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Was ist ein Tor wert, das in einem nahezu vollen EM-Stadion geschossen wird? Rechtfertigt die Fußballbegeisterung, alle Vorsicht in den Wind zu schießen, Abstandsgebot und Maskenpflicht zu ignorieren? Ich finde nein, denn die Folgen tragen wir alle.

Und ganz besonders die Jüngsten, von denen sich die meisten nicht einmal impfen lassen können. Sie sind auf unsere Solidarität angewiesen und haben sie nach eineinhalb Jahren Lockdown-Hin-und-Her an Schulen und Kitas mehr als verdient. Wenn wir die vierte Welle verhindern wollen, kommt es auf jeden Einzelnen von uns an. Jetzt.

50 Prozent – so hoch schätzt RKI-Chef Lothar Wieler mittlerweile den Anteil der hoch ansteckenden Deltavariante an den Neuinfektionen in Deutschland. Auch wenn die Inzidenz nach wie vor leicht sinkt, sind das keine guten Nachrichten. In Großbritannien, Dänemark, Russland, Portugal steigen die Inzidenzen bereits deutlich.

Wie kann es sein, dass wir nach eineinhalb Jahren Pandemie, nach den Erfahrungen von Ischgl immer noch nicht dazu gelernt haben? Dass wir Spiele vor fast vollen Stadien zulassen oder sich die Menschen nicht an die Schutzmaßnahmen halten? Lasst uns aufhören, die guten Inzidenzzahlen so leichtsinnig aufs Spiel zu setzen. Haltet endlich das Masken- und Abstandsgebot in den Stadien ein.

Gesundheitsminister Jens Spahn sagte letztens, Masken seien nervig, aber im Vergleich zu allem anderen eine ziemlich einfache und erträgliche Maßnahme. Er richtete sich damit an die Kultusminister der Länder und meinte den Unterrichtsbetrieb nach den Sommerferien.

Was Schülerinnen und Schülern offensichlich problemlos zumutbar ist, sollte auch Fußballfans möglich sein. Fast 300 infizierte finnische Fans nach dem Spiel in St. Petersburg, 12 bestätigte Delta-Infektionen dänischer Fans beim Spiel Dänemark-Belgien in Kopenhagen, 12 positive Fälle bisher nach EM-Spielen in München, und fast 2000 Neuinfektionen in Schottland, die sich auf Reisen in Verbindung mit der EM zurückführen lassen – diese Fälle zeigen: Das Virus spielt mit. Und es kennt keine Grenzen.