Adrenalin - das Alarmhormon
Sobald ein Mensch das Gefühl hat, jetzt geht es um alles, rauscht Adrenalin durch die Adern. Das Stresshormon bindet schnell an bestimmte Rezeptoren. Es schärft die Sinne und setzt Energiereserven frei. Das bereitet uns vor auf Flucht oder Kampf. Früher gelang es so, dem Säbelzahntiger zu entkommen, heute können wir vielleicht im letzten Moment einem Auto ausweichen. Den Hormon-Kick wollen viele Menschen öfter erleben. Dazu braucht es keinen Bungee-Sprung, eine rasante Schlittenfahrt tut es auch.
Wie Adrenalin wirkt
- Das Hormon flutet den Körper. Adrenalin wird im Nebennierenmark gebildet.
- Der Blutdruck steigt. Über das Gefäßsystem werden Organe wie Gehirn und Muskeln besser mit Blut versorgt.
- Das Herz pumpt rascher und kräftiger. Das Hormon bindet an Rezeptoren am Herzen und steigert so das Tempo des Herzschlags.
- Energie wird bereitgestellt. Die Leber reguliert den Blutzuckerspiegel. Adrenalin treibt den Blutzucker in die Höhe, der als Treibstoff für Muskeln und Organe dient.
- Der Atem wird schneller. In der Lunge weiten sich die Bronchien. Man kann tiefer einatmen. Das Blut wird mit mehr Sauerstoff angereichert.
- Die Muskeln sind gespannt. Alle Muskeln für Kraft und Schnelligkeit werden stärker durchblutet. Die glatte Muskulatur dagegen, wie im Darm, erschlafft. Die Verdauung ist jetzt zweitrangig.
- Die Pupillen vergrößern sich. Dadurch wird das Sichtfeld etwas größer. Das kann helfen, Gefahren schneller wahrzunehmen.
- Die Haare stehen zu Berge. Adrenalin ruft eine Gänsehaut hervor. Bei Tieren ist das weitaus besser sichtbar, wenn sich ihr Fell sträubt.
Wenn Stress krank macht
Im Alltag wird Stress selten durch körperliche Bedrohung ausgelöst, eher durch die vielfältigen Anforderungen in Familie, Schule oder Beruf. Das kann dem Leben Würze geben. Dauernder Stress kann aber auch zu einem gesundheitlichen Problem werden. Forscher berichten im Fachmagazin Nature Scientific Reports, dass er dem Körper genauso zusetzt wie fettiges, ungesundes Essen. Dauerstress schadet mitunter auch dem Immunsystem: Man fühlt sich krank, abgeschlagen, leidet unter Schlafproblemen oder Kopfschmerzen. So können chronische Erschöpfungszustände entstehen.
Adrenalin in der Medizin
Schon seit vielen Jahren behandeln Ärzte einen Herz-Kreislauf-Stillstand im Notfall mit einer Adrenalin-Spritze. Früher wurde das Hormon sogar direkt ins Pumporgan injiziert. Adrenalin bringt es wieder zum Schlagen und kann so Leben retten.
Auch bei akuten Magen-Darm-Blutungen, etwa infolge eines stressbedingten Magengeschwürs, kommt das Hormon mitunter zum Einsatz. Der Arzt kann das blutende Gefäß während einer Magenspiegelung mit einer verdünnten Adrenalin-Lösung unterspritzen. Es verengt sich, die Blutung stoppt.
Ein Wespenstich oder Spuren von Erdnuss im Essen können bei manchen Menschen einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock hervorrufen. Betroffene Allergiker tragen in der Regel ein Notfallset bei sich, zu dem auch eine Fertigspritze mit Adrenalin gehört. In den Oberschenkelmuskel injiziert, verhindert das Hormon, dass der Kreislauf zusammenbricht.