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Was sind Humane Papillomaviren (HPV)?

HP-Viren können beim Sex, aber auch schon beim Küssen und Streicheln übertragen werden. Insgesamt gibt es 200 HPV-Typen. Fast alle Frauen und Männer stecken sich mindestens einmal im Leben mit mindestens einem Erreger an. Meist verläuft die Infektion ohne Beschwerden. Es kann aber passieren, dass sich an den Geschlechtsorganen hochansteckende Warzen bilden.

Verantwortlich dafür sind die Typen 6 und 11, die aber als wenig riskant gelten. Anders sieht es aus, wenn die Typen 16 oder 18 in Haut- und Schleimhaut gelangen. Sie gehören zu den zwölf krebsauslösenden Hochrisiko-Typen, die sich über Jahre unbemerkt in Zellen, etwa des Gebärmutterhalses, vermehren können.

Warum sollte man sich gegen HPV impfen lassen?

„Humane Papillomaviren sind für vier bis fünf Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich. Die allermeisten würden jedoch gar nicht erst entstehen, wenn die Betroffenen geimpft wären“, sagt Prof. Dr. Ulrike Wieland, Virologin am Nationalen Referenzzentrum für Papillom- und Polyomaviren in Köln. Die häufigste Diagnose bei Frauen lautet: Gebärmutterhalskrebs.

In Deutschland erkranken daran jedes Jahr etwa 4500 Frauen, ein Drittel stirbt. „Bei Männern steigt die Zahl der Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum“, so Wieland. Bösartige Tumoren könnten sich auch am After oder Penis bilden. Um künftigen Generationen dieses Schicksal zu ersparen, hat die Weltgesundheitsorganisation das Ziel, HP-Viren auszurotten: Bis 2030 sollen mindestens 90 Prozent aller 15-jährigen Mädchen in der EU geimpft sein.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Zweifachimpfung für Mädchen und Jungen vor der Pubertät – also im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Wer den Impftermin verpasst, sollte den Piks spätestens bis zu seinem 18. Geburtstag nachholen. Zwischen der ersten und der zweiten Impfung sollten mindestens fünf Monate liegen. Eine Auffrischimpfung wird von der STIKO derzeit nicht empfohlen.

Warum sollten sich auch Jungen impfen lassen?

Männer können nicht nur HP-Viren übertragen, sondern auch selbst bösartige Tumoren bekommen. Etwa1600 bis 2300 Männer erkranken pro Jahr in Deutschland an Krebs, verursacht durch HPV. Kondome verringern zwar das Risiko einer Infektion, können diese aber nicht ganz verhindern.

Wie sinnvoll ist eine Impfung nach dem ersten Sex?

Mit jedem Sexualkontakt steigt das Ansteckungsrisiko. Eine „Impfung danach“ kann jedoch Infektionen durch HP-Viren verhindern, die noch nicht übertragen wurden. Dennoch ist es in jedem Fall wichtig, dass Frauen ab 20 Jahren regelmäßig zur Vorsorge gehen.

Warum ist die HPV-Impfquote in Deutschland so niedrig?

Mumps, Masern, Windpocken sind bekannt. Aber von HPV haben viele Eltern noch nie gehört“, sagt Dr. Tanja Brunnert vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Mit einer Impfquote von unter 50% bei Mädchen steht Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 17 von 25 Staaten. Was tun? „Wir sollten uns ein Beispiel an Großbritannien und Norwegen nehmen. Dort liegt die Quote über 80 Prozent, weil es dort Schulimpfungen gibt“, so Brunnert. Aufklärung in Praxen, aber auch in der Schule und sozialen Medien sei daher wichtig.

Wie wirksam ist die Impfung?

Je früher geimpft wird, desto höher der Schutz vor Gebärmutterhalskrebs, so das Ergebnis einer schwedischen Studie mit Daten von mehr als 1,5 Millionen Mädchen und Frauen. Bei geimpften Teilnehmerinnen sank das Erkrankungsrisiko innerhalb von elf Jahren um gut die Hälfte. Erfolgte die Impfung vor dem 17. Lebensjahr, sank das Tumorrisiko um knapp 90 Prozent.

Wie sicher ist eine HPV-Impfung

Die Impfung gegen HPV ist gut verträglich und sicher. Es kann zu leichten Nebenwirkungen wie Rötungen, Schwellungen oder Kopfschmerzen kommen. Auch allergische Reaktionen, Muskel- und Nervenschmerzen sind kurzzeitig möglich. Im Jahr 2007 berichteten Medien von zwei Todesfällen im deutschsprachigen Raum, die im zeitlichen Zusammenhang mit der HPV-Impfung standen. Auf diese wird auch immer wieder in Internetforen verwiesen. Nach ausführlicher Untersuchung gibt es bislang allerdings keine Hinweise, dass die Impfung Ursache für die Todesfälle gewesen wäre.

Bezahlt die Krankenkasse die Impfung?

Alle gesetzlichen sowie die meisten privaten Krankenkassen übernehmen sämtliche Impfkosten für Mädchen und Jungen, die älter als acht und jünger als 18 Jahre sind. Viele Versicherer zahlen den Piks sogar bis zum 27. Geburtstag. Mehr Infos unter: https://www.krankenkasseninfo.de/test/hpv

Gebärmutter, Eierstöcke, Scheide

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)

Bei Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) handelt es sich um bösartige Veränderungen des Gebärmutterhalsgewebes, meist im Bereich des Muttermunds zum Artikel


Quellen:

  • Robert Koch-Institut: Humane Papillomviren, RKI-Ratgeber . https://www.rki.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Zentrum für Krebsregisterdaten: Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). https://www.krebsdaten.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Wieland U: HPV-Impfung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In: Kinder- und Jugendmedizin 01.01.2023, 23: 192-199
  • Weltgesundheitsorganisation: Der Krebs, den wir eliminieren können – WHO/Europa appelliert dringend an Mitgliedstaaten, Gebärmutterhalskrebs in die Geschichtsbücher zu verbannen. https://www.who.int/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: HPV-Impfung bei Jugendlichen . https://www.impfen-info.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Robert Koch-Institut: Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV- Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. In: Epidemiologisches Bulletin 28.06.2018, 26: 233-250
  • Robert Koch-Institut: Ist die Nutzung von Kondomen eine Alternative zur HPV-Impfung?. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung: Grafik des Monats, Januar 2023. https://www.zi.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Robert Koch-Institut: Schulimpfprogramme als Lösung zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland?, Entwicklung der Impfquoten in einer hessischen Modellregion mit Schulimpfprogramm. In: Epidemiologisches Bulletin 19.05.2022, 20: 3-11
  • Lei J, Ploner A, Elfström KM et al.: HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. In: NEJM 01.01.2020, 383: 1340-1348
  • Patrick P, Antwerpes F, Voss M et al.: HPV-Impfstoff. https://flexikon.doccheck.com/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Paul-Ehrlich-Institut: Wie wirk­sam ist die HPV-Imp­fung? - Die Sicht ei­ner Zu­las­sungs­be­hör­de . arzneimittel/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Robert Koch-Institut: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)
  • Krankenkassennetz.de GmbH: HPV-Impfung mit erweiterten Altersgrenzen. https://www.krankenkasseninfo.de/... (Abgerufen am 02.08.2023)