Rauchen bei Demenz – das können Sie tun
Gleich vorweg: Auch Menschen mit Demenz haben das Recht, zu rauchen. Wer sein Leben lang zur Zigarette gegriffen hat, wird bei einer Alzheimer-Erkrankung nicht plötzlich damit aufhören. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Person die brennende Zigarette vergisst und einen Brand verursacht. Für Angehörige ist das eine schwierige Gratwanderung zwischen Schutz und Selbstbestimmung. "Wichtig ist, dass man die Person nicht bevormundet, sondern ihren Schutz im Sinn hat", sagt die Gerontologin Karoline Adamski vom Caritasverband Hannover. "Wieviel hat sie noch vor der dementiellen Erkrankung geraucht? Das könnte man zum Maßstab nehmen."
Zigarettenkonsum reduzieren:
- Weniger Zigaretten: Wenn ein Mensch mit Demenz tagsüber allein ist, entfernen Sie einige Zigaretten aus dem Päckchen. So raucht die Person automatisch weniger – etwa nur vier Zigaretten am Tag statt die ganze Packung. Eine Option ist auch, das Feuerzeug nicht ganz voll zu machen.
- Aus dem Sichtfeld nehmen: Manche Patienten mit Demenz vergessen Dinge, sobald sie sie nicht mehr sehen. Oft hilft es, das Päckchen Zigaretten nicht gut sichtbar auf den Küchentisch zu legen, sondern in eine Schublade. Das geht auch zeitweise, z.B. für die Dauer Ihres Besuchs am Nachmittag.
- Feuerzeug bzw. Streichhölzer bei sich behalten: So muss die Person bei jeder Zigarette nach Feuer fragen – das funktioniert natürlich nur, wenn Sie als Angehöriger vor Ort sind.
Ablenken und Ersatz finden:
- Auf Schokoladenzigaretten setzen: Vielleicht ist das eine Option für den Abend, wenn die Person tagsüber schon viel geraucht hat. Die echten Zigaretten nehmen Sie weg, die Schokoladenzigaretten legen Sie gut sichtbar auf den Küchentisch. "Hier muss man aufpassen, dass die Person die Schokoladenzigaretten nicht anzündet, also Feuerzeug und Streichhölzer entfernen", rät die Ergotherapeutin Gudrun Schaade.
- Auf Pfeife umpolen: Gerade ältere Menschen haben oft noch positive Erinnerungen ans Pfeiferauchen. Vielleicht bieten Sie der Person eine Pfeife an, die sie nur im Mund hat und die nicht angezündet wird.
- Etwas für die Hand: Manche Menschen mit Demenz rauchen, weil sie das Gefühl mögen, etwas in den Händen zu halten. "Wichtig wäre, den Händen Dinge anzubieten, da der Mund und die Hände eine enge Verbindung im Gehirn haben", so die Ergotherapeutin Schaade. Manchmal lenken kleine "Handschmeichler" ab: etwas zum Knabbern, kleine Bälle oder ein angenehmes Stück Stoff.
- E-Zigaretten und Nikotinpflaster: Wer den Zigarettenkonsum durch die Intervention eines Angehörigen stark reduziert, bekommt vermutlich Entzugserscheinungen – hier können Nikotinpflaster helfen. Auch eine elektrische Zigarette ist eine Idee.
Richtig kommunizieren als Angehöriger:
- Konfrontation vermeiden: Diskussionen bringen nichts ("Rauch doch mal weniger!", "Schau, jetzt sind schon wieder 15 Zigarettenstummel im Aschenbecher", "Du musst da mehr aufpassen"). "Antworten wie: Ich weiß nicht, wo die Zigaretten sind sind eher hilfreich", rät die Gerontologin Adamski.
- Ablenken: Mit einfachen, kurzen Sätzen kann man die Aufmerksamkeit auf andere Tätigkeiten lenken – zum Beispiel auf Spiele, den Kaffee, Knabbersachen.
- Empathisch sein: Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Angehörigen. Vielleicht ist er wütend, weil er die Zigaretten nicht findet, aufgeregt und braucht Entspannung, ist auf der Suche nach alten Routinen… Wichtig ist, die Gefühle mitzufühlen, zu benennen und zu trösten. Die Gesprächstechnik Validation kann hier helfen. Erlernen können das Angehörige in kostenlosen Demenzkursen oder in Selbsthilfegruppen.