Uveitis: Entzündung im Auge
Was ist eine Uveitis?
Es gibt nicht "die" Uveitis. Vielmehr werden unter diesem Begriff zahlreiche verschiedene Krankheiten zusammengefasst, die die mittlere Augenhaut betreffen. Gemeinsam ist ihnen, dass sich dabei Teile der Uvea entzünden. Die Uvea setzt sich aus drei Bereichen zusammen: der Regenbogenhaut (Iris), dem Strahlenkörper (Ziliarkörper) und der Aderhaut (Choroidea).
Es kommt relativ häufig vor, dass sich Teile der Uvea entzünden (50 pro 100.000 Personen/Jahr). In den meisten Fällen handelt es sich um eine vordere Uveitis (siehe Einteilung). Kinder, Jugendliche und Erwachsene um das 35. Lebensjahr sind vorwiegend von einer vorderen Uveitis betroffen. Eine Uveitis kann plötzlich auftreten (akuter Verlauf) oder sich schleichend über längere Zeit entwickeln (chronischer Verlauf).
Zirka 30 Prozent der Entzündungen verlaufen rezidivierend, das heißt, sie treten immer wieder auf. Oft kommt es zu Schüben, ähnlich wie bei Rheuma. Überhaupt entzündet sich das Augeninnere auffallend häufig bei Menschen, die an bestimmten Formen des entzündlichen Rheumas leiden. Auch begleitend zu anderen Grundkrankheiten, zum Beispiel einer Sarkoidose, kann sich eine Uveitis entwickeln.
Wo befindet sich die Uvea (mittlere Augenhaut)?
Eine Uveitis ist eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea). Diese setzt sich zusammen aus
- der Aderhaut (Choroidea),
- dem Ziliarkörper (Corpus ciliaris) und
- der Regenbogenhaut (Iris)
Im Bild ersichtlich ist die Lage der Aderhaut, welche im vorderen Bereich über den Ziliarkörper in die Iris übergeht. Die Aderhaut liegt zwischen der Netzhaut (Retina) und der Lederhaut (Sklera), daher auch die Bezeichnung mittlere Augenhaut.
Die Regenbogenhaut (Iris) ist der Teil des Auges, welches die Augenfarbe darstellt.
Einteilung: Welche Formen der Uveitis gibt es?
Je nachdem, in welchem Bereich die Entzündung auftritt, sprechen Mediziner von einer vorderen (anterioren), mittleren (intermediären) oder hinteren (posterioren) Uveitis. Sind alle Bereiche der Uvea entzündlich verändert, ist von einer Panuveitis die Rede.
- Vordere (anteriore) Uveitis
Der vordere Augenabschnitt besteht unter anderem aus der Regenbogenhaut (Iris) und dem Strahlenkörper (Zilliarkörper). Der Strahlenkörper besteht aus der sogenannten Ziliarmuskulatur, welche für die Eng- und Weitstellung der Regenbogenhaut zuständig ist. Bei einer vorderen Uveitis findet sich eine Entzündung der Regenbogenhaut (Iritis), auch der Ziliarkörper kann mit entzündet sein (Iridozyklitis).
- Mittlere (intermediäre) Uveitis
Bei der intermediären Uveitis liegt der Entzündungsort vor allem im Bereich des Glaskörpers. Die hinteren Abschnitte des Ziliarkörpers können von der Entzündung mitbetroffen sein.
- Hintere (posteriore) Uveitis
Bei der hinteren Uveitis spielt sich die Entzündung vor allem im Bereich der Netzhaut (Retina) oder der Aderhaut (Choroidea) ab. Ist überwiegend die Netzhaut entzündet wird dies als Retinitis bezeichnet, ist die Aderhaut (Chorea) betroffen als Choroiditis, sind beide Bereiche (Netz- und Aderhaut) betroffen, ist von einer Retinochorioiditis die Rede, wenn die Erkrankung von der Netzhaut ausgeht. Es handelt sich um eine Chorioretinitis, wenn die Aderhaut den Ausgangspunkt darstellt.
Symptome: Welche Beschwerden bereitet eine Uveitis?
Die Beschwerden, welche eine Uveitis bedingt, können sehr vielfältig sein. Einerseits kommt es auf den Ort der Entzündung an, andererseits auf die zeitliche Entwicklung.
- Vordere Uveitis
Eine vordere Uveitis kann sehr schleichend auftreten und verursacht dann längere Zeit keine Beschwerden. In diesem Fall spricht man von einem chronischen Verlauf. Chronisch bedeutet: eine langsame und schleichende Entwicklung, länger andauernd. Erst spät kommt es zu Beschwerden – die Patienten sehen deutlich schlechter und sie berichten häufig, dass sie Schlieren, Fusseln oder Flocken wahrnehmen. Bei Kindern bleibt eine chronische Entzündung nicht selten für lange Zeit unbemerkt. Denn das Auge sieht von außen normal aus und die Kinder klagen kaum über Beschwerden. Die Entzündung wird oft zufällig entdeckt, wenn der Augenarzt das Sehorgan routinemäßig überprüft. Tritt eine vordere Uveitis akut (plötzlich und rasch) auf, klagen Betroffene häufig über Schmerzen und Schleiersehen. Das Auge ist deutlich gerötet, tränt und ist lichtempfindlich.
- Mittlere und hintere Uveitis
Diese beiden Formen verlaufen in den meisten Fällen chronisch und lösen erst spät Symptome aus. Äußerlich sieht das entzündete Auge meist normal aus. Es ist weder gerötet noch schmerzt es. Erkrankte berichten jedoch oft, dass sie Schlieren, Fussel oder Schatten sehen, die an derselben Stelle bleiben können oder sich bewegen. Neben den Schlieren lässt als weiteres Anzeichen zumeist die Sehschärfe deutlich nach.
Hinweis: Wer "Mücken" vor den Augen erkennt, auch Mouches volantes genannt, braucht sich normalerweise keine Sorgen zu machen. Diese Schleier entstehen durch harmlose Trübungen im Glaskörper. Dennoch: Selten kann auch eine ernsthafte Krankheit dahinterstecken – wie die Uveitis oder eine Netzhautablösung. Deshalb immer zum Augenarzt / Augenärztin gehen, wenn diese Symptome "plötzlich" auftauchen!
Ursachen: Wie kommt es zu einer Uveitis?
Eine Einteilung der Ursachen kann in infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen erfolgen. Dies ist auch für die passende Therapie wichtig.
Einige Infektionskrankheiten können mit einer Uveitis einhergehen. So können Viren, zum Beispiel Herpesviren, ins Auge gelangen und dort eine Entzündung hervorrufen. Genauso können Bakterien das Innere des Auges infizieren, unter anderem die Erreger der Borreliose und der Tuberkulose. Pilze und Parasiten können ebenfalls eine Uveitis hervorrufen, dies kommt jedoch eher selten vor.
Neben solchen Keimen kommen Krankheiten als Ursache in Betracht, bei denen das Immunsystem vermutlich körpereigene Strukturen angreift (Autoimmunkrankheiten). Hierzu gehören rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew, die juvenile chronische Arthritis oder Morbus Reiter. Ebenso entzündliche Darmkrankheiten – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – sowie die Sarkoidose. Die Uveitis tritt dabei begleitend zur entsprechenden Krankheit auf, beziehungsweise diese äußert sich unter anderem am Auge.
Bei vielen Patienten, die an einer Uveitis leiden, lässt sich das humane Leukozyten-Antigen HLA-B27 nachweisen. Dieses Molekül spielt eine wichtige Rolle in der Immunabwehr, steht aber auch in Zusammenhang mit Autoimmunkrankheiten. Wer Träger von HLA-B27 ist, hat ein höheres Risiko im Laufe des Lebens eine Entzündung der Aderhaut zu bekommen. Umgekehrt steigt auch die Wahrscheinlichkeit für einen Morbus Bechterew, wenn Träger dieses Moleküls eine Uveitis haben.
Die Uveitis kann auch unabhängig von anderen Krankheiten auftreten. Die Ursachen hierfür ließen sich bisher nicht eindeutig klären. Experten vermuten jedoch, dass das körpereigene Abwehrsystem – fälschlicherweise – körpereigene Strukturen im Augeninneren angreift (Autoimmunkrankheit).
Diagnose: Wie wird eine Uveitis festgestellt?
Zunächst erfolgt eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Hierbei werden neben den aktuellen Beschwerden auch die Vorgeschichte, wie beispielsweise Operationen oder Verletzungen des Auges sowie bestehende Begleiterkrankungen erfragt.
Anschließend werden die Augen näher untersucht. Neben der Inspektion (Betrachtung des Auges auf bereits von außen sichtbare Veränderungen wie Rötung und Tränen) erfolgen weiterführende augenärztliche Untersuchungen wie eine Druckmessung des Auges (Tonometrie), Messung der Sehschärfe, Betrachtung des Augeninnern mithilfe spezieller Instrumente, wie einer Spaltlampe und der Betrachtung des Augenhintergrundes.
- Spaltlampenuntersuchung
Eine Uveitis, die den vorderen oder mittleren Augenabschnitt betrifft, kann der Augenarzt / die Augenärztin unter anderem mithilfe einer Spaltlampe erkennen. Mit ihr durchleuchtet er das Auge und sieht zum Beispiel Veränderungen auf der Hornhaut, der Linse und im Glaskörper. Bei einer vorderen Uveitis können sich hinter der Hornhaut weißgraue Ablagerungen bilden, die aus Entzündungszellen und Eiweißen bestehen. Auch wenn sich im Glaskörper trübe Schlieren oder Ablagerungen befinden, kann der Arzt / die Ärztin sie per Spaltlampe entdecken. Sie können auf eine mittlere Uveitis hinweisen.
- Augenspiegelung
Vermutet der Arzt eine hintere Uveitis, nimmt er eine Augenspiegelung vor, um den Augenhintergrund zu untersuchen. Dabei fallen Glaskörpertrübungen und entzündete Bereiche auf, die von dieser Uveitisform ausgehen können.
- Weitere Untersuchungen
Eine Uveitis tritt oft gemeinsam mit anderen Krankheiten auf. Sie kann einerseits deren Folge sein, andererseits auch das erste Anzeichen dafür darstellen. Aus diesem Grund schließen sich normalerweise – bei einem entsprechenden Facharzt / Fachärztin – weitere Untersuchungen an. Besteht beispielsweise der Verdacht, dass eine Borreliose dahintersteckt, lassen sich unter Umständen Antikörper gegen die Erreger im Blut nachweisen. Könnte eine Sarkoidose der Auslöser sein, empfiehlt sich eine Röntgenaufnahme der Lunge. Auch wenn möglicherweise gleichzeitig rheumatische Krankheiten vorliegen, muss der Facharzt / die Fachärztin eine gezielte Diagnostik veranlassen.
Therapie: Wie wird eine Uveitis behandelt?
Bei der Wahl der Therapie kommt es auf den Ort der Entzündung sowie die Ursache der Entzündung an. Ziel der Therapie ist es, der Entzündung im Auge entgegenzuwirken und damit gefährliche Folgen zu vermeiden.
- Kortisonhaltige Medikamente
Als entzündungshemmendes Mittel kommt normalerweise Kortison zum Einsatz. Handelt es sich um eine Uveitis, die den vorderen Bereich des Auges betrifft, verschreibt der Arzt / die Ärztin zunächst Augentropfen und/oder –salben mit einem Kortisonpräparat. Die Mittel wirken nur vor Ort. Solche Tropfen und Salben helfen bei einer Uveitis, die weiter hinten im Auge liegt, kaum. In diesem Fall muss das Kortison per Injektion neben den Augapfel gespritzt werden. Alternativ nimmt der Patient Tabletten ein oder bekommt eine Infusion (Flüssigkeit über die Vene). Dies wird auch erforderlich, wenn die örtliche Therapie nicht ausreicht. Auch wenn die Uveitis im Rahmen einer Krankheit auftritt, verordnen Ärzte meistens Kortisonpräparate, die der Betroffene ins Auge träufelt und oft gleichzeitig auch als Tablette schluckt. Spricht das Kortison nicht oder nur unzureichend an, kommen Medikamente infrage, die eine überschießende Reaktion des körpereigenen Immunsystems abschwächen – sogenannte Immunsuppressiva.
- Atropinhaltige Augentropfen
Zusätzlich werden bei einer vorderen Uvetitis zum Teil pupillenerweiternde Augentropfen verwendet. Sie sollen verhindern, dass Regenbogenhaut und Linse miteinander verkleben. Daneben können sie manchmal bereits bestehende Verklebungen (Synechien) lösen.
- Spezielle Medikamente bei infektiöser Ursache
Sind Krankheitserreger die Ursache einer Uveitis, kommen je nach Erreger Antibiotika, pilz- oder virushemmende Arzneistoffe zum Einsatz. Antibiotika helfen nur bei bakteriell bedingten Infektionen. Sind Viren die Auslöser, kommen sogenannte Virustatika zum Einsatz, je nach Erreger.
Wichtig: Eine Uveitis macht sich oft lange Zeit nicht bemerkbar und wird rein zufällig entdeckt, wenn der Augenarzt routinemäßig die Augen untersucht. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto eher kann es jedoch zu Komplikationen kommen.
Welche Komplikationen können bei einer Uveitis auftreten?
Haben sich Bereiche des vorderen inneren Augenabschnitts chronisch entzündet (Uveitis anterior), kann die Regenbogenhaut (Iris) mit der Linse verkleben. Es kommt zu sogenannten Synechien, durch die sich die Pupille verziehen kann. Verläuft die mittlere oder hintere Uveitis chronisch, kann sich ein Makulaödem entwickeln. Dabei lagert sich Gewebsflüssigkeit an der Stelle des schärfsten Sehens ein, was die Sehschärfe verschlechtert. Alle drei Formen können im Laufe der Zeit zu einem grünen Star (Glaukom) führen, wenn der Augeninnendruck ansteigt. Auch die Linse kann sich zunehmend eintrüben, wodurch sich ein grauer Star (Katarakt) ausbilden kann. Im schlimmsten Fall erblindet der Patient dadurch.
Solche Komplikationen treten jedoch nur selten auf. In den meisten Fällen heilt eine Uveitis mit der richtigen Therapie ohne Folgeerscheinungen wieder aus.
Unser beratender Experte:
Professor Dr. med. Dr. hc. Arthur Mueller ist Facharzt für Augenheilkunde und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Augsburg. Er ist Mitglied in zahlreichen Fachgesellschaften. Sein beruflicher Schwerpunkt sind mikrochirurgische Eingriffe am hinteren (Netzhaut, Aderhaut, Glaskörper) sowie vorderen Augenabschnitt (Katarakt, Glaukom, Keratoplastik).
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.