Vaskuläre Demenz
Was bedeutet vaskuläre Demenz?
Es gibt verschiedene Formen der Demenz. Alle haben gemeinsam, dass es dabei zu einem geistigen Abbau kommt, der den Alltag erheblich beeinträchtigt. So lässt das Gedächtnis nach, das Denk- und Urteilsvermögen nimmt ab. Viele Betroffene leiden früher oder später unter Orientierungsschwierigkeiten. Sie finden sich in ihrer gewohnten Umgebung nicht mehr zurecht. Und sie haben Probleme mit gewohnten Alltagstätigkeiten.
Die häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Krankheit. Als zweithäufigste Gruppe von Demenzerkrankungen gilt die vaskuläre Demenz. Ursache der vaskulären Demenz sind Durchblutungsstörungen besonders der kleinen Gefäße im Gehirn. Davon leitet sich auch der Name ab: Der medizinische Begriff "vaskulär" bedeutet so viel wie "gefäßbedingt, durchblutungsbedingt, die Blutgefäße betreffend".
Ursachen: Wie kommt es zu einer vaskulären Demenz?
Die vaskuläre Demenz ist als Symptom zu verstehen. Das heißt, sie fällt durch eine kognitive (das Denken, Wahrnehmen und Erkennen betreffend) Leistungsminderung auf. Ursächlich für diese Demenzform ist eine durchblutungsbedingte Schädigung des Gehirns. Das Gehirn muss – wie alle Organe – lückenlos mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Das geschieht über die großen Hirnschlagadern, die sich im Gehirn in viele kleine Blutgefäße aufzweigen. Entstehen Versorgungsengpässe, erhalten Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff. Sie nehmen Schaden oder sterben ab.
Zu einer verminderten Versorgung der Blutgefäße im Gehirn kommt es entweder aufgrund von Erkrankungen der Blutgefäße selbst, oder weil ein Blutgerinsel in die Hirngefäße getragen wird und den Blutfluss dahinter stoppt. Bei den Erkrankungen der Blutgefäße selbst sind vor allem arteriosklerotische Veränderung, besonders der kleinen Gefäße, zu finden. Daher sind Risikofaktoren, welche zu einer vaskulären Demenz führen können die gleichen, welche allgemein eine arteriosklerotische Wandveränderung der Gefäße bedingen.
Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz sind:
- Höheres Lebensalter
- Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
- Diabetes mellitus ("Zuckerkrankheit")
- Ungünstige Blutfettwerte (vor allem hoher LDL-Cholesterinwert, niedriger HDL-Cholesterinwert)
- Rauchen
- Über- und Untergewicht
- Bewegungsmangel
Auch manche Herzerkrankungen erhöhen die Gefahr, an einer vaskulären Demenz zu erkranken, zum Beispiel eine Erkrankung der Herzkranzgefäße (KHK). Nicht die Erkrankung der Herzkranzgefäße verursacht eine vaskuläre Demenz, aber sie ist Audruck, dass die kleinen Gefäße am Herzen verändert sind - und damit wahrscheinlich auch weitere Gefäße im Körper. Ein weiterer Risikofaktor sind Herzrhythmusstörungen – vor allem so genanntes Vorhofflimmern. Bei dieser verbreiteten Rhythmusstörung pumpen die Herzvorhöfe nicht mehr richtig, was die Blutströmungsverhältnisse im Herz verändert. Das Blut kann leichter verklumpen, so dass "Blutklümpchen" (Thromben) im Herz entstehen. Werden sie mit dem Blutstrom in die Gehirnarterien gespült, bleiben die Thromben dort stecken und verstopfen die Blutbahn (Embolie). Bei Vorhofflimmern verschreibt der Arzt deshalb oft vorbeugend gerinnungshemmende Medikamente.
Durch einen Schlaganfall (entweder verursacht durch ein geplatzes Gefäß im Gehirn oder durch ein verstopftes Gefäß, siehe oben) wird ein Hirnareal von der Blutversorgung abgeschnitten. Viele Nervenzellen gehen innerhalb kurzer Zeit zugrunde. Ein Schlaganfall hat meistens deutliche Ausfallerscheinungen wie Lähmungen, Sehstörungen oder Sprachstörungen zur Folge. Als Folge eines Schlaganfalls kann sich eine vaskuläre Demenz ausbilden.
Allerdings gibt es auch unbeeinflussbare Risiken, wie höheres Lebensalter oder Veränderungen in den Erbanlagen, die zum (Mit-)Auslöser einer vaskulären Demenz werden können.
Symptome: Wie äußert sich eine vaskuläre Demenz?
Eher selten stellen sich die Symptome einer Demenz plötzlich ein – zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall. Häufiger macht sich die Krankheit schleichend bemerkbar. Die Beschwerden können vielfältig sein. Folgende Anzeichen deuten unter anderem auf eine Demenz hin:
- Denkschwierigkeiten, nachlassendes Urteilsvermögen: Beispielsweise hat der Vater auf einmal Schwierigkeiten, einen einfachen Überweisungsschein auszufüllen obwohl er früher problemlos in der Lage war, komplizierte Bankgeschäfte zu erledigen.
- Orientierungslosigkeit: Die Mutter weiß zum Beispiel plötzlich nicht mehr, dass sie sich gerade in der Wohnung ihres Sohnes aufhält – obwohl sie schon häufig dort zu Besuch war. Ein anderes Beispiel: Der Ehemann kann die Jahreszeit nicht mehr richtig benennen.
- Gedächtnisstörungen: Vor allem kürzer zurückliegende Ereignisse und neu gelernte Fakten bleiben nicht mehr im Gedächtnis. Die Betroffenen erzählen Geschichten mehrfach hintereinander oder stellen bestimmte Fragen immer wieder aufs Neue. Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend sind meistens noch gut abrufbar.
- Probleme bei Alltagstätigkeiten: Zum Beispiel weiß eine Hausfrau plötzlich nicht mehr, was sie genau tun muss, um die Waschmaschine anzuschalten - obwohl sie sich in ihrem Leben schon unzählige Male um die Wäsche gekümmert hat.
- Sprachstörungen: Die Sprache kann undeutlicher klingen, der Wortsschatz schränkt sich ein, Betroffene suchen lange nach dem richtigen Wort.
Weitere Symptome
Zusätzlich treten bei der vaskulären Demenz häufig Bewegungs- und Koordinationsstörungen auf – zum Beispiel eine Unsicherheit beim Gehen. Die Betroffenen stürzen leicht. Durchblutungsstörungen im Gehirn können außerdem zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder Sehstörungen führen oder eine Blasenstörung mit Inkontinenz zur Folge haben. Auch epileptische Krampfanfälle kommen vor. Manchmal erinnern Beschwerden wie Steifheit der Muskeln, ein kleinschrittiger Gang und Bewegungsverlangsamung an die Symptome einer Parkinson-Krankheit.
Wichtig zu wissen: Es gibt keine "beweisenden" Symptome für eine vaskuläre Demenz. Alle genannten Beschwerden können auch andere Ursachen haben – darunter Stoffwechselstörungen, Vitaminmangelzustände oder chronische Infektionen. Im Zweifel sollte deshalb der Arzt um Rat gefragt werden.
Verlauf: Wie verläuft eine vaskuläre Demenz?
Während die Alzheimer-Krankheit üblicherweise ganz allmählich beginnt und sich kontinuierlich verschlechtert, kann die vaskuläre Demenz auch verhältnismäßig abrupt neu auftreten – zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall. Auch bleibt die vaskuläre Demenz manchmal über längere Phasen stabil, um sich dann wieder relativ plötzlich zu verschlimmern. Sie nimmt also häufig einen schubweisen, "stufenartigen" Krankheitsverlauf. Auch Episoden mit leichter Besserung kommen vor. Manchmal stoppt die Erkrankung an einem bestimmten Punkt, verschlechtert sich also nicht mehr weiter.
Die Symptome können jedoch auch bei der vaskulären Demenz so ausgeprägt werden, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen, sondern rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen sind. Im späten Erkrankungsstadium sind die Patienten bettlägerig. Sie erkennen nahe Angehörige nicht mehr und brauchen Unterstützung bei einfachen Tätigkeiten wie Waschen und Essen. Zusätzliche Probleme können Schluckstörungen bereiten. Die meisten Betroffenen verlieren irgendwann die Kontrolle über Blase und Darm.
Wann zum Arzt?
Wo ist bloß meine Brille? Wo habe ich nur wieder meinen Hausschlüssel deponiert? Kleine, harmlose Gedächtnisaussetzer wie diese kennt jeder. Je älter wir werden, desto mehr kann die geistige Leistungsfähigkeit schwanken. Äußere Faktoren wie Schlafstörungen oder Stress wirken sich schneller auf die Gehirnleistung aus als früher.
Viele sind verunsichert, wenn sie bemerken, dass ihre Denkfähigkeit störanfälliger und das Gedächtnis schlechter wird. Bei manchen sind es auch die Angehörigen, denen Veränderungen auffallen, und die sich Sorgen machen. Was ist noch normal, und wo beginnt die Krankheit?
Im Zweifel sollte diese Frage immer an den Arzt gerichtet werden. Denn gerade bei einer vaskulären Demenz ist eine frühe Diagnose besonders wichtig. Nur so können Risikofaktoren wie ein erhöhter Blutdruck, eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder erhöhte Blutfettwerte frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dadurch lässt sich nicht nur der Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Auch die Gefahr gefährlicher Durchblutungsstörungen an anderen Stellen im Körper – zum Beispiel in Form eines Herzinfarktes – lässt sich so senken. Eine frühe Diagnosestellung ist auch deshalb wichtig, weil viele therapeutische Ansätze vor allem im Frühstadium greifen und somit Belastung und Pflegebedürftigkeit verzögert werden kann. Man geht heute davon aus, dass durch einen konsequente Behandlung von Risikofaktoren ein Drittel der Demenzen (nicht nur vaskuläre) verhindert werden könnte.
Bestimmte Symptome sollten besonders hellhörig machen und rasch ärztlich abgeklärt werden:
- Sie haben Orientierungsschwierigkeiten in einer vertrauten Umgebung: Sie verlaufen sich zum Beispiel plötzlich in einem Stadtviertel, das Sie eigentlich lange kennen.
- Sie haben immer wieder Probleme, häufig genutzte Worte zu finden. Statt "Ich hätte gerne noch eine Tasse Kaffee!", weichen Sie zum Beispiel notgedrungen auf den Satz aus: "Ich hätte gerne noch eine Tasse von diesem ... braunen Getränk!"
- Sie ertappen sich dabei, immer wieder Dinge zu tun, die gar keinen Sinn ergeben – beispielsweise legen Sie Ihr Handy versehentlich in den Kühlschrank statt auf die Kommode. Oder Sie wollen das Haus verlassen, ziehen aber nicht den Wintermantel über, sondern den Bademantel.
- Sie bemerken einen plötzlichen Gedächtnisverlust, eine Gangunsicherheit, Sehstörungen, vorübergehende Taubheitsgefühle oder Lähmungen. Dann kann auch eine andere Erkrankung vorliegen, die rasch abgeklärt werden sollte. Im Zweifel sofort den Rettungsdienst (Tel: 112) verständigen!
Diagnose: Wie wird eine vaskuläre Demenz festgestellt?
Erster Ansprechpartner ist meistens der Hausarzt. Er kann bei Bedarf zum Spezialisten überweisen – üblicherweise an den Neurologen oder Psychiater. Viele Kliniken bieten besondere Gedächtnissprechstunden oder –ambulanzen an, die sich auf Diagnose und Therapie von Demenzen spezialisiert haben.
Der Arzt wird sich zunächst nach den Symptomen und der persönlichen Krankengeschichte des Patienten erkundigen. Kamen in der Vergangenheit bereits Schlaganfälle vor? Gibt es Risikofaktoren für eine vaskuläre Demenz – wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen? Lautet die Antwort "ja", lenkt das den Verdacht bereits auf die Krankheit. Von Interesse ist außerdem, welche Medikamente der Betroffene einnimmt. Denn manche Arzneien können die Gehirnfunktionen stören.
Sofern der Betroffene einverstanden ist, wird sich der Arzt außerdem mit seinen Angehörigen unterhalten. Sie können aus ihrer Sicht schildern, was ihnen aufgefallen ist.
Körperliche Untersuchung
Es folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt besonders darauf achten, ob es Hinweise für Durchblutungsstörungen im Gehirn gibt – ob zum Beispiel die Koordination gestört ist, Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen oder andere Ausfälle feststellbar sind.
Testverfahren
Eine Reihe einfacher Standard-Tests können dem Arzt helfen, die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten einzuordnen. Dazu gehört zum Beispiel der Mini-Mental-Status-Test (MMST). Darin stellt der Arzt eine Reihe standardisierter, unkomplizierter Fragen ("Welcher Wochentag ist heute?"). Und er gibt dem Patienten kleine, leichte Aufgaben – zum Beispiel soll der Betroffene eine einfache geometrische Figur abzeichnen. Ebenfalls häufig zum Einsatz kommt der Uhren-Zeichnen-Test nach Suhlmann. Bei dieser Untersuchung malt der Patient das Zifferblatt einer Uhr zu einer ganz bestimmten Uhrzeit auf ein Papier.
Gesunde können die Übungen normalerweise ohne größere Probleme bewältigen. Treten Schwierigkeiten auf, deuten sie auf bestimmte Störungen hin. Überprüft werden unter anderem Orientierungsfähigkeit, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Sprachverständnis. Die Tests helfen dem Arzt auch, den Schweregrad der Beeinträchtigung einzuschätzen. Die genannten Testverfahren werden allgemein zur Feststellung einer Demenz genutzt.
Wichtig zu wissen: Es gibt keinen einzelnen Test, der eine Demenz beweisen könnte. Die Diagnose beruht immer auf dem Ergebnis vieler verschiedener Untersuchungen. Tagesform, Bildungsgrad, Medikamente und begleitende Krankheiten können Einfluss auf das Testergebnis haben und werden entsprechend berücksichtigt. Für die sichere Diagnose Demenz müssen Symptome laut Definition mindestens sechs Monate lang bestehen. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass erst ein halbes Jahr abgewartet wird, bevor Untersuchungen oder Behandlungen erfolgen können.
Der Arzt muss nicht nur herausfinden, ob eine Demenz vorliegt, um welche Art es sich handelt und wie ausgeprägt sie ist. Er muss außerdem andere Erkrankungen ausschließen, die ebenfalls als Ursache der Symptome infrage kommen – zum Beispiel körperliche Erkrankungen und Störungen, neurologische Krankheiten wie eine Parkinson-Erkrankung, oder psychische Krankheiten wie eine Depression. Dazu sind meistens weitere Untersuchungen erforderlich.
Laboruntersuchungen
Blutuntersuchungen und Urinuntersuchungen helfen, einen schweren Vitaminmangel, Leber- und Nierenerkrankungen, eine Blutarmut oder Schilddrüsenstörungen aufzudecken. Sie liefern außerdem Hinweise auf chronische Infektionen, die das Gehirn beeinträchtigen könnten. Eventuell ordnet der Arzt zusätzlich eine Untersuchung des Nervenwassers an, eine sogenannte Liquorpunktion. Diese tritt zunehmend in den Vordergrund und kann bei der Unterscheidung zwischen einer vaskulären Demenz und einer Demenz vom Alzheimer-Typ helfen.
Bildgebende Verfahren
Wichtige Bausteine der Diagnostik sind bildgebende Verfahren, wie die Kernspintomografie (MRT) oder die Computertomografie des Kopfes (CCT). Sie liefern Hinweise auf Durchblutungsstörungen als mögliche Ursache der Demenz. Auch können die Bilder Hinweise auf die Ursache der Demenz geben, da sich bei der Alzheimer-Krankheit andere Muster finden, als bei einer vaskulären Demenz. Häufig kommen auch Mischformen vor.
Weitere Untersuchungen sind je nach Befund zur Diagnose der vaskulären Demenz eventuell sinnvoll. Dies können zum Beispiel sein: eine Langzeit-Blutdruckmessung, ein EKG zur Ableitung der Herzaktivität, ein EEG zur Messung der Hirnströme, Ultraschall-Untersuchungen des Herzens (Echokardiografie) und der Hals- und Hirngefäße (Doppler- und Duplexsonografie), Röntgen-Untersuchungen des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) und der Hals- und Hirngefäße (Angiografie).
Therapie: Wie wird eine vaskuläre Demenz behandelt?
Ist das Gehirn bereits geschädigt, so lässt sich das üblicherweise nicht mehr rückgängig machen. Eine frühzeitige Therapie ist trotzdem wichtig, um den Verlauf der Krankheit günstig zu beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen so lange und gut wie möglich zu erhalten.
Um dies zu gewährleisten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern, Physiotherapeuten und anderen Fachkräften wichtig. Eine entscheidende Rolle kommt darüber hinaus den pflegenden Angehörigen und engen Vertrauten des Demenzkranken zu.
Von Gedächtnistraining über Krankengymnastik bis hin zu Medikamenten – die Bandbreite der Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten bei der vaskulären Demenz ist groß. Was dem Betroffenen am besten hilft, sollte im Einzelfall anhand der Schwere der Symptome und der individuellen Umstände gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden.
Folgende Behandlungen kommen bei der vaskulären Demenz in Frage:
- Physiotherapie (Krankengymnastik)
- Ergotherapie (Beschäftigungstherapie)
- Logopädie (Sprachtherapie)
- Spezielles Gedächtnistraining
- Musiktherapie, Erinnerungstherapie und andere Verfahren
- Begleitende Psychotherapie
Zur Behandlung der Durchblutungsstörung im Gehirn und Vorbeugung weiterer ischämischer Schlaganfälle kann der Arzt je nach Fall verschiedene Medikamente verschreiben:
- unter anderem Acetylsalicylsäure/ASS oder Clopidogrel: Diese Arzneien bewirken, dass die Blutplättchen weniger leicht aneinander haften. Die Mittel wirken "blutverdünnend", beugen damit neuen Schlaganfällen vor. Mögliche Nebenwirkung sind unter anderem Magen-Darm-Probleme.
- Ein erhöhter Blutdruck wird oft mit Medikamenten behandelt.
- Auch gegen erhöhte Blutfettwerte kann der Arzt Tabletten verschreiben.
- Ein erhöhter Blutzucker (Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus) sollte auf einen individuell optimalen Wert gesenkt werden, zum Beispiel mit Medikamenten.
- Manchmal kommen auch Cumarine zum Einsatz. Sie bremsen die Blutgerinnung. Damit senken sie das Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden, die die Blutgefäße verstopfen.
Spezifische Medikamente, die bei Alzheimer-Demenz häufig verordnet werden (Cholinesterase-Hemmer, Memantin) können im Einzelfall für die Therapie der vaskuläre Demenz erwogen werden, vor allem beim Verdacht auf eine Mischform von Alzheimer- und vaskulärer Demenz.
Wichtig: Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung unterstützt die Therapie. Auch viel Sozialkontakt ist ein wichtiger Faktor.
Vorbeugen: Kann man einer vaskulären Demenz vorbeugen?
Es ist leider nicht immer möglich, eine vaskuläre Demenz zu verhindern. Zudem gibt es Risikofaktoren, die unbeeinflussbar sind – zum Beispiel höheres Lebensalter. An manchen Punkten lässt sich jedoch gegensteuern und somit die Erkrankungsgefahr senken. Es gibt viele Dinge, die der Arzt verbessern kann, wie beispielsweise eine medikamentöse Blutdruckeinstellung, aber auch viele Dinge, die der Patient unternehmen kann, wie beispielsweise geistige Aktiviäten fordern, im individuell passenden Rahmen Sport treiben und das Gewicht reduzieren. Eine gute Zusammenarbeit ist auch hier von großem Vorteil.
Blutdruck: Hoher Blutdruck setzt den Blutgefäßen zu. Oft bleibt Bluthochdruck lange unbemerkt, denn die Krankheit verursacht anfangs kaum Symptome. Es empfiehlt sich deshalb, den Blutdruck hin und wieder kontrollieren zu lassen – zum Beispiel in der Apotheke oder beim Arzt im Rahmen der Vorsorge-Untersuchung Check-up 35. Diese Vorsorge-Untersuchung steht gesetzlich Versicherten ab dem 35. Geburtstag alle drei Jahre zu. Wird Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) festgestellt, sollte unbedingt eine Therapie mit engmaschigen Kontrollen erfolgen.
Blutfette, Blutzucker: Eine ungünstige Zusammensetzung der Blutfettwerte erhöht ebenfalls die Gefahr für eine Arteriosklerose ("Gefäßverkalkung") und damit auch für Durchblutungsstörungen im Gehirn. Vor allem ein erhöhter LDL-Cholesterinwert und ein niedriger HDL-Cholesterinwert stellen ein Risiko dar. Auch ein erhöhter Blutzuckerwert schädigt auf lange Sicht die Arterien. Deshalb sollten Blutfettwerte und Blutzucker ebenfalls überprüft und – falls nötig – eine Therapie begonnen werden, zum Beispiel mit Medikamenten.
Rauchen: Tabakrauch schadet in vielerlei Hinsicht. Das Rauchen aufzugeben, ist deshalb nie verkehrt. Der Rauchverzicht senkt unter anderem das Risiko für eine vaskuläre Demenz.
Gewicht: Wer zu viele Pfunde mit sich herumschleppt, belastet sein Herz-Kreislaufsystem und erhöht damit auch die Gefahr, an einer vaskulären Demenz zu erkranken. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und vor allem viel Bewegung tragen dazu bei, Übergewicht abzubauen, ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten.
Bewegung: Wer regelmäßig Sport und körperliche Aktivität in seinen Alltag einbaut, senkt sein Risiko für eine vaskuläre Demenz. Ältere Neueinsteiger sollten vorsichtshalber mit dem Arzt klären, welche sportliche Aktivität sie sich bedenkenlos zumuten können.
Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Hirn heraus. Bleiben Sie neugierig und wissbegierig, erhalten Sie sich die Lust am Lernen. Je "trainierter" das Gehirn ist, desto mehr Reserven hat es, auf die es zurückgreifen kann.
Sozialkontakte: Gemeinsame soziale Aktivitäten forden die geistige Gesundheit. Sich regelmäßig mit Freunden treffen, gemeinsame Aktivitäten, Hobbies und Aufgaben halten fit. Auch die Aufrechterhaltung von Pflichten trägt zur geistigen Gesundheit bei.
Unser beratender Experte:
Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Deuschl ist Facharzt für Neurologie und ehemaliger Direktor der Neurologischen Klinik der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Er hat seine Ausbildung in München, Freiburg und in Washington erhalten und hat sich 1988 in Freiburg habilitiert. Seine klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkte sind neurodegenerative Erkrankungen wie der Morbus Alzheimer und der Morbus Parkinson. Er hat die neue Behandlungsmethode der tiefen Hirnstimulation für die Parkinson-Krankheit und andere Bewegungsstörungen mitentwickelt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei der Diagnostik und Therapie der Demenzen. Aktuell ist er als Senior-Prof. und Emeritus der Klinik für Neurologie am Campus Kiel sowie als Past-Präsident der Europäischen Akademie für Neurologie tätig.
Wichtig: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.