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Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Beschwerden eines FMS verbessern können. Welche zum Einsatz kommen, entscheiden Ärztin und Patientin in Abhängigkeit von der Schwere des FMS, Begleiterkrankungen sowie individuellen Gegebenheiten gemeinsam.

Wichtig: Die Krankenkassen zahlen nicht für alle infrage kommenden Therapieverfahren. Deshalb vorab klären, ob die Kosten übernommen werden oder ob zumindest ein Zuschuss möglich ist.

Liegt eine leichtere Form des Fibromyalgiesyndroms vor, besteht der erste Therapieansatz meist darin, wieder mehr körperlich aktiv zu werden, soziale Kontakte zu pflegen und Hobbies nachzugehen. Das soll die Lebensqualität der Patienten und Patientinnen verbessern, die durch die chronischen Schmerzen und oft zahlreichen weiteren Symptome stark eingeschränkt ist.

Multimodale Therapie: Körperlich und geistig

Wer eine schwerere Form des FMS hat, für den kommt eine sogenannte multimodale Therapie infrage. Sie besteht üblicherweise aus einem körperlich aktivierenden Teil und einem psychotherapeutischen Verfahren. Medikamente nehmen Betroffene teilweise auch ein, aber dies sollte zeitlich begrenzt sein. Ziel der verschiedenen Therapien ist, die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen, die eigenen Belastungsgrenzen kennenzulernen und zu akzeptieren, um so besser mit dem FMS umgehen zu können.

Multimodale Therapien bieten zum Beispiel Schmerzkliniken, psychosomatische Kliniken und Reha-Kliniken mit Schwerpunkt Psychosomatik an, dort gibt es in der Regel auch Abteilungen mit dem Schwerpunkt chronischer Schmerz. Der Aufenthalt in einer solchen Einrichtung kann ambulant oder stationär erfolgen.

Körperliches Training: Ausdauer und Gymnastik kombinieren

Viele Ärzte empfehlen ein leichtes Ausdauertraining, um Herz und Kreislauf anzuregen, die Muskeln zu stärken und zu lockern. Außerdem tut körperliche Aktivität der Seele gut und lenkt ab.

Was möglich ist hängt davon ab, wie sehr der Patient oder die Patientin eingeschränkt ist. Es kann Nordic Walking sein, ein Spaziergang, Radfahren, Fahren auf dem Ergometer oder Aquajogging. Idealerweise trainiert man zwei bis dreimal die Woche für circa 30 Minuten. Das Pensum kann und darf aber auch deutlich darunter liegen, wenn im Moment nicht mehr machbar ist. Um sich nicht zu überlasten, kann ein Pulsmessgerät oder Fitnesstracker sinnvoll sein.

Neben Ausdauertraining empfiehlt sich normalerweise "Gymnastik". Ob das Yoga, Tai-Chi, Qigong, Wassergymnastik, Krafttraining oder Stretching ist, hängt von den individuellen Möglichkeiten und Vorlieben ab. Unter Funktionstraining versteht man in diesem Zusammenhang eine Kombination aus Gymnastik in Wasser und im Trockenen unter Anleitung eines Physiotherapeuten. Es dient dazu, Verspannungen zu lösen und Fehlhaltungen zu lindern. Im Idealfall machen Betroffene zwei- bis dreimal die Woche Gymnastik, um ihre Beweglichkeit und Kraft zu verbessern. Außerdem lindert das Training häufig die Schmerzen.

Psychotherapeutische Verfahren

Patienten-Schulung

Patientenschulungen sollen Wissen über die Krankheit vermitteln, über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten aufklären und aufzeigen, wie man zum Beispiel besser mit Stress sowie alltäglichen Belastungen umgeht. Sie stehen oft am Beginn der Therapie und finden bei niedergelassenen Ärzten und Psychologen statt, aber auch in psychosomatischen Kliniken, Reha-Kliniken und bei Selbsthilfeverbänden.

Kognitive Verhaltenstherapie

Vielen Fibromyalgie-Patienten hilft eine sogenannte kognitive Verhaltenstherapie, bei der sie lernen, mit ihrer Krankheit und mit Stress besser umzugehen, ungünstiges Verhalten zu erkennen und zu ändern (zum Beispiel die eigenen Grenzen besser wahrzunehmen und für regelmäßige Erholung zu sorgen). Studien zeigen auch, dass die Teilnahme an Schmerzbewältigungsgruppen kurz- und langfristig erfolgreich ist.

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Entspannungstechniken

Entspannungsübungen wie geleitete Imagination, hypnotherapeutische Entspannung, Autogenes Training, Meditieren oder Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson helfen vielen Patienten, mit Stress besser umzugehen. Die Betroffenen können die Methoden in Kursen lernen und später selbst anwenden.

Ergotherapie

Auch eine Ergotherapie kann im Rahmen der multimodalen Therapie helfen. Sie zielt darauf ab, Einschränkungen durch die Krankheit zu lindern, die Lebensqualität zu steigern und es den Menschen zu ermöglichen, wieder arbeiten zu gehen und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Ergotherapie setzt sich unter anderem aus Schulungen, Bewegungsübungen, Fatigue-Management und Wärmeanwendungen zusammen.

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Medikamente

Wie sinnvoll es ist, Medikamente einzusetzen, müssen Arzt und Patient gemeinsam entscheiden. Es gibt derzeit keine Arzneien in Deutschland, die speziell für die Behandlung des Fibromyalgiesyndroms zugelassen sind. Studien zeigen außerdem, dass die verwendeten Mittel langfristig nicht besser helfen als eine Kombination aus Bewegung und Verhaltenstherapie.

Niedrig dosierte Antidepressiva

Antidepressiva in niedriger Dosierung werden in erster Linie eingesetzt, um die Schmerzen zu lindern sowie Erschöpfung, Schlaf und Lebensqualität zu verbessern. Vor allem wird das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin angewendet. Wenn parallel zum FMS eine Depression oder Angststörung besteht, kommen auch die Wirkstoffe Duloxetin, Fluoxetin oder Pregabalin infrage.

Alle Antidepressiva sollten Patienten und Patientinnen nur zeitlich begrenzt einnehmen (6 Monate). Es ist außerdem wichtig, sich vorher über Nutzen und Risiken aufklären zu lassen.

Es gibt eine Reihe von anderen Medikamenten, die Betroffene unter Umständen austesten. Sie werden allerdings nicht von der deutschen Ärzteleitlinie empfohlen. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzmittel wie Ibuprofen, Cannabispräparate, muskelentspannende Wirkstoffe, antiviral wirkende Mittel und Naltrexon.

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Was kann noch helfen?

Wärme und Kälte: Wärmeanwendungen, zum Beispiel in warmem Wasser oder der Sauna, können Verspannungen lindern, die Durchblutung fördern und Schmerzen nehmen. Manchen Menschen mit FMS hilft auch Kälte gegen die Schmerzen.

TENS: Zwar empfiehlt die Ärzteleitlinie die Transkutane Elektromuskelstimulation nicht, dennoch berichten Betroffene immer wieder, dass die Reizstrombehandlung vorübergehend gegen die Schmerzen hilft. Am besten besprechen Sie dies mit dem Arzt oder einer Physiotherapeutin.

Ruhige Bewegungstherapien: Bewegungsformen wie Tai-Chi, Qigong oder Yoga können dazu beitragen, die Beweglichkeit zu verbessern und Verspannungen zu lösen.

Auch Akupunktur und ein Vibrationstraining auf einer vibrierenden Platte sind möglicherweise hilfreich. Besprechen Sie dies mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Ernährung: Es gibt keine offiziellen Empfehlungen oder eine spezielle Diät, die gegen das Fibromyalgiesyndrom hilft. Aber einige Betroffene profitieren zum Beispiel, wenn sie auf Gluten oder andere Lebensmittelinhaltsstoffe verzichten, wenn sie Heilfasten machen oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Auch dies sollten Sie vorab mit Ihrem Arzt abklären.

Thema Schwerbehinderung

Menschen mit FMS sind zum Teil derart in ihrem täglichen Leben eingeschränkt, dass sie nicht mehr arbeiten können und einen Antrag auf Schwerbehinderung und/oder eine (Teil-)Erwerbsminderungsrente stellen müssen. Dieser Prozess ist oft langwierig, weil sich viele Ärzte und Behörden nicht ausreichend mit der Krankheit auskennen und die Auswirkungen unterschätzen.

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Prof. Nurcan Üçevler

Prof. Nurcan Üçevler

Beratende Expertin

Professorin Dr. med. Nurcan Üçeyler arbeitet als Oberärztin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg, wo sie eine Heisenberg-Professorin für Translationale Somatosensorik inne hat. Zu ihren Spezialgebieten zählen die Fibromyalgie und andere Schmerzsyndrome, Neuropathien (vor allem Small-Fiber-Neuropathien) und neuromuskuläre Erkrankungen.

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