Logo der Apotheken Umschau

Als Frau möchte ich mich bei Ihnen erst mal bedanken. Für all die intime Unterstützung, ob beim Sport oder in der Sauna.

Eine Aufgabe, die ich gern erfülle. Wie meine Vorfahren schon vor Tausenden von Jahren.

Das überrascht mich jetzt. Ich dachte, Sie seien eine recht neue Erfindung.

In der Form, wie Sie mich vor sich sehen, stimmt das. In Deutschland kam ich 1950 zum ersten Mal auf den Markt. Doch die Idee, das Monatsblut bereits im Körper aufzufangen, ist uralt. Statt saugfähiger Viskose oder Baumwolle bestanden meine Ahnen zum Beispiel aus Stoff, den man um ein Stückchen Holz wickelte. So beschrieb es der berühmte Arzt Hippokrates. Davor nützten die Frauen im alten Ägypten wohl schon Papyrus.

Ein Holz mit Stofffetzen? Also das klingt weder angenehm noch hygienisch. Dass sich die Frauen das angetan haben!

Das ist jetzt nur eine Vermutung: Vielleicht wollten sie manchmal nicht, dass jemand bemerkte, wenn sie bluten. Menstruationsblut galt lange als giftig. Blumen sollten verwelken, Speisen verderben, wenn sie auch nur von einer Frau angefasst wurden, die ­ge­rade ihre Tage hatte. Der Glaube war schier unausrottbar. Selbst im 20. Jahrhundert suchten manche Forscher noch nach dem sogenannten Menotoxin, dem Menstrua­tionsgift, das sie im Blut und Schweiß der Frauen vermuteten. Natürlich erfolglos.

Unfassbar. Wie kam man nur auf so verrückte Ideen?

Ich könnte jetzt über die Männer schimpfen, die daran schuld waren. Doch das gäbe nur erneut böses Blut. Man muss das alles aus der Zeit he­raus verstehen. Lange dachte die Medizin, dass Gesundheit in einem Gleich­gewicht der Körpersäfte bestünde. Die Menstruation galt als eine Art Reinigung, bei der unreine Säfte den Körper verlassen. Da man dem Blut seit jeher magische Kräfte nachsagte und zudem noch die Sexualität im Spiel war, wurde daraus schnell wilder Aberglaube.

Ein Glück, dass wir es heute besser wissen.

In der Tat. Ganz normales Blut, das mit etwas Schleimhaut vermischt ist – das ist der ganze Spuk. Ich muss es ja schließlich wissen. Wenn das mal zu einem kleinen Fleck in der Hose führt, was soll’s? Leider hält sich kaum etwas so zäh wie Aberglaube. Eine Frau, die ihre Blutung hat, wird in manchen Kulturen noch immer vom alltäg­lichen Leben ausgeschlossen. Auch wir könnten hierzulande durchaus noch entspannter mit dem Thema umgehen. Umfragen zeigen, dass sich manche Mädchen selbst heute noch schämen, über ihre Monatsblutung zu sprechen. Und Jungs kaum etwas da­rüber wissen.

Und wie könnte sich das ändern?

Was wir hier machen, ist doch ein guter Anfang.

Haben Sie sonst noch ein paar Tipps?

Was mich anbelangt: So nach vier, maximal acht Stunden ist ein Wechsel angebracht. Und: Probieren Sie ruhig mal was Neues aus. Es gibt mich mit und ohne Einführhilfe, in verschiedenen Größen, auch mit extrasanfter Oberfläche. Empfehlen kann ich auch meine wiederverwendbaren Kolleginnen, die Menstruationstassen. Sie haben die Form eines kleinen Kelchs und bestehen aus Silikon oder Gummi. Zum Beispiel beim Schwimmen machen sie einen tollen Job. Wir sehen uns da auch nicht als Konkurrentinnen. Schließlich haben wir ein gemeinsames Anliegen: mehr Freiheit für die Frau. An jedem Tag des Monats.

69768519_a51edf39aa.IRWUBPROD_6ORX.jpeg

Interview mit einem Cold Pack

Kühle Medizin: Darüber hat sich unsere Autorin Sonja Gibis mit einem ungewöhnlich coolen Experten unterhalten. zum Artikel


Quellen:

  • Horsten C: Vor 60 Jahren kam der Tampon nach Deutschland. Online: https://www.welt.de/... (Abgerufen am 22.02.2023)
  • Schick B: Das Menstruationsgift. In: Wiener klinische Wochenschrift 06.05.1920, 33: 396-397