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Wann und wo bleiben die Apotheken geschlossen?

An den Protesten im November wollen sich Apothekenteams bundesweit beteiligen. Die Proteste und die damit einhergehenden Schließungen der Apotheken werden immer mittwochs stattfinden. Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) erfolgen die Schließungen nach geordnet nach Regionen:

  • Am 8. November in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und in Schleswig-Holstein
  • Am 15. November in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland
  • Am 22. November in Baden-Württemberg und Bayern
  • Am 29. November in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

Schon am 1. November läuteten einige Apotheken-Teams gemeinsam mit (Zahn-) Ärztinnen und -Ärzten den Protestmonat mit einer Demonstration vor dem Erfurter Landtag ein. Die Zahl der Beteiligten im Juni und eine Umfage [1]legen nahe, dass mindestens neun von zehn Apotheken im November streiken werden.

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Wichtige Rezepte können Patientinnen und Patienten in allen Apotheken einlösen, die für den Notdienst eingeteilt sind. Diese Betriebe nehmen nicht am Protest teil und bleiben laut ABDA geöffnet. Die nächste Notdienst-Apotheke finden sie hier.

Warum protestieren die Apotheken?

Die Proteste schließen sich an einen bundesweiten Protesttag an, der im Juni stattgefunden hat sowie an die stundenweise Schließung zahlreicher Apotheken am 27. September dieses Jahres. Nach Meinung der ABDA nimmt die Politik die Probleme in der Arzneimittelversorgung nicht ernst genug. Für Schwierigkeiten sorgt unter anderem die wachsende Zahl der Lieferengpässe. Nach Angaben der ABDA waren 2022 ganze 666 Arzneimittel in Deutschland knapp. Im Jahr davor waren es noch 381 Präparate gewesen. Das sorgt in den Apotheken für erheblichen Mehraufwand.

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Darüber hinaus drängt die Apothekerschaft schon lange auf eine Honoraranhebung. Angesichts steigender Kosten erwarten rund zwei Drittel der Inhaberinnen und Inhaber, dass sich die wirtschaftliche Lage ihrer Apotheke in den nächsten zwei bis drei Jahren verschlechtern wird. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der ABDA hervor. „In der Lieferengpass-Krise beweisen die Apotheken erneut, wie wichtig sie für die Daseinsvorsorge sind. Im Auftrag der Politik übernehmen sie immer mehr Aufgaben in der wohnortnahen Versorgung – doch trotz steigender Kosten wurde unsere Vergütung seit elf Jahren nicht angepasst [… ]!“, erklärte dazu ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening im Oktober. Zuletzt war die Zahl der Apotheken in Deutschland auf 17.939 Betriebe gefallen und damit den niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren.

Hinzu kommt der Personalmangel, den viele Apotheken spüren. 40 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber rechnen mit keinem einzigen geeigneten Bewerber, wenn sie eine Stelle für Apotheker ausschreiben würden. Zwar arbeiten mit knapp 160.000 Beschäftigten heute mehr Menschen in einer Apotheke als noch vor zehn Jahren. Das aber hat laut ABDA mit vielen Teilzeitkräften und dem wachsenden Bedarf an pharmazeutischer Betreuung in einer alternden Gesellschaft zu tun.

Was fordern die Apothekerinnen und Apotheker?

Seit 2013 bekommen Apotheken 8,35 Euro für jedes abgegebene rezeptpflichtige Medikament plus drei Prozent vom Einkaufspreis. Nach Meinung der ABDA müsste die Pauschale auf 12 Euro steigen, um die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln aufrechterhalten zu können. „Nach knapp elf Jahren ist ein deutlicher Sprung nach oben nötig“, sagte Overwiening. Darüber hinaus wollen die Apotheker, dass ihre Vergütung künftig zum Beispiel an den Verbraucherpreisindex gekoppelt wird und damit automatisch regelmäßig steigt.

Zudem fordern die Apothekerinnen und Apotheker mehr Bemühungen im Kampf gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Einige Erleichterungen hat bereits das Lieferengpass-Gesetz gebracht, das im August in Kraft getreten ist. Vier von fünf Apothekern sehen die Reform allerdings nur als ersten Schritt in die richtige Richtung.

Wie steht die Politik zu diesen Forderungen?

Auf die Protestpläne angesprochen entgegnete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Interview mit der Apotheken Umschau, er habe „sehr viel Verständnis“ für den aktuellen Unmut der Apotheken. Als „beachtlich“ bezeichnete er die Arbeit von Apotheken auf dem Land, die teils zwei Notdienste pro Woche machen. Diese sollten besser vergütet werden. Lauterbach sagte aber auch die ABDA vermittele teilweise den Eindruck, als wäre seine einzige Möglichkeit, Wertschätzung zu zeigen, die Erhöhung des Honorars. „Das macht es für mich schwierig, da wir derzeit geringe finanzielle Spielräume haben“.


Quellen:

  • [1] IFH Köln: Apokix, Das Stimmungsbarometer der Apotheken in Deutschland. online: https://www.ifhkoeln.de/... (Abgerufen am 02.11.2023)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): Deutscher Apothekertag 2023. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung : Apothekenstrukturen und Vergütung. https://www.gkv-spitzenverband.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände : Die Apotheke - Zahlen, Daten, Fakten 2023. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte : Lieferengpasslisten von BfArM, PEI und EMA. https://www.bfarm.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): Apotheken-Protest im November:, Kundgebungen in Hannover, Dortmund, Stuttgart und Dresden. Online: https://www.abda.de/... (Abgerufen am 02.11.2023)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): Notruf der Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerschaft, Freie Heilberufe bitten Bundeskanzler um Hilfe. Online: https://www.abda.de/... (Abgerufen am 02.11.2023)