Herpes: Ansteckung für Babys gefährlich
Ein wenig Fieber, Stress oder ein Schnupfen – schon kribbelt es wieder an der Lippe: Herpesbläschen sind lästig, jedoch in der Regel harmlos. „Es gibt aber Ausnahmen. Wenn der oder die Erkrankte ein Baby zu Hause hat oder ein Kind erwartet, sollten sie eine Herpesinfektion ernst nehmen", warnt Dr. Annegret Klein, Kinderärztin aus Oberaudorf.
Je nach Zeitpunkt der Infektion und Typ des Virus kann Herpes für das Baby schmerzhaft oder gar bedrohlich werden. Bei Neugeborenen können die Erreger zum Beispiel Organe befallen und eine Gehirnentzündung auslösen. Ärzte unterscheiden zwei Herpes-Formen:
Genital- und Lippenherpes
1. Ein Genital-Herpes kann, wenn er akut ist, also etwa Bläschen im Genitalbereich da sind, von der Mutter auf das Ungeborene übertragen werden und zu Fehlbildungen und einer Fehlgeburt führen. Daher ist er ein wichtiger Aspekt in der Schwangerenvorsorge. Viren vom Herpes Typ 2 sind in der Regel die Auslöser. Auch während der Geburt ist eine Ansteckung möglich. Zum Glück tritt eine Neugeboreneninfektion, die eine Blutvergiftung zur Folge haben kann, selten auf.
2. Mit dem Herpes labialis, also dem Lippenherpes, stecken sich weit mehr Babys und Kleinkinder an. Auslöser ist meist der Herpes Typ 1 (Herpes simplex). Reihenuntersuchungen ergaben, dass 80 Prozent der Kinder bis zu ihrem zweiten Geburtstag Bekanntschaft mit dem Erreger machen. Bei Erwachsenen sind 98 Prozent infiziert.
Hat man sich einmal angesteckt, bleibt ein Herpesvirus ein Leben lang im Körper. Hält das Immunsystem das Virus in Schach, zeigen sich keine Symptome.
Schmerzhafte Mundfäule
Herpesbläschen wie Erwachsene bekommen Kinder meist erst ab dem fünften, sechsten Lebensjahr. Bei Babys und Kleinkindern kann sich die Erstinfektion durch die sogenannte Mundfäule (Stomatitis aphthosa) äußern. Typische Zeichen: vermehrter Speichelfluss, das Kind ist quengelig, mag weder essen noch trinken. “Im Mund des Kindes erkennen Eltern zudem, dass Zunge, Backentaschen und Zahnfleisch beim Nachwuchs gerötet und geschwollen sind. Auch gibt es offene Stellen – solche Aphten sind sehr schmerzhaft”, erklärt Dr. Klein. Je früher Eltern ihr Kind zum Arzt bringen, umso besser. Er kann, nachdem geklärt ist, ob keine andere Ursache dahintersteckt, die richtige Behandlung einleiten, etwa mit einem virenhemmenden Mittel. Ansonsten können nur die Symptome behandelt werden: zum Beispiel mit schmerzstillendem Gel, Ibuprofen oder Paracetamol. Doch das muss der Arzt entscheiden.
Wichtig: Die kleinen Patienten sollten genug trinken. Verweigern die Kleinen das, können sie im Krankenhaus mit Infusionen versorgt werden. Nach vier, fünf Tagen klingen die Symptome meist ab.
Vor Ansteckung schützen
Während der Akutphase, also die ersten drei Tage, nachdem sich die Bläschen gebildet haben, verzichtet man am besten auf Kontakt mit anderen. Die kleinen Patienten wollen dann meist nur ihre Ruhe haben, vor allem aber ist auch die Flüssigkeit in den Bläschen sehr ansteckend. Herpes wird zudem häufiger von einem Kind aufs andere übertragen als von Erwachsenen, etwa über Spielzeug, das Babys ausgiebig mit dem Mund untersuchen. Treten bei Erwachsenen typische Zeichen wie Spannungsgefühle an der Lippe auf oder sind bereits Bläschen da, sollten sie sich von Babys bis circa anderthalb Jahren fernhalten - also Körperkontakt vermeiden. Und wenn die Eltern oder Großeltern selbst betroffen sind? Dann gilt:
- Bläschen gut mit spezieller Creme oder Pflaster abdecken (siehe auch unten),
- das Baby bitte nicht küssen,
- auf Handhygiene achten, also regelmäßig mit Seife waschen.
Aufs Stillen muss keine Mutter verzichten, es sei denn, sie hat auch an der Brustwarze Herpesbläschen. Das aber ist so gut wie nie der Fall.
Das hilft bei Lippenherpes
Sie spüren schon, dass Ihr Lippenherpes wieder anfängt zu blühen? Dann sollten Sie rasch aktiv werden, erst recht, wenn Sie Vater oder Mutter eines kleinen Babys sind. Katrin Hensen, Apothekerin aus Hamburg, sagt, was Sie bei leichten Herpesbläschen tun können:
- Antivirale Cremes – zum Beispiel mit den Wirkstoffen Aciclovir oder Pencivir – tragen dazu bei, dass sich die Erreger nicht weiter vermehren. Die Präparate möglichst schon beim ersten Kribbeln auftragen, teilweise gibt es sie auch getönt. Dazu am besten immer ein Wattestäbchen verwenden, nicht die Finger, und anschließend gründlich die Hände waschen. Spezialpflaster decken die Herpesbläschen ab und helfen so, dass sich deren ansteckender Inhalt nicht weiter verteilt.
- Spezielle Salben mit Melissenextrakt oder Zink können, bei den ersten Anzeichen aufgetragen, ebenfalls zur Linderung der Herpesbläschen beitragen.
- Extraschutz: Blüht der Herpes, hilft auch ein Mundschutz, die Übertragung der Viren auf das Baby zu vermeiden.
Schwangere und Stillende sollten die Therapie immer vorher mit ihrem Arzt abklären.