Medikament falsch eingenommen oder vergessen? So reagieren Sie
Diabetes-Tablette vergessen
Lassen Sie die Tablette weg und nehmen Sie die nächste reguläre Dosis zum nächsten vorgesehenen Zeitpunkt. Es ist nicht so schlimm, wenn in der Zwischenzeit der Blutzucker etwas steigt — vorausgesetzt, das Vergessen bleibt ein seltener Einzelfall.
Doppelte Dosis genommen
Es kommt auf den Tablettenwirkstoff an. Bei Gliflozinen: Suchen Sie umgehend Ihren Hausarzt oder Ihren Diabetologen auf. Denn selten droht eine gefährliche Übersäuerung des Körpers (Ketoazidose) mit Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen.
Bei Metformin: Es kann ebenfalls sehr selten eine Übersäuerung auslösen. Bei bekannter Nierenschwäche rufen Sie unbedingt in der hausärztlichen Praxis an.
Bei Sulfonylharnstoffen: Es kann eine Unterzuckerung drohen. Messen Sie den Blutzucker engmaschig und essen Sie Kohlenhydrate, die verzögert ins Blut gehen, etwa Vollkornbrot. Bei Unterzuckerung: schnell wirkende Kohlenhydrate wie Traubenzucker nehmen, im Zweifel ärztliche Hilfe holen.
Bei Gliptinen: Hier ist eine einmalige Doppeleinnahme in der Regel unbedenklich.
Glutid falsch gespritzt
Bei doppelter Dosis bekommen Sie eventuell Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall. Engmaschigere Blutzuckerkontrollen sind empfehlenswert. Setzen Sie die Therapie nach ärztlicher Rücksprache wie gewohnt fort.
Glutid vergessen? Bei Mitteln, die Sie täglich spritzen, sind keine Maßnahmen nötig. Eine Wochenspritze können Sie in der Regel nachholen, sofern die nächste reguläre Dosis noch mindestens vier Tage entfernt ist. Sonst gilt: weglassen.
Unsicher beim Kurzzeitinsulin
Versehentlich zu viel Kurzzeitinsulin gespritzt? Dann sofort entsprechend viel nachessen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Danach den Blutzucker engmaschig kontrollieren und passend Kohlenhydrate aufnehmen, etwa Vollkornbrot. Messen Sie auch nachts. Bei körperlichen Zeichen für einen Unterzucker sofort schnell wirkende Kohlenhydrate zu sich nehmen. Sie haben das Kurzzeitinsulin vergessen? Dann sollten Sie laut Ihrem Korrekturschema vorgehen.
Fehler beim Basalinsulin
Wenn Sie Ihr Basalinsulin vergessen, droht im schlimmsten Fall eine Ketoazidose. Gehen Sie Ihrem Korrekturschema entsprechend vor, kontrollieren Sie die Blutzuckerwerte engmaschig und kontaktieren Sie Hausarzt oder Diabetologin.
Haben Sie zu viel Basalinsulin verwendet? Erst mal mehr Kohlenhydrate essen und dann regelmäßig den Zucker kontrollieren und entsprechend essen. Auch nachts.
Erinnerungsstrategie nutzen
Damit Fehler nicht passieren, notieren Sie Einnahme- oder Spritzzeiten sowie Dosen im Blutzucker-Tagebuch. Auch kostenlose Erinnerungsapps fürs Handy können helfen. Und mit Dosierboxen aus der Apotheke vergessen Sie Tabletten nicht so leicht.
Ein Aufsatz für gängige Fertigpens zeigt an, wie viel Zeit seit der letzten Insulininjektion vergangen ist. Digitalere Lösungen bieten Insulinpens, die Zeit und Dosis der letzten Injektion sowie längere Verläufe speichern, und auf Smartphone oder Computer übertragen. Falls der Arzt oder die Ärztin die medizinische Notwendigkeit begründet, übernehmen Krankenkassen eventuell zumindest einen Teil der Mehrkosten.
Hürden überwinden
Schmerzende und zittrige Hände oder schlechtes Sehen? Es gibt viele Gründe, warum es schwerfallen kann, Insulin richtig zu dosieren. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten. Oft existiert eine einfache Hilfe: vom Penhalter, der das Greifen erleichtert, bis zum Gerät mit besonders großem Display.
Wer Angst vor dem Stich hat, kann oft auf ein System mit sehr kurzen Nadeln umzustellen. Auch halb- oder vollautomatische Pens könne für einige praktisch sein. Individuelle Beratung erhalten Sie in der Apotheke.
Schulungen machen
Eine solide Basis für eine korrekte Diabetes-Therapie ist eine Diabetes-Schulung. Darauf haben Sie nach der Diabetes-Diagnose auf Kosten der Krankenkasse Anspruch. Unter Umständen können Sie später erneut eine Teilschulung erhalten: Wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin feststellt, dass Sie Probleme mit Unterzuckerungen haben, wenn eine Komplikation durch den Diabetes eintritt oder eine weitere Erkrankung, etwa eine Herzkrankheit, zum Diabetes hinzukommt.
Quellen:
- ÄZQ — Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes. Leitlinie: 2021. https://www.leitlinien.de/... (Abgerufen am 01.02.2024)
- Deutschen Diabetes-Gesellschaft: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. Leitlinie: 2018. (Abgerufen am 01.08.2023)