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Sky du Mont, 77, war in zahlreichen deutschen und internationalen TV- und Kinoproduktionen zu sehen, etwa „Eyes Wide Shut“oder Der Schuh des Manitu“. Im Interview spricht er über sein Image als Bösewicht, die Liebe und das Alter und seinen positiven Blick auf unsere Zeit.

Herr du Mont, haben Sie sich eigentlich schon mal selbst gegoogelt?

Sky du Mont: Ja, na klar mache ich das. Und da findet man dann etwas über meine Scheidungen oder so einen Unsinn. Die guten Sachen liest man ja nirgendwo. Zum Beispiel, wie viel Charity ich mache. Das findet man da alles nicht.

Wussten Sie, dass in Zusammenhang mit Ihrem Namen häufig danach gesucht wird, ob Sie adelig sind?

du Mont: Ach nein! Das ist ja interessant, dass die Leute das wissen wollen. Aber kein Wunder. Ich muss ja immer solche Typen spielen!

Sie meinen die Wissenschaftler, Ärzte und Gutsherren, oftmals mit halbseidenem Hintergrund, die Sie verkörpern? Das steht wiederum auf Wikipedia.

du Mont: Sehen Sie! Ich spiele meistens Bösewichte. Und das nervt!

Ich will kein Bösewicht im Nadelstreifenanzug mehr sein!

Wirklich?

du Mont: Ja, total! Deswegen drehe ich ja so gut wie nicht mehr! Ich kriege fast jede Woche Angebote, aber das meiste lehne ich ab. Klar, jetzt bin ich auch in dem Alter. Aber selbst früher, als ich noch jünger war, habe ich schon diese Rollen bekommen. Darauf habe ich keinen Bock mehr. Ich will kein Bösewicht im Nadelstreifenanzug mehr sein!

Was stört Sie denn so an diesem Image?

du Mont: Ich musste deswegen schon unendlich viel Häme einstecken. Irgendeine Zeitung hat mal vor vielen Jahren über mich geschrieben: „Ein aalglatter Unsympath.“ Ich wurde früher durch den Kakao gezogen ohne Ende.

Weil die Leute nicht unterschieden haben zwischen Ihren Rollen und Ihnen als Schauspieler?

du Mont: Natürlich, so etwas färbt ab. Ich kann mich erinnern, dass ich mal am Flughafen war und eine Kontrolleurin schon von Weitem eine abfällige Geste machte, als sie mich sah. Das hat mich so getroffen! Weil ich mir dachte: Ihr kennt mich ja nicht mal, wie könnt ihr mich ablehnen, bevor ich überhaupt einen Ton gesagt habe?

Aber jetzt mal im Ernst: Sie genießen doch heute einen guten Ruf!

du Mont: Sehr freundlich. Danke schön. Das Blatt hat sich tatsächlich gewendet. Plötzlich haben die Leute gedacht: „Ach, der ist ja doch nicht so unsympathisch.“ Und das macht mich natürlich unendlich glücklich. Ich bin aber auch viel gelassener geworden, was Kritik angeht. Und ich freue mich, dass ich zunehmend von namhaften Zeitungen interviewt werde. Das adelt auch.

Und jetzt kommen Sie auch noch in die Apotheken Umschau! Viele Jahre waren Sie der Sprecher unseres Werbespots im Fernsehen und im Radio.

du Mont: Richtig. Das war sehr interessant! Da habe ich viel über Gesundheit gelernt. Weil ich doch immer diese Tipps vorlesen musste – was hilft bei Husten und so.

Mittlerweile schreiben Sie auch Bücher. Ihr aktuelles Werk trägt den Titel: „Ich freue mich schon auf morgen.“

du Mont: Sie haben den Untertitel vergessen: „Weil es wird, wie es noch nie war.“

Beides klingt jedenfalls sehr optimistisch angesichts der aktuellen Weltlage. Klimakrise, Ukraine-Krieg, Nahostkonflikt … Gar nicht so einfach, da immer guter Dinge zu sein.

du Mont: Ach, ich bitte Sie! Ja, es gibt furchtbare Konflikte auf dieser Welt, aber im Vergleich zu früher leben wir doch in der besten Zeit der Geschichte. Früher war alles schlechter!

„Aber wir haben nur die Möglichkeit, unser Jetzt zu beeinflussen. Es macht keinen Sinn, sich über verpasste Chancen oder Vergangenes zu ärgern.“

Es gibt nicht wenige Menschen, die behaupten das Gegenteil.

du Mont: Das finde ich undankbar. Nehmen Sie allein die Medizin: Wenn Sie jetzt umfallen, ist innerhalb von Minuten der Krankenwagen da. Das sah früher ganz anders aus! Und so ist es doch mit fast allem: Die Medikamente sind besser, es gibt weniger Armut, die Autos sind sicherer, die Züge sind … Na gut, über Letzteres kann man streiten.

Haben Sie das immer schon so gesehen?

du Mont: Nein. Aber ich habe das mal analysiert. Weil ich selbst immer gemeckert habe und alles unerträglich fand. Inzwischen bin ich entspannter – auch was die Zukunft angeht. Solange man nicht weiß, was auf einen zukommt, sollte man das Beste erwarten.

Gab es einen Auslöser für Ihren neuen Optimismus?

du Mont: Klar hat mich mein Alter gezwungen, in mich zu gehen und über mich nachzudenken. Übers Loslassen und all die Veränderungen, die man erlebt. Als ich 70 war, ging meine Tochter aus dem Haus und ich hatte diese schreckliche Scheidung, die mich fast dahingerafft hätte. Jetzt macht mein Sohn Abitur und dann ist der auch weg. Bei dem Gedanken brach schon etwas in mir zusammen.

Und dann?

du Mont: Habe ich plötzlich gemerkt: Hallo! Ich kann ja jetzt tun, was ich will – im Bett bleiben, in den Urlaub fahren oder arbeiten. Ich muss bald keine Familie mehr ernähren. Diese Freiheit muss man aber erst mal erkennen. Seitdem mir das gelungen ist, genieße ich mein Leben und es geht mir so gut, wie es mir noch nie ging.

Sie sind gerade 77 Jahre alt geworden. In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie oft jünger geschätzt werden.

du Mont: Es gibt aber auch manchmal Momente, da fühle ich mich wie 100. Im Ernst: Ich tue wirklich viel dafür, dass es mir gut geht: Ich gehe fast jeden Morgen um 6 Uhr zum Sport, sonntags fahre ich Rad. Und durch meinen Beruf bin ich umgeben von jungen Leuten. Das hält auch jung.

Ihre Partnerin ist fast 30 Jahre jünger als Sie.

du Mont: Früher habe ich da nicht so drüber nachgedacht wie jetzt. Heute stelle ich mir schon manchmal die Frage: Was mute ich ihr zu? Aber das ist das Leben. Wenn man Liebe gibt, kriegt man sie hoffentlich zurück. Das ist das Wichtigste. Und dann spielt auch der Altersunterschied keine Rolle mehr.

Hadern Sie manchmal damit, dass der Großteil Ihres Lebens hinter Ihnen liegt?

du Mont: Nein. Aber ich denke öfter ans Ende als früher. Und wenn man an die Endlichkeit denkt, denkt man anders. Man fängt an aufzuräumen. Und es wird einem bewusst: Das Leben geht dermaßen schnell vorbei.

Das klingt aber schon etwas wehmütig!

du Mont: Gar nicht. Die Vergangenheit ist ein geschlossener Raum. Den dürfen wir nie wieder betreten. Wir können zwar reinschauen, um zu sagen „das habe ich gut gemacht“ oder „das lief nicht toll“. Aber wir haben nur die Möglichkeit, unser Jetzt zu beeinflussen. Es macht keinen Sinn, sich über verpasste Chancen oder Vergangenes zu ärgern. Das musste ich erst lernen. Aber der nächste Atemzug ist bereits Zukunft.

Apropos: Gibt es Träume, die Sie sich in den nächsten Jahren erfüllen wollen?

du Mont: Manchmal setze ich mich ins Auto und fahre los. Dann drehe ich die Musik auf, halte an, wo ich will und übernachte spontan in kleinen Hotels. Dieses grenzenlose Freisein, das habe ich jetzt erst entdeckt. Das ist ganz neu bei mir. Das will ich weiter genießen!