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Was wird gemessen?

Die Bauchspeicheldrüse (auch Pankreas genannt) erfüllt zwei unterschiedliche Aufgaben:

Erstens bildet sie Hormone, die ins Blut abgegeben werden und den Blutzuckerspiegel regulieren. Insulin senkt ihn, sein Gegenspieler Glukagon erhöht ihn.

Zweitens produziert das Pankreas Verdauungsenzyme, die Zucker, Eiweiße und Fette in ihre Bestandteile zerlegen. Über einen Ausführungsgang gelangen die Enzyme in den Dünndarm. Dort beginnen sie, ihre Wirkung zu entfalten. Zwei Verdauungsenzyme werden besonders häufig bei Laboruntersuchungen analysiert:

Pankreas-Lipase (kurz: Lipase oder PL), sie spaltet die Fette in der Nahrung.

Pankreas-Amylase (kurz: Amylase oder PA), sie zerlegt Kohlenhydrate wie Stärke in Einzelzucker.

„Heute misst man in der Regel die Lipase, denn sie ist stabiler und länger nachweisbar als die Amylase“, erklärt Professorin Julia Mayerle, Direktorin der Medizinischen Klinik II der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Wann sollte gemessen werden?

Bestimmt werden die Pankreaswerte bei Verdacht auf eine Erkrankung des Organs, zum Beispiel eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis).

Das wichtigste Symptom einer akuten Pankreatitis sind heftige Schmerzen im Oberbauch, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen. Hinzu kommen oft Übelkeit, Erbrechen und Fieber.

Ein Gallenstau ist die Ursache für rund die Hälfte aller akuten Pankreatitis-Erkrankungen. Ausgangspunkt ist ein Gallenstein, der im gemeinsamen Ausführgang der Galle und des Pankreas in den Dünndarm eingeklemmt ist. Bei einem Gallenstau sind oft auch Leberwerte wie die Gamma-GT erhöht. Sie werden bei einem Verdacht auf eine akute Pankreatitis in der Regel zusammen mit den Pankreas-Enzymen und weiteren Laborwerten bestimmt.

Was sind normale Werte?

Labore benutzen unterschiedliche Verfahren, um Pankreas-Enzyme zu messen. Die hier angegebenen Normalbereiche dienen nur als Beispiele:

Lipase: 13 bis 60 Einheiten (Units) pro Liter Blutserum (kurz: U/l) nach der sogenannten DGMRE-Methode

Amylase: 31 bis 107 Einheiten (Units) pro Liter Blutserum (kurz: U/l) nach der sogenannten IFCC-Methode

Die Normalbereiche variieren zwischen einzelnen Laboren. Es gelten die Zahlen auf dem jeweiligen Laborzettel. Abweichungen sind dort markiert. In der Regel erfolgt dies mit einem Pfeil nach oben oder nach unten.

Was tun bei auffälligen Werten?

Erhöhte Werte eines Pankreas-Enzyms deuten auf den akuten Schub einer chronischen Pankreatitis oder auf eine akute Pankreatitis hin. „Die Diagnose gilt als gesichert, wenn bei einer Patientin oder einem Patienten zwei von drei Kriterien erfüllt sind“, sagt Internistin Mayerle. Ein mindestens dreifach erhöhter Laborwert gegenüber dem oberen Limit des Normalbereichs, Schmerzen im Oberbauch oder der Hinweis auf eine Entzündung durch ein bildgebendes Verfahren. „Auch bei einem unauffälligen Enzymwert kann eine akute Pankreatitis vorliegen“, so Mayerle.

Die Behandlung richtet sich dann nach der Ursache. Zum Beispiel werden Gallensteine aus dem Ausführungsgang des Pankreas entfernt. Die meisten Patientinnen und Patienten mit einer akuten Pankreatitis werden im Krankenhaus behandelt. Sie erhalten dort neben Schmerzmitteln Flüssigkeit über eine Vene und Medikamente, um Komplikationen zu verhindern.

Im Anschluss daran müssen die Genesenen auf eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung ohne Übergewicht und Alkohol achten. Dieser ist neben Gallensteinen die häufigste Ursache für eine akute Pankreatitis.

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Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.