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Die echte Grippe ist eine ernstzunehmende Infektionskrankheit. Besonders bei älteren Menschen kann sie einen schweren Verlauf nehmen, sogar tödlich enden. Deshalb raten Fachleute Risikogruppen zur Grippeimpfung.

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Um bei Grippeinfektionen einen schweren Verlauf zu vermeiden, empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Impfung unter anderem für Risikogruppen und Menschen ab 60 Jahren.

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Wer sollte sich gegen die Grippe impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung sogenannten Risikogruppen. Dazu gehören

  • Menschen, die 60 Jahre oder älter sind
  • Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
  • Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel

Des Weiteren sollten Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit bestimmten chronischen Erkrankungen geimpft werden, wie

  • Diabetes
  • Asthma
  • Herz- und Kreislaufleiden
  • Leber- oder Nierenerkrankungen
  • neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose
  • angeborene oder erworbene Krankheiten, die das Immunsystem schwächen

Die Gefahr, dass es zu schweren Komplikationen bei einer Grippeinfektion kommt, ist für alte Menschen und solche mit chronischen Erkrankungen besonders hoch.

Wer zum Beispiel im Krankenhaus oder im Altersheim arbeitet oder einen Beruf ausübt, bei dem er viel mit anderen Menschen zu tun hat, sollte sich ebenfalls impfen lassen. Dies gilt auch für jene, die mit einem Risikopatienten zusammenleben beziehungsweise sich um ihn kümmern.

Wann sollte die Impfung stattfinden?

Im Herbst beginnt typischerweise die Erkältungssaison. Bis es gehäuft zu Grippe-Fällen kommt, also zu Infektionen mit Influenzaviren, dauert es meistens etwas länger: In den vergangenen Jahren hat die Grippewelle meist im Januar begonnen. Warum die Grippe vor allem im Winter auftritt, wissen Forscher und Forscherinnen noch nicht. Vermutlich breiten sich die Viren bei kalten Temperaturen besonders gut aus. Zudem halten sich die Menschen verstärkt in Räumen auf und haben engeren Kontakt zueinander.

"Idealerweise lassen Sie sich im Oktober oder November impfen", sagt Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut, einem Bundesinstitut, das sich vor allem mit Infektionskrankheiten beschäftigt. Denn es dauert erfahrungsgemäß zirka zwei Wochen, bis sich der volle Impfschutz aufgebaut hat. Im Dezember kann bereits die erste Grippewelle anrollen – auch wenn dies oft bis Januar dauert. Nehmen Sie den Impftermin im Herbst wahr, hält die Impfung in aller Regel über die gesamte Grippesaison an. Entscheiden Sie sich dafür, sich später im Jahr impfen zu lassen, dann klären Sie am besten mit dem Arzt oder der Ärztin ab, ob er oder sie dies für sinnvoll hält.

Weshalb ist jedes Jahr eine erneute Impfung nötig?

Influenzaviren können leicht ihre Oberfläche verändern. Dadurch tarnt sich der "alte Bekannte" als vermeintlich "neuer" Eindringling, auf den das Immunsystem erst nach komplexen Abläufen im Körper reagieren kann. Zudem gibt es verschiedene Virenstämme, die sich in einem Jahr unterschiedlich stark ausbreiten können. Auf der ganzen Welt sammeln die zuständigen Behörden Informationen zu aktuell verbreiteten Grippeerregern und geben diese an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiter. Die WHO entscheidet dementsprechend, wie sich der Grippeimpfstoff im aktuellen Jahr idealerweise zusammensetzt. Außerdem lässt der Schutz der Impfung laut Robert Koch- Institut nach sechs bis 12 Monaten nach. Wer sich regelmäßig impfen lässt, ist zudem wohl besser vor schweren Verläufen gewappnet.

Grippe trotz Impfung: Ist das möglich?

Ja. "Die Grippeimpfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz", sagt Glasmacher. Dies kann verschiedene Gründe haben: Es hat sich plötzlich ein Grippevirus ausgebreitet, vor dem die Impfung nicht schützt. Oder Sie bekommen die Grippe, bevor der Impfschutz voll aufgebaut ist, also kurz nach der Impfung. Zudem ist es möglich, dass Sie auf die Impfung unzureichend ansprechen. Dennoch schützt sie im Fall einer Ansteckung zuverlässig vor schweren Verläufen.

Kann man trotz Impfung ansteckend sein?

Ja. Menschen können sich trotz Impfung mit Grippeviren anstecken und diese auch auf Andere übertragen. Daher wird die Impfung auch Menschen, die mit Risikopersonen im engen Kontakt stehen, empfohlen.

Wie wirksam ist die Grippeimpfung?

In der Grippesaison 2019/20 hatte der Impfstoff in Deutschland Analysen zufolge durchschnittlich eine Wirksamkeit von 62 Prozent. Das entspricht unter 100 Geimpften einer Zahl von rund vier Erkrankten. Im Vergleich würden unter 100 Nicht-Geimpften zehn Personen erkranken. Für das Jahr 2020/21 lagen aufgrund der fehlenden Grippewelle keine Daten vor, weshalb die Wirksamkeit der kommenden Saison 2021/22 analysiert wird. Dies ist allerdings nur im Rückblick möglich.

Wie gut wirkt die Impfung bei älteren Menschen?

Das Immunsystem von alten Menschen arbeitet weniger effektiv als das von jüngeren. "Aus diesem Grund schlägt die Impfung bei Älteren teilweise nicht so gut an", erklärt Dr. Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut, dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Dennoch empfiehlt die Ständige Impfkommission genau ihnen die Impfung. "Wer geimpft ist und trotzdem an der Influenza erkrankt, bei dem verläuft die Infektion häufig milder", erläutert Stöcker. Das sei vor allem für Hochbetagte wichtig, da bei ihnen die Grippe zu schweren Komplikationen führen kann. Ein Beispiel: Es entwickelt sich parallel zur Virusgrippe eine Lungenentzündung, die den Betroffenen im schlimmsten Fall das Leben kosten kann.

Aus oben genannten Gründen empfiehlt die STIKO älteren Menschen seit Januar 2021 einen sogenannten Hochdosis-Grippeimpfstoff. Diese unterscheiden sich von normalen Influenza-Wirkstoffen durch eine höhere Menge an enthaltenen Antigenen oder bestimmten Wirkverstärkern. Laut dem RKI haben sie bei Älteren eine leicht höhere Wirksamkeit und sind daher bei Personen ab 60 Jahren vorgesehen. Im Vergleich zum normalen Influenza-Impfstoff können etwas häufiger lokale Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle entstehen, die meist nach ein bis zwei Tagen abklingen.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Nach der Impfung kann die Einstichstelle

  • sich röten
  • schmerzen
  • leicht anschwellen.

Es können auch allgemeine Symptome auftreten wie

Die Beschwerden verschwinden normalerweise nach ein bis zwei Tagen wieder. Auch wenn Einige bei solchen Krankheitszeichen vermuten, dass sie durch die Impfung die Grippe bekommen, liegen sie nach Expertenmeinung falsch. "Der Impfstoff besteht aus Bruchstücken von abgetöteten Viren, die keine Erkrankung mehr hervorrufen können", beruhigt Glasmacher.

Wann sollte man sich nicht impfen lassen?

Haben Sie eine Fieber oder einen schwereren akuten Infekt, sollten Sie warten und sich besser erst impfen lassen, wenn Sie wieder gesund sind. Besprechen Sie dies im Einzelfall aber mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Wer gegen bestimmte Bestandteile von Grippeimpfstoffen, zum Beispiel Hühnereiweiß, allergisch ist, sollte nach einer Alternative fragen. Gesunden Schwangeren empfiehlt die STIKO, den Impftermin erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel wahrzunehmen. Bei werdenden Müttern mit einem chronischen Leiden wie Diabetes kann die Impfung schon früher sinnvoll sein. Das bitte mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin besprechen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Für diejenigen, für welche die Grippeimpfung empfohlen wird, tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Wer privat versichert ist, für den gelten ähnliche Regelungen. Klären Sie dies sicherheitshalber im Vorfeld mit Ihrem Versicherer. Sind Sie angestellt, werden manchmal die Kosten für die Grippeimpfung vom Betrieb getragen. So kommt es eher nicht zu einer Grippewelle und damit auch zu weniger Arbeitsausfällen.

Sollte man sich während der Corona-Pandemie gegen Grippe impfen lassen?

Wer ein höheres Risiko hat, dass die Grippe schwer verläuft, hat sehr häufig auch ein erhöhtes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Um die Gesundheit der Betroffenen zu schützen, ist eine Grippe-Impfung während der Corona-Pandemie daher ratsam. Auch kann die Anzahl der Krankenhausaufenthalte durch eine hohe Zahl an Grippe-Geimpften geringer gehalten werden, wodurch potenzielle Engpässe vermieden werden können.

Wie könnte die kommende Grippesaison ausfallen?

Im vergangenen Jahr gab es durch die hohe Zahl der Grippeimpfungen im Zusammenspiel mit Kontaktbeschränkungen und allgemeinen Hygiene-Regeln der Covid-19 Pandemie keine Grippewelle. Das könnte in 2021/22 anders aussehen. Wegen der Rückkehr zu mehr Normalität beobachten Ärzte und Ärztinnen bereits Nachholeffekte bei Atemwegserkrankungen.

„Eine Impfung gegen Grippe ist gerade auch in diesem Winter extrem wichtig, da ein hohes Risiko für eine starke Grippewelle zu erwarten ist“, sagt die Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Rheinland-Pfalz, Barbara Römer. Dies gelte besonders für Risikogruppen. Für gesunde Personen unter 60 Jahren und Kinder gibt die STIKO keine explizite Impf-Empfehlung, rät aber auch nicht davon ab.