Logo der Apotheken Umschau

Wenige Wochen vor dem Kinostart des neuen Eberhofer-Krimis „Rehragout-Rendezvous“ beim Pressetermin in einem Münchner Hotel. Ein heißer Sommertag, in einem herrschaftlichen Altbauzimmer warte ich auf einem unbequemen Barockstuhl auf Hauptdarsteller Sebastian Bezzel, der an diesem Tag ein Interview nach dem anderen gibt. Im Nebenzimmer hübschen stylishe Assistentinnen ihr Make-up auf, als er plötzlich vor mir steht. Und ­irgendwie fühlt es sich vom ersten Moment an so an, als könnte man jetzt auch zusammen in der Dorfkneipe versumpfen.

Herr Bezzel, wie viel von Sebastian Bezzel steckt in der Figur Franz Eberhofer?

Puh, schon wieder diese Frage. Das langweilt inzwischen so. Ich antworte da nur noch in Zahlen – ich sag mal: 35 Prozent. ­

Versuchen wir es mit einem anderen Thema. Sprechen wir über Gesundheit. Wir sind schließlich die Apotheken ­Umschau. Der neue Eberhofer-Krimi bietet hier jede Menge Stoff. Beim Franz, so viel dürfen wir verraten, klappt’s nicht so in Sachen Libido. Wären Potenzprobleme ein Thema für dieses ­Interview?

Absolut! Rede mit der Apotheken Umschau über Sexprobleme – das steht auf meiner persönlichen Bucket-Liste ganz weit oben. Der Filmemacher Luis Buñuel hat gesagt, das erste Mal wirklich frei gefühlt habe er sich, als seine Libido komplett erloschen war, als wäre er von einem Tyrannen befreit. Das hat mir gefallen. Man wird ja auch nicht jünger, und der Satz ist irgendwie tröstlich.

Und wie ist das beim Franz Eberhofer?

Also, dass es im Bett mit der Susi nicht so recht klappt, das ist ihm schon unangenehm. Die Susi vertritt den Bürgermeister und macht Karriere, der Franz muss sich um vieles selber kümmern und dann hat die Oma auch noch aufgehört, für alle zu kochen. Das lastet schon auf ihm. Franz hat Angst vor Veränderungen. Das ist ein ganz großes Thema bei ihm. Alles soll so bleiben, wie es ist. Das tut es halt nicht, und damit kommt er nicht so gut klar. Die Sexprobleme sind so eine Art stiller Protest. Eine ­Szene mag ich besonders gern. Da sagt die Susi den großartigen Satz: „Was soll das? Nach 20 Jahren brauchst du jetzt auf einmal ein Vorspiel?“

Egal ob jung oder alt, Mainstream oder Arthouse: Die Eberhofer-Krimis finden alle gut. Was ist das Erfolgsrezept?

Die Leute mögen das Altmodische, das Analoge. Auf Youtube hat ein Fan gepostet, dass er sich den Original-Plattenspieler vom Eberhofer-Papa gekauft hat. Das ist doch verrückt, oder? Ed Herzog, der Regisseur, besetzt die einzelnen Rollen richtig gut. Die Figuren sind so eine Ansammlung von ­Antihelden, die allesamt keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würden, die sich ­irgendwie durchwurschteln. Eigentlich Verlierer, aber am Ende sind sie wahre Helden.

Diesmal sind die Frauen die Helden.

In den Eberhofer-Filmen geht es ganz oft um Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Opfer, die es sich nicht mehr gefallen lassen, Opfer zu sein und zu Täterinnen werden. Auch die Frauen im Leben von Franz – die Oma und die Susi – sind Heldenfiguren. Die Susi hat richtig Talent als stellvertretende Bürgermeisterin.

Auch Ihre ehemalige „Tatort“-Kollegin Eva Mattes ist wieder dabei.

Eine tolle Figur, die Mooshamer-Liesl, so ­eine hinterlistige Dorfratschn. Wir mussten bei unseren gemeinsamen Drehs für den Bodensee-„Tatort“ immer brav und seriös ­ermitteln, und jetzt können wir es so richtig krachen lassen mit Schlägereien, wilden Verfolgungen, wüsten Beschimpfungen.

Aber die Oma ist schon noch die wichtigste Frau im Leben vom Franz, oder?

Die Mutter vom Franz ist ja nach seiner Geburt gestorben und die Oma hat ihn groß­gezogen, sie hat die Familie immer im Griff gehabt. Im neuen Film begreift Franz, dass sie irgendwann nicht mehr da sein wird und er akzeptiert das. Da gibt es ein paar sehr schöne Szenen. Enzi Fuchs spielt die Oma mit ihren 86 Jahren noch mit so viel Energie und Begeisterung.

Ich würde sehr gerne weiter mit Ihnen über den Eberhofer-Krimi sprechen, aber Sie wissen ja – Gesundheit und so. Das Problem ist nur: So als Vorbild in Sachen Gesundheit taugen weder Sie noch der Franz Eberhofer.

Also so hart würde ich das jetzt nicht sagen. Ich bin ja jetzt auch im klassischen Herzinfarkt-Alter. Mein Körper sendet manchmal auch Warnsignale, wenn ich es übertreibe, und ich höre da inzwischen auch drauf. So eine durchgezechte Nacht – in den Zwanzigern steckt man das weg. Heute falle ich ­danach drei Tage aus. Dann macht das auch keinen Spaß mehr. Das ist beim Franz ­ähnlich. Okay, er trinkt schon recht gern. ­Dafür raucht er nicht mehr so viel. Auch ich habe mit dem Rauchen vor Kurzem ganz ­aufgehört. Das war leider ein großes Thema bei mir. Fällt mir immer noch schwer.

Sie haben auch abgenommen, oder? Sie wirken viel schlanker als im Film.

Allerdings. Ich habe dieses Jahr schon acht Kilo abgenommen. Drei sind aber schon wieder drauf, seit ich das Rauchen ­aufgehört habe. Ich versuche inzwischen wirklich, gesünder zu leben. Wenn ich ­zu Hause bin und einen festen Tagesrhythmus habe, funktioniert das auch sehr gut.

Und wenn Sie unterwegs sind?

Weniger. Wenn wir auf Kinotour sind, wird es abends sehr spät, ich schlafe schlechter und kann mich nicht so gut erholen. Auch beim Drehen fällt es mir schwer, auf meine Gesundheit zu achten. Da stehen immer Tabletts mit Süßigkeiten und Wurstsemmeln rum, da sag ich dann auch nicht ständig nein. Spätabends gehen wir ab und zu mit Kollegen ins Wirtshaus, da bleibt es auch nicht ­immer bei einem Bier. Sport mag ich jetzt auch nicht so. Zumindest nicht, wenn man sehr schwitzt. Aber was ich tatsächlich ­immer und überall mache, ist viel und lange ­gehen. Heute erst war ich in München in Schwabing spazieren. Dort hab ich mal eine Zeit gelebt. Das Laufen tut mir einfach gut.

Sie spielen häufig eher liebenswürdige Typen. Würden Sie gern mal einen ­richtigen Actionfilm-Helden spielen?

Ich bin sicher, auch mit über 50 kann ich noch fit für so eine Rolle werden. Das wär schon eine tolle Sache. Ich bräuchte für einige Monate einen Personal Trainer und müsste ein paar Kilo abnehmen. Da geht es nicht nur um Fitness und Action, sondern auch um eine andere Körperlichkeit, eine andere Erscheinung, aufrechter, oben breiter, unten schmaler. Auch so einen richtig fiesen Betrüger würde ich gern mal spielen.

Wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie quasi berühmt sind?

Bei „Schweinskopf al dente“ gab es das erste Mal eine große Kinotour. Da haben vor manchen Kinos Hunderte Fans gejubelt. Das hat den Simon Schwarz und mich schon umgehauen und total überrascht. Hätte ich diesen Erfolg mit 20 gehabt, wär mir das wahrscheinlich nicht gut bekommen.

Schauspieler Devid Striesow: „Man sollte nicht zu bequem werden.“

„Erfolg ist flüchtig“

Devid Striesow ist einer der erfolgreichsten Schauspieler Deutschlands. Ein Gespräch über Veränderung und Zweifel. zum Artikel