Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Sieben Mythen im Check
Behauptung: Früher gab es die Krankheit bei uns nicht
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFM), eine hochansteckende Viruserkrankung, kursiert nicht erst seit gestern: „Eines der verantwortlichen Viren, das Humane Enterovirus 71, wurde erstmals 1969 in den USA identifiziert“, erklärt Sevin Schwabbauer, Kinderärztin und Allergologin in Sprockhövel im Ennepe-Ruhr-Kreis. Seitdem kam es vor allem in asiatischen Ländern immer wieder zu größeren Ausbrüchen. Hierzulande trat HFM lange zunächst eher sporadisch auf.
Behauptung: Die Krankheit verursacht Ausschlag nur an Händen, Füßen und im Mund
„Klares Nein“, sagt Schwabbauer. „Wir entdecken die Hautveränderungen oft auch im Genitalbereich sowie an Unterschenkeln, Knien, Ellbogen und Gesäß.“ Häufig beginnt die Hand-Fuß-Mund-Krankheit mit Fieber, Appetitlosigkeit und Halsweh.
Ein bis zwei Tage später zeigen sich kleine rote Flecken auf der Zunge und der Mundschleimhaut, die zu schmerzhaften Bläschen werden. Wieder ein, zwei Tage später entsteht ein meist nicht juckender Hautausschlag an Handinnenflächen und Fußsohlen und teils auch an anderen Körperstellen. Nach einer Woche sind die Symptome in der Regel abgeklungen. Wichtig: die Hautveränderungen immer ärztlich abklären lassen.
Behauptung: Maul- und Klauenseuche und HFM sind dasselbe
Die Maul- und Klauenseuche und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit werden oft verwechselt, haben aber nichts miteinander zu tun. Sie werden von verschiedenen Viren ausgelöst. An HFM erkranken ausschließlich Menschen. Die Maul- und Klauenseuche hingegen kommt bei Tieren wie Rindern und Schafen vor. Menschen stecken sich nur sehr selten an.
Behauptung: Gefährliche Verläufe sind häufig
Nein. In der Regel verläuft die Hand-Fuß-Mund-Krankheit mild. Behandelt werden die Symptome. „Paracetamol und Ibuprofen als Saft oder Zäpfchen lindern die Schmerzen und senken das Fieber“, sagt Kristin Bitzer, Apothekerin in München. „Auf die Bläschen im Mund können Eltern ein Mundgel auftragen, etwa mit Lidocain oder Kamille.“
Außerdem: nichts Heißes, Scharfes oder Saures essen und trinken. Komplikationen wie eine Entzündung der Hirnhäute, Lähmungen oder der Verlust von Finger- und Fußnägeln sind sehr selten. Manche Kinder trinken zu wenig und drohen auszutrocknen – dann sofort in die Arztpraxis.
Behauptung: Kinder stecken sich über Spielzeug an
„Das ist ein möglicher Ansteckungsweg“, erklärt Kristin Bitzer. „Kinder infizieren sich aber auch über Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen in die Luft gelangen.“ Hochansteckend ist die Flüssigkeit in den Bläschen. Gelangt diese auf die Hand, wandern die Viren beim Kuscheln, Spielen oder über Türklinken weiter. Auch der Stuhl enthält die Erreger. Solange Symptome da sind, ist man besonders ansteckend. Aber noch Wochen später können die Viren im Stuhl ausgeschieden werden. Gute Händehygiene ist daher wichtig.
Behauptung: Wer einmal erkrankt, ist danach immun
Stimmt nicht. „Es gibt nicht ein einzelnes Hand-Fuß-Mund-Virus. Vielmehr löst eine ganze Virusfamilie aus der Gruppe der Enteroviren die Krankheit aus“, sagt Kinderärztin Schwabbauer. Konkret: Hatte ein Kind Variante A und geht nun Variante B in der Kita um, kann es sich erneut anstecken. Viele Infektionen bleiben übrigens unbemerkt. Rund 80 Prozent der Infizierten haben keine Symptome, sind aber trotzdem ansteckend.
Behauptung: Erwachsene können sich nicht infizieren
Irrtum – jeder kann erkranken. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit tritt aber vor allem bei Kindern unter zehn Jahren auf, besonders im Spätsommer und Herbst. Erwachsene erkranken aus zwei Gründen seltener: Erstens begegnen sie deutlich seltener Infizierten als Kinder in Kitas und Schulen. Zweitens hatten sie früher bereits Viruskontakte und sind gegen einzelne Varianten immun. Um vorzubeugen, sollten Eltern erkrankter Kinder auf Händehygiene achten. HFM verläuft bei Erwachsenen meist ähnlich mild wie bei Kindern.