Wie kann man das Schnarchen loswerden?
In vielen deutschen Schlafzimmern sind nachts knatternde Geräusche zu hören. Wie kommen diese Töne zustande, die durchaus die Dezibelzahl von Straßenlärm erreichen können?
Was das Schnarchen hervorruft, kann sich bei den Betroffenen stark unterscheiden, erklärt Dr. Hartmut Grüger, Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Grand Arc in Düsseldorf: "Bei ungefähr zwanzig Prozent der Patienten senken sich von oben die weichen Gaumenbögen und das Zäpfchen Richtung Zunge. Bei ungefähr dreißig Prozent der Schnarcher versperrt die zurückfallende Zunge die Atemwege." Bei den restlichen fünfzig Prozent der Schnarcher tritt ein Mischbild auf, bei dem sich der Ort der Störung nicht klar feststellen lässt.
Schnarchen kann gefährlich werden
Oft werden sich Betroffene ihrer nächtlichen Atemstörung erst bewusst, wenn genervte Angehörige sie darauf ansprechen. Grüger rät, solche Hinweise ernst zu nehmen – nicht nur um des sozialen Friedens willen, sondern auch wegen der eigenen Gesundheit: Denn Studien zeigen, dass starke Schnarcher anfälliger für Herzkreislauferkrankungen sind. "Die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei ihnen mehr als doppelt so hoch!" Das liege am eingeschränkten Luftfluss während des Schnarchens. Durch den vorübergehenden Sauerstoffmangel im Blut können die Blutgefäße Schaden nehmen. Eine Studie kam zudem zu dem Schluss, dass Schnarcher am nächsten Tag unausgeruhter sind – je lauter das nächtliche Konzert, desto müder.
Besonders gefährlich: Aus dem Schnarchen kann sich eine Schlafapnoe mit Atemaussetzern entwickeln. Darunter leiden ungefähr zehn Prozent aller Männer und fünf Prozent der Frauen. Tagesmüdigkeit, Druck im Kopf, trockener Mund, verstärktes Schwitzen in der Nacht, nächtliches Sodbrennen, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen können Hinweise auf eine Schlafapnoe sein. "Deshalb sollten Sie die Symptome abklären lassen. Im Zweifelsfall kann ein Schlaflabor die Diagnose Schlafapnoe stellen", so Grüger.
Frauen schnarchen anders
Frauen haben zwar eine engere Rachenöffnung als Männer, weshalb sie eigentlich anfälliger für das Schnarchen sein müssten. Aber ihre Zunge fällt seltener zurück, weil die Muskulatur aufgrund des Östrogeneinflusses bei ihnen eine höhere Spannung aufweist. Außerdem flattern die Weichteile des Rachens weniger beim Atmen. Deshalb schnarchen Frauen wesentlich leiser. "Oft sagen die Partner, dass die Frau im Schlaf nur gelegentlich Geräusche macht, schnalzt oder schluckt", berichtet Grüger. Trotzdem könne auch bei ihnen eine behandlungsbedürftige Schlafapnoe mit mehr als 15 Atempausen pro Stunde vorliegen. "Bei Frauen wird bisher zu selten an eine Schlafapnoe gedacht, deshalb machen sie in den Schlaflaboren nur in etwa zwanzig Prozent der Patienten aus. Der Statistik nach müssten es ein Drittel sein."
Schlafapnoe großer Risikofaktor
Auch Menschen mit Schlafapnoe haben ein deutlich erhöhtes Risiko, dass sich Herzkreislauferkrankungen entwickeln. Entsprechend verbreitet sind die Atemaussetzer bei Herzkranken: "Ungefähr die Hälfte der Menschen mit erhöhtem Blutdruck leiden unter einer Schlafapnoe, von den Patienten mit schwer behandelbarem Bluthochdruck sogar 80 Prozent", sagt Grüger. Auch jeder Zweite mit Herzschwäche, und jeder Vierte mit Vorhofflimmern habe eine Schlafapnoe.
Grund genug, das Schnarchen so früh wie möglich zu bekämpfen. Grüger gibt dafür folgende Verhaltenstipps:
Maßnahmen gegen das Schnarchen
Mechanische Hilfsmittel und Operationen
Reichen solche Verhaltensregeln nicht aus, setzen Ärzte verschiedene Hilfsmittel ein: Bei Schnarchen mit nach hintem versetzten Unterkiefer kommen Protrusionsschienen infrage. Sie fixieren die Lage des Unterkiefers im Verhältnis zum Oberkiefer. Die Schiene wirkt ungefähr bei der Hälfte der Patienten. "Effektiver, aber lästiger ist eine Atemmaske mit Überdruckbeatmung", sagt Grüger. Sie kommt vor allem bei der Schlafapnoe zum Einsatz. Alternativ gibt es auch Stents, also flexible Röhren, die sich manche Patienten nachts über die Nase einführen, um die Atemwege von innen zu schienen und offen zu halten. Experten entwickeln derzeit weitere Hilfsmittel wie Zungenschrittmacher und Spiralen, die in den Zungengrund eingebracht werden.
Hals-Nasen-Ohren-Ärzte haben zudem verschiedene chirurgische Eingriffe entwickelt, um das Schnarchen zu beheben. Dazu gehört zum Beispiel die Entfernung von Gewebe am Zäpfchen und den Gaumenbögen.
Begleiterkrankungen behandeln
Asthma, Herzschwäche oder Niereninsuffizienz können das Atmen erschweren und zu Wassereinlagerungen führen. Diese Krankheiten sollten deshalb vom Arzt so gut wie möglich behandelt werden, um das Schnarchen zu verringern.