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Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie gespannt ich auf das heutige Gespräch bin. Für mich ein echter Höhepunkt.

Höhepunkt? Finden Sie solche Anspielungen nicht ein bisschen billig?

Entschuldigung. Ich war nur so erregt, äh, aufgeregt, meinte ich. Das ist mir jetzt aber peinlich.

Also, wenn Ihnen so schnell etwas peinlich ist, sollten Sie Ihre Interviewpartner besser wählen. Entspannen Sie sich doch mal: Schließlich bin auch ich ein medizinisches Gerät wie jedes andere. Zumindest wurde ich als solches erfunden.

Davon habe ich gehört. Zu Beginn Ihrer Karriere wurden Sie genutzt, um Hysterie bei Frauen zu behandeln. Eine unglaubliche Geschichte.

Unglaublich – und leider Unsinn. Wie so viel, was man über mich erzählt.

Bitte klären Sie mich auf.

Richtig ist, dass Hysterie Ende des 19. Jahrhunderts eine beliebte Diagnose war. Der Name kommt vom griechischen „hystera“, was Gebärmutter bedeutet. Denn man glaubte, dass das Leiden davon ausgeht. Betroffene waren nervös, litten unter Lähmungen, epilepsieartigen Anfällen.

Genau! Und manche Ärzte, so habe ich gelesen, hatten eine für Frauen durchaus befriedigende Therapie entdeckt. Und damit die Ärzte keine lahmen Finger bekamen …

Ärzte, die Frauen zum Orgasmus bringen und nicht wissen, was sie da eigentlich tun: Glauben Sie diesen Quatsch wirklich? Als Journalistin sollten Sie Ihre Quellen schon etwas kritischer prüfen. Richtig ist, dass mit­hilfe meiner Ahnen eine ganze Palette von Leiden behandelt wurde, von Haarausfall bis zu übermäßigem Hüft-speck. Und zwar bei Frauen und Männern. Auf dem Markt waren viele unterschiedliche Geräte: Manche musste man mit einer Handkurbel in Gang bringen, andere hatten Netzstecker.

Und wie sollte das gegen Krankheiten helfen?

Die Kraft meiner Vibration sollte dem kranken Körper neue Energie zuführen. Geräte wurden sowohl in der Arztpraxis verwendet als auch für zu Hause empfohlen. Gut möglich, dass manche Frau dabei entdeckte, dass sich der ein oder andere Aufsatz auch auf besonders angenehme Art verwenden ließ.

Und wann wurde diese Funktion quasi offiziell?

Im Jahr 1966 wurde eines der ersten stabförmigen Massagegeräte zum Patent angemeldet. Es war aus hartem Kunststoff und hatte gerade mal eine Vibrationsstufe, was ich recht ärmlich finde. Heute gibt es uns in zahllosen Formen und mit trickreichen Funktionen, bunter als Ihre Fantasie. Einige meiner Kollegen erzeugen etwa anregende Druckwellen. Noch nicht ausprobiert? Sollten Sie mal.

Ich weiß nicht. Ich finde das irgendwie allzu technisch. Macht das die Lust nicht sehr einsam?

Im Gegenteil! Eine Frau, die ihren Körper kennt, kommt auch mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin eher zum Orgasmus. Denn dabei haben viele leider noch immer ein Problem. Beim spielerischen Kennenlernen leiste ich gerne intimen Beistand, sozusagen als Sexualtherapeut.

Aber als Therapeut von anderen Leiden haben Sie ausgedient, oder?

Das würde ich so nicht sagen. Untersuchungen zufolge kann ein Orgasmus sogar Kopfschmerzen verscheuchen. Auch bei Regelschmerzen oder Einschlafproblemen ist er ein Geheimtipp. Er soll sogar das Immunsystem stärken. Also: nur keine Hemmungen – auch der Gesundheit zuliebe!

Älter als viele denken: den Vorläufer des heutigen Tampons gab es schon vor Jahrtausenden.

„Blut lässt keine Blumen welken“

Die Idee des Tampons ist nicht neu - früher war die Wahrnehmung der Menstruation aber noch stark von Unwissen und Aberglauben geprägt. Ein Gespräch mit einem Tampon. zum Artikel


Quellen:

  • Scheidmantel S: Wrrrmmm und "Ahhhh"? So ein Quatsch. Zeit Online: https://www.zeit.de/... (Abgerufen am 18.04.2023)
  • Hambach A, Evers S: The impact of sexual activity on idiopathic headaches: An observational study. Cephalalgia: https://journals.sagepub.com/... (Abgerufen am 18.04.2023)