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Vielleicht kennen Sie das Szenario: Sie feiern eine Gartenparty, der volle Aschenbescher bleibt über Nacht draußen stehen. Es fängt an zu regnen. Der Aschenbecher füllt sich mit Wasser. So weit, so eklig. Doch nun kommt der gefährliche Part. Ihr Kind spielt am nächsten Morgen im Garten, ist durstig und sieht die bräunliche Flüssigkeit auf dem Tisch. Ein kleiner Schluck genügt für einen Giftnotfall.

Nach dem Rauchen sind laut Experten über 7000 Schadstoffe im Filter, die beim Anzünden der Zigaretten entstanden sind. Vor allem aber ist dort Restnikotin, das sich im Regenwasser lösen kann. Bereits wenige Milligramm Nikotin können eine akute Gesundheitsgefahr für das Kind darstellen. „Der Nikotingehalt in solch einer Flüssigkeit ist sehr hoch“, sagt Dr. Burkhard Voigt, Kinder- und Jugendmediziner aus Frankfurt am Main. „Da befindet man sich sehr schnell im hochtoxischen Bereich für Kinder.“

Zigarettenkippen gegessen: Auf die Menge kommt es an

Nicht nur nach Gartenpartys oder auf dem Raucherbalkon können Kinder in Kontakt mit Zigarettenkippen und deren Auslösungen kommen. Auch auf Spielplätzen oder in Parks landen leider oft Kippen.

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„Hochproblematisch“ findet das der Nachhaltigkeits- und Umweltwissenschaftler Professor Günther Bachmann: „Kleinkinder haben oft ein Hand-zu-Mund-Verhalten. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass sie beim Spielen im Sandkasten über zehn Gramm Erde runterschlucken.“ Nicht ausgeschlossen, dass darin auch mal Zigarettenkippen seien.

Nikotin oder Zigarettenstummel verschluckt: Das ist jetzt zu tun

Falls ein Kind aus dem Aschenbecher getrunken oder einen Zigarettenstummel gegessen haben sollte: Reagieren Sie sofort!

Treten ernsthafte Symptome einer akuten Nikotinvergiftung auf wie etwa Kreislaufbeschwerden, Übelkeit, Atem- oder Herzstillstand auf, bitte sofort die 112 anrufen.

Sind noch keine Symptome vorhanden, rufen Sie den Giftnotruf an und erkundigen Sie sich nach dem weiteren Vorgehen. Die Gabe von Aktivkohle kann zum Beispiel eine mögliche Erstmaßnahme sein, wenn Nikotin über den Mund aufgenommen wurde. „Sie absorbiert die Gifte, bevor sie in den Körper gelangen“, also im Magen, erklärt Voigt. Aktivkohle aber nicht eigenständig, sondern nur nach ärztlicher Anweisung und in der vom Arzt oder der Ärztin genannten Dosierung anwenden.

Bei gegessenen Zigaretten oder -kippen hilft es, den Mund des Kindes zu reinigen und Reste daraus zu entfernen. Im Anschluss kann eine fettfreie, klare Flüssigkeit wie Tee oder Wasser (100 bis 200 Milliliter) zu trinken gegeben werden. Häufig übergeben sich Kleinkinder rasch, wenn sie übelschmeckende Substanzen zu sich genommen haben. Dadurch verringert sich die Nikotinaufnahme automatisch, weil die störenden Stoffe wieder aus dem Körper gelangen. Man sollte aber niemals das Kind bewusst zum Erbrechen bringen.

Kind hat Zigarette gegessen: Ab zum Arzt!

Hat ein Kind mehr als eine ganze Zigarette oder drei Zigarettenstummel zu sich genommen, sollte es in jedem Fall ärztlich untersucht werden. Suchen Sie daher unmittelbar ihre kinderärztliche Praxis oder eine Klinik mit einer entsprechenden Notaufnahme auf. Mengen von über 0,5 bis 0,8 mg Nikotin pro Kilogramm Körpergewicht können im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. Die nachfolgende Tabelle zeigt die unterschiedlichen Nikotinmengen in verschiedenen Produkten:

Nikotinmengen:

Zigarette: 13 bis 30 mg

Zigarettenstummel: 5 bis 7 mg

Nikotinkaugummi: 2 bis 4 mg

Nikotinpflaster: 36 bis 114 mg

Flüssige Nikotinpatrone (bei E-Zigaretten): 0 bis 36 mg pro ml

Notfällen vorbeugen: Tabak- und Ersatzprodukte zuhause kindersicher aufbewahren

Besonders attraktiv für Kinder und damit gefährlich sind Produkte wie Kautabak, Snus (Oraltabak) und Nicotine Pouches (Kaugummis mit Geschmack): Sie haben oft bunte Verpackungen, sehen ansprechend aus und sind nicht kindersicher verpackt. Das Aroma verleiht ihnen häufig einen weniger bitteren Geschmack. Zudem wird das Nikotin in ihnen schneller vom Körper aufgenommen. Sie sollten wie alle Tabak- und Ersatzprodukte deshalb kindersicher verwahrt werden.

Und was ist mit dem Müll? „Reste wie Kippen, Flüssigkeiten mit Zigaretten oder sonstiges sollten sofort ordnungsgemäß in der Restmülltonne entsorgt werden“, sagt Nachhaltigkeits- und Umweltwissenschaftler Bachmann. Als Restmüll werden sie umweltsicher verbrannt. Generell sollte in geschlossenen Räumen – dazu gehört auch das Auto – in Gegenwart von Kindern auch nie geraucht werden.

Überbleibsel von Tabakprodukten haben auch böse Folgen für die Umwelt

Nicht nur für Kinder sind Zigarettenstummel potentiell gefährlich. Eine ebenso schwerwiegende, weil giftige Gefahr stellen sie auch für die Umwelt dar. Ihre Filter bestehen häufig aus Celluloseacetat – ein Stoff, der in der Natur nur sehr langsam abgebaut wird. Gelangen Stummel zum Beispiel nicht in die Kanalisation und werden im Klärwerk ausgefiltert, können sie über Flüsse und ins Meer schwimmen. Das Tückische dabei sei, dass Vögel und Fische sie für Nahrung halten und fressen, erklärt Bachmann. Sie fühlten sich dann satt, hätten aber keinerlei Nährstoffe aufgenommen. „Im schlimmsten Fall verhungern die Tiere.“

Zudem können in der Umwelt entsorgte Kippen von Regenwasser ausgespült werden. Auch das Restnikotin gelange dann recht schnell über die Kanalisation in die Flüsse. Mit gefährlichen Folgen: Durch das Auswaschen von Nikotin kann ein Zigarettenstummel 1000 Liter Wasser so verunreinigen, dass schädliche Auswirkungen auf Organismen nicht auszuschließen sind.

Bachmann ärgert es deshalb, wenn er Zigarettenstummel auf dem Boden sieht. Eben nicht nur, weil das Kippen-Fallen-Lassen auf der Straße oder in der Natur von schlechten Manieren zeugt.

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Quellen: