel eine normale Intelligenz. Einige haben aber mit Störungen der Sprachentwicklung, Lernschwierigkeiten oder Verhaltensproblemen zu kämpfen. Wegen des Testosteronmangels besteht Unfruchtbarkeit, das Risiko für Brustkrebs ist erhöht, es kann zu Veränderungen der Skelettform im Sinne einer Skoliose oder des Skelettfeinbaus im Sinne einer Osteoporose kommen. Häufiger tritt ein Diabetes mellitus auf. Die betroffenen Jungen fallen neben der Gynäkomastie nicht selten durch eine überdurchschnittliche Körpergröße auf.

Androgenresistenz: Eine weitere, teilweise sehr komplexe erbliche Ursache ist die Androgenresistenz, die in unterschiedlichen Ausprägungen vorliegen kann. Bei dieser Störung versagen entweder die Angriffspunkte (Rezeptoren) für die männlichen Geschlechtshormone an den Zellen komplett oder sie funktionieren nur bedingt. Die Erscheinungsbilder dieser früher Intersex genannten Formen (heute spricht man von gestörter Geschlechtsentwicklung, engl. disorders of sex develpoment, DSD) reichen daher vom unfruchtbaren, körperlich aber ansonsten unauffälligen Mann über komplexe geschlechtliche Übergangsformen bis hin zur vollen Ausprägung der Androgenresistenz. Der Betroffene ist dann äußerlich eine Frau, genetisch aber ein Mann. Je nach Ausprägung erfolgt die Diagnose anhand eines klinischen Befundes (manchmal schon bei der Geburt oder im Kindesalter) und mit Hormonbestimmungen, einer Chromosomenanalyse und molekulargenetischen Untersuchungen. Manchmal sind weitere Diagnoseschritte notwendig, etwa eine Bauchspiegelung, um die Entwicklung innerer Geschlechtsorgane zu überprüfen.

Hodenentzündung, zum Beispiel Mumps

Gelegentlich beeinträchtigen Hodenentzündung, etwa im Rahmen von Mumps (Mumps-Orchitis), die Keimdrüsen. Die Mumps-Orchitis tritt heute mitunter noch bei Jugendlichen nach der Pubertät auf, wenige Tage, nachdem sich die Ohrspeicheldrüsen entzündet haben (Parotitis, dicke Backe(n)). Leider gibt es in Deutschland trotz der empfohlenen Impfung nach wie vor Impflücken. Daher kommt es weiterhin zu Mumps und dann manchmal auch zu Komplikationen. Mögliche Folge der letztlich aber seltenen Mumps-Orchitis ist ein Schwund des Hodengewebes (Hodenatrophie) mit Testosteronmangel, Gynäkomastie und Unfruchtbarkeit.
Mehr dazu im Ratgeber "Mumps".

Medikamente schuld?

Auch einige Medikamente können ein Brustwachstum beim Mann auslösen. Ärzte sprechen dann von funktioneller Gynäkomastie. Zu den verantwortlichen Arzneimitteln gehören solche, die in das Androgen- beziehungsweise Testosteronsystem eingreifen, allen voran Testosteron selbst (siehe auch oben), aber auch Arzneistoffe, die zu einer Hyperprolaktinämie (siehe auch weiter unten, Abschnitte "Diagnose Gynäkomastie" und "Therapie bei Gynäkomastie") führen können.

Konkret kommen unter anderem sogenannte hochaktive antiretrovirale Therapeutika gegen HIV-Infektionen (Auslöser von Aids), Diazepam, trizyklische Antidepessiva, einige Antibiotika, Herzmedikamente wie Digitalis und bestimmte Kalziumantagonisten, sodann Magenmittel wie Cimetidin oder Omeprazol oder, eher selten, eine Behandlung der Partnerin mit Östrogenpflastern infrage. Dabei kann der Mann ungewollt über die Haut mit Östrogenen in Kontakt kommen.

Gynäkomastie-Risiko: Drogen, Anabolika, manche Pflegemittel, Bodybuilding

Rauschmittel wie Alkohol, Amphetamine, Marihuana und Heroin sind als mögliche Auslöser einer Gynäkomastie bekannt.

Muskelwachstum im Brustbereich, zum Beispiel als Folge von Bodybuilding, kann rein optisch eine Gynäkomastie vortäuschen. Wer gleichzeitig Anabolika einnimmt (hier: sogenannte steroidale Anabolika, die sich von Testosteron ableiten), muss damit rechnen, dass er womöglich eine Gynäkomastie bekommt.

Auch Kosmetika und Pflegemittel, die Östrogen oder schwach östrogenähnlich wirkende Bestandteile enthalten (zum Beispiel Lotionen, Shampoos, Gels oder Seifen mit Lavendel- oder Teebaumöl), können bei intensivem Gebrauch offenbar zu einer Gynäkomastie führen. Beobachtet wurde dies beispielsweise an Jungen kurz vor der Pubertät. Östrogenhaltige Haarwässer für Frauen können bei Männern eine Gynäkomastie auslösen. Sie werden daher nicht für Männer empfohlen.

Weitere Krankheiten mit Gynäkomastie-Potenzial

Eine echte Gynäkomastie, bei der vor allem das Drüsengewebe zunimmt, beruht einerseits auf natürlichen hormonellen Veränderungen. Andererseits können sich krankhafte hormonelle Vorgänge dahinter verbergen. Zum Beispiel verschiedene hormonaktive Geschwülste wie ein Leydig-Zell-Tumor des Hodens. Diese Tumorart kommt allerdings selten vor und ist überwiegend gutartig. Betroffen sind in erster Linie jüngere Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren.
Der Ratgeber "Hodenkrebs" informiert Sie genauer.

Ebenfalls seltene Hormonquellen stellen einige Karzinome, also spezielle Krebserkrankungen innerer Organe dar (spezielle Bronchus-, Leberzell-, Magen- und Nierenzellkarzinome), außerdem hormonaktive Nebennierentumoren.

Weitere innere Erkrankungen, die mit einer Gynäkomastie einhergehen können, sind beispielsweise eine Schilddrüsenüberfunktion wie die Basedow-Krankheit, sodann eine Leberzirrhose, Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), Herzschwäche (Herzinsuffizienz) sowie Diabetes mellitus.

Äußerst selten kann bei Männern auch ein Brustabszess im Zuge einer bakteriellen Entzündung (siehe unter "Mastitis" im Kapitel "Schmerzende Brüste: Nicht zyklusabhängige Ursachen") eine gynäkomastieähnliche Schwellung verursachen.

Selten bei Männern, aber möglich: Die Gynäkomastie entpuppt sich als Brustkrebs

Brustkrebs (Fachbegriff: Mammakarzinom) tritt bei Männern nur sehr selten auf: Nur etwa jede hundertste Brustkrebserkrankung betrifft einen Mann. Warnzeichen kann eine Gynäkomastie in Form einer Schwellung oder eines Knotens der Brust auf einer Seite sein. Die Betroffenen sollten dies ernst nehmen und damit bald zum Arzt gehen. Zum Nachlesen: Kapitel "Besondere Situationen" im Ratgeber "Brustkrebs".

Idiopathische Gynäkomastie

Bei etwa einem Viertel der Betroffenen bleibt die genaue Ursache der Gynäkomastie bei aller Diagnostik unklar. Dann sprechen Ärzte von idiopathischer Gynäkomastie. Mitunter sind die vergrößerten Brustdrüsen eventuell "nur" eine Überempfindlichkeitsreaktion physiologische Hormonwirkungen.

Symptome bei Gynäkomastie im Zuge hormoneller Erkrankungen oder Störungen

Schwellung einer oder beider Brüste, Brustspannen, eventuell auch Absonderungen aus der oder den Brustwarzen. Je nach Ursache auch weitere Symptome wie Erektionsstörungen oder Unfruchtbarkeit, Veränderungen des Genitales (Verkleinerung, biologisch vorgegebene unklare Geschlechtlichkeit wie etwa bei Androgenresistenz, siehe oben, nicht zu verwechseln mit Transsexualität), Hodenschwellung (Tumor). Viele Betroffene empfinden wegen der ihnen hoch peinlichen Brüste oder anderer, nicht normaler Körpermerkmale starken Leidensdruck. Bestimmte Sehstörungen, sogenannte Gesichtsfeldausfälle, können auf einen prolaktinbildenden Tumor im Bereich der Hirnanhangsdrüse hinweisen.

Diagnose Gynäkomastie

Die eingehend vom Arzt erfragte persönliche Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten, wozu auch Angaben über eingenommene Medikamente gehören, und die umfangreiche körperliche Untersuchung sind meistens schon richtungweisend. Informationen dazu finden Sie auch im Kapitel "Schmerzende Brüste: Diagnose" in diesem Beitrag. Bei der physiologischen Gynäkomastie in der Pubertät ist in der Regel keine weitere Diagnostik nötig. In allen anderen Fällen schließen sich, sofern Medikamente oder andere Substanzen als Auslöser ausscheiden, je nach Verdachtsdiagnose labormedizinische (unter anderem ein Hormonstatus) und bildgebende Untersuchungen der Brüste, eventuell auch der Leber, Nieren und Hoden an. Die Brüste können zunächst sonografisch, mit Ultraschall (Mamma-Sonografie), gut untersucht werden. Bei einseitiger Gynäkomastie kommt ergänzend eine Mammografie, eventuell auch eine Magnetresonanztomografie in Betracht. Bei Tumorverdacht ist in der Regel auch eine Gewebeentnahme (Biopsie) aus der Brust nötig.

Eine offensichtlich zugrunde liegende Adipositas ist ohne weitere apparative Untersuchungen erkennbar.

Viele Männer setzen alle ihre Energie ins Abnehmen oder Bodybuilding, in der Hofffnung, den Busen dadurch wieder loszuwerden. Die Fetteinlagerungen können zwar zurückgehen. Obwohl die unerwünschten Fettpolster dann weitgehend abgeschmolzen oder wegtrainiert sind, können Brustrundungen bestehen bleiben. Auch in diesen Fällen dient die Ultraschalluntersuchung dem Arzt dazu, nähere Informationen über die Struktur des Brustgewebes zu erhalten.

Dasselbe gilt für die Gynäkomastie im reifen oder höheren Alter.

Falls bei erhöhtem Prolaktinspiegel und Hinweisen auf einen Hormonmangel (Hypogonadismus) kein Medikament als Auslöser dingfest gemacht werden kann, ist zum Ausschluss eines prolaktinbildenden oder prolaktinerhöhenden Tumors eine Magnetresonanztomografie der Hirnanhangsdrüse der diagnostische Standard. Je nach Beschwerdebild sind bei diesem Problem gegebenenfalls auch der Augenarzt sowie ein spezialisierter Endokrinologe beziehungsweise Neurologe und, wenn es um eine Operation geht, der Neurochirurg gefragt.

Bei familiärer Vorbelastung mit Klinefelter Syndrom kann eine Fruchtwasseruntersuchung, zum Beispiel eine sogenannte Amniozentese, in der Schwangerschaft erfolgen. Die vorgeburtliche Diagnose dieses Syndroms führt aber bei vielen Eltern nicht zu der Entscheidung, die Schwangerschaft zu unterbrechen, da die Erkrankung (bis auf eine verbleibende Zeugungsunfähigkeit) heute in der Regel gut behandelbar ist. Später kann die Diagnose durch eine Chromosomen-Untersuchung in einer Speichelprobe gestellt werden. Auch bei der J-Untersuchung (J1, J2) richtet der Kinder- und Jugendarzt sein Augenmerk auf mögliche körperliche Anzeichen.

Therapie bei Gynäkomastie

Bei der Pubertätsgynäkomastie genügen in der Regel Verlaufskontrollen.

Wenn eine Gynäkomastie sich nicht spontan nach einem Jahr zurückgebildet hat, ist sie meistens in ein verfestigtes (fibrosiertes) Stadium übergegangen. Das kann manchmal auch nach der Pubertät der Fall sein. Viele Männer lassen sich operieren, um der anhaltenden psychosozialen Belastung ein Ende zu machen. Bei dem Eingriff wird überschüssiges Drüsengewebe, teilweise auch Fettgewebe, minimalinvasiv und narbensparend entfernt. Auch wenn eine Brustschwellung dazu tendiert, sich zu vergrößern, ist nach genauer Abklärung in der Regel ebenfalls ein Eingriff angezeigt.

Bleibt die Ursache unklar (idiopathische Gynäkomastie), so entscheiden Schmerzen, Ausprägung des Beschwerdebildes und der damit verbundene Leidensdruck über das weitere Vorgehen.

Falls sich eine Gynäkomastie auf ein Medikament zurückführen lässt, wird der Arzt prüfen, inwieweit die Behandlung umgestellt werden kann, ohne dass fortan mit der Nebenwirkung gerechnet werden muss.

Einseitige, gutartige Geschwülste bilden sich teilweise von selbst zurück. Hat sich aufgrund einer vorab entnommenen Gewebeprobe Brustkrebs herausgestellt, wird der Betroffene nach den Leitlinien der Brustkrebsbehandlung, wie sie für Frauen gelten, und möglichst in einem zertifizierten Brustzentrum betreut (Adressen bei der Deutschen Krebshilfe, www.krebshilfe.de*). Eine als gutartig bestätigte einseitige Schwellung, die sich hartnäckig hält, wird der Arzt operativ eingreifen.

Bei der Pseudo-Gynäkomastie durch Fetteinlagerung kommt eine Fettabsaugung in örtlicher Betäubung (Liposuktion) infrage. Meistens wird auch etwas Drüsengewebe weggenommen. Voraussetzung ist der Ausschluss anderer Erkrankungen der Brustdrüse. Teilweise werden Absaugung und operatives Vorgehen kombiniert, wenn mehr Drüsengewebe oder überschüssige Hautpartien entfernt werden müssen.

Wichtig ist, dass der Eingriff von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird. Betroffene sollten sich im Vorfeld genau über den Erfahrungshintergrund, die notwendigen Voruntersuchungen, das technische Vorgehen, die möglichen Risiken sowie den zu erwartenden Heilungsablauf informieren. Ansprechpartner sind medizinische Fachgesellschaften, zum Beispiel Deutsche Gesellschaft für Andrologie (http://www.dgandrologie.de*) oder die Deutsche Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie (http://dgaepc.de*).

Die Behandlung einer echten Gynäkomastie mit Hormonpräparaten, die Östrogenwirkungen blockieren, ist in Deutschland derzeit nicht zugelassen (sogenannter "Off-label-Einsatz", etwa im Frühstadium einer krankhaften hormonell bedingten Brustentwicklung).

Wird bei einem älteren Mann ein Androgen- beziehungsweise Testosteronmangel anhand von Blutuntersuchungen nachgewiesen, kann bei starken Beschwerden eine Behandlung mit Testosteron die Befindlichkeit verbessern. Die Therapie ist als Anti-Aging-Maßnahme jedoch nicht allgemein akzeptiert und keine Kassenleistung. Die Betroffenen sollten sich von ihrem Urologen ausführlich beraten lassen. Vor der Therapie müssten andere krankhafte Ursachen ausgeschlossen beziehungsweise behandelt worden sein. Auch gilt es, die Prostata vor und während einer solchen Hormonbehandlung zu kontrollieren.

! Wichtig: Nebenwirkung bei "Testosterongebrauch" kann – nur scheinbar paradox – auch eine Gynäkomastie sein. Und: Anabolika (anabole Steroide) oder andere anabole Wirkstoffe im Sport (Doping) sind verboten. Wachstumshormone oder Wachstumsfaktoren sind völlig andersartige Arzneimittel für spezielle Erkrankungen.

Beruht die Gynäkomastie auf einer anderen Krankheit, etwa der Schilddrüse, Nieren oder Leber, so steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund. Die Brustschwellung kann dann mitunter günstig beeinflusst werden. Zum Prolaktinom (Tumor der Hirnanhangsdrüse) siehe auch Kapitel "Ursachen: Nicht zyklusabhängig".

Das Klinefelter-Syndrom wird möglichst ab der Pubertät mit Testosteron behandelt. Weitere Informationen: Deutsche Klinefelter-Syndrom-Vereinigung e.V. (www.klinefelter.de*)

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