Logo der Apotheken Umschau

Führt Föhn zu Kopfschmerzen?

Millionen Menschen schwören, dass es so ist, und auch die Medizin bestätigt es: Im Jahr 2009 fanden Forschende der US-amerikanischen Harvard Universität heraus, dass vor allem starke Temperaturanstiege innerhalb weniger Stunden oder Wetterwechsel, bei denen der Luftdruck schnell fällt, Kopfweh auslösen. Die körperlichen Ursachen sind jedoch ungeklärt.

In Deutschland bezeichnet sich etwa die Hälfte der Erwachsenen als wetterfühlig und damit als anfällig für Kopfschmerzen oder andere Probleme wie Müdigkeit oder Nervosität bei bestimmten Wetterlagen. Andreas Matzarakis, Professor für Umweltmeteorologie von der Universität Freiburg, hat gute Nachrichten: „Wetterfühligkeit kann sich bessern, wenn man seinen Körper darauf trainiert, sich schneller anzupassen.“ Regelmäßige Bewegung an frischer Luft – auch bei Schmuddelwetter – ist eine Möglichkeit.

Wetterfühligkeit

Wetterfühligkeit: Immer dieses Wetter

Die Hälfte der Deutschen hält sich für wetterfühlig. Doch nicht für alle Symptome bei und vor einem Wetterwechsel hat die Wissenschaft eine Erklärung zum Artikel

Schmerzen Narben, wenn das Wetter umschlägt?

Das kann sein. Genauso wie manche Menschen bei bestimmten Wetterlagen alte Brüche spüren oder Schmerzen stärker empfinden, die sie auch sonst haben, beispielsweise durch eine Arthrose im Kniegelenk. Betroffen von solchen Phänomenen sind besonders die 15 bis 20 Prozent der Menschen in Deutschland, die als wetterempfindlich gelten. „Während Wetterfühligkeit in der Regel Gesunde betrifft“, sagt Medizin-Meteorologe Matzarakis, „sind wetterempfindliche Menschen meist älter und haben fast immer eine chronische Erkrankung, etwa Rheuma oder Herz-Kreislauf-Störungen.“ Ihr Körper tut sich wegen dieser Grunderkrankung bei Wetterumschwüngen schwerer mit der Umstellung.

Macht das Frühjahr müde?

Träge und antriebslos, obwohl das milde Frühjahrswetter eigentlich fröhlich und aktiv machen sollte? Umfragen zufolge macht etwa jeder und jedem Zweiten hierzulande die Frühjahrsmüdigkeit zu schaffen. Warum? Das kann die Wissenschaft zumindest in Teilen erklären. Licht steuert den Hormonhaushalt. Unter anderem produziert der Körper in den dunklen Wintermonaten mehr vom Schlafhormon Melatonin und weniger vom oft als Glückshormon bezeichneten Serotonin. Werden die Tage länger, muss sich das Gleichgewicht zwischen den Hormonen neu einpendeln. Das kann einige Tage dauern, in denen man sich schlapper fühlt als gewöhnlich.

Steigen bei schlechtem Wetter Blutdruck und Blutzucker?

Solche Veränderungen beobachten einige Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes. Die Gründe können unterschiedlich sein. Beispielsweise verengen sich bei Kälte die Blutgefäße vor allem in der Haut und den Extremitäten, der Blutdruck kann steigen. Bei schlechtem Wetter bleiben viele drinnen, bewegen sich weniger als üblich und essen mehr. „Dann ist das Wetter ein indirekter Grund, warum der Blutzucker steigt“, sagt Matzarakis. Fragen Sie Ärztin oder Arzt, wie Sie am besten auf zu hohe Werte reagieren. Vielleicht muss die Dosis der Blutdruck- oder Diabetesmedikamente angepasst werden. Gut für Blutzucker und Psyche: Gehen Sie auch an Schlechtwettertagen mindestens eine Runde spazieren. Dafür warm einpacken, damit Sie nicht auskühlen.

Gibt es bei extremer Hitze mehr Frühgeburten?

Daten aus der ganzen Welt belegen: Lange Hitzeperioden und mehr extrem heiße Tage durch den Klimawandel erhöhen die Komplikationsrate für Schwangere und Ungeborene. „Bei Hitzestress steigt das Risiko für Frühgeburten auch in Regionen mit temperiertem Klima“, berichtet Prof. Petra Arck von der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Gemeinsam mit Prof. Dr. Anke Diemert hat die Forscherin Daten zu über 42 000 Schwangerschaften in Hamburg ausgewertet. Ergebnis: Das Risiko für Frühgeburten kann um etwa 30 bis 45 Prozent steigen, wenn es mehrere Tage in Folge extrem heiß ist. Offenbar kommen dann viele Faktoren zusammen, die das Herz-Kreislauf-System betreffen können. Auch eine Verschiebung der Hormonbalance ist in der Diskussion. Arck beruhigt: „Es besteht keine Veranlassung zu Panik. Die üblichen Verhaltenstipps bei starker Hitze helfen, sich zu schützen.“

Verringert Hitze die Fruchtbarkeit?

Der zunehmende Hitzestress kann die Fruchtbarkeit von Frauen und die Zeugungsfähigkeit von Männern beeinträchtigen. Die Forschung beschäftigt sich schon länger mit dieser Entwicklung. „Inzwischen existieren auch vermehrt Erkenntnisse über die Zusammenhänge bei Menschen“, sagt Arck. Hitze kann etwa den weiblichen Hormonzyklus beeinflussen und bei Männern die Bildung, Qualität und Beweglichkeit von Spermien beeinträchtigen – mit möglicherweise negativen Folgen für die Entwicklung des entstehenden Embryos.

Sterben im Winter mehr Menschen als im Sommer?

Im langjährigen Mittel der letzten Jahrzehnte trifft das zu. Das zeigen Erhebungen des Statistischen Bundesamts. Vor allem Menschen, deren Körper ohnehin bereits geschwächt ist, haben manchmal nichts mehr entgegenzusetzen, wenn im Winter Infektionswellen über das Land schwappen. Beispielsweise erholen sie sich nicht einfach wie Gesunde nach ein paar Wochen von einer Grippe, sondern sie bekommen infolge der Infektion häufiger eine Lungenentzündung oder ihr Herz versagt.


Quellen:

  • Koppe C et al.: Repräsentativbefragung zur Wetterfühligkeit in Deutschland. Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: https://www.bmuv.de/... (Abgerufen am 02.02.2024)
  • Mukamal KJ et al. : Weather and air pollution as triggers of severe headaches. In: Neurology : 01.01.2009, https://doi.org/...
  • Yüzen D et al.: Climate change and pregnancy complications: From hormones to the immune response. Front. Endocrinol.: https://www.frontiersin.org/... (Abgerufen am 02.02.2024)
  • Yüzen D et. al.: Increased late preterm birth risk and altered uterine blood flow upon exposure to heat stress. EBIOMedicine: https://www.thelancet.com/... (Abgerufen am 02.02.2024)
  • Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Das Sterberisiko der Bevölkerung ist im Winter höher als im Sommer, Pressemitteilung. https://www.statistik-bw.de/... (Abgerufen am 31.01.2024)
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.: Herausforderung für Nieren und Sorge um Spermien: DGU warnt vor Folgen des Klimawandels, Pressemitteilung. https://idw-online.de/... (Abgerufen am 02.02.2024)