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Wann und wo bleiben die Apotheken geschlossen?

Am 27. September sollen Apotheken in ganz Deutschland zwischen 13 und 16 Uhr geschlossen bleiben. Dazu haben die Apothekerverbände der einzelnen Bundesländer aufgerufen. Wie viele Apotheken tatsächlich mitmachen, bleibt abzuwarten und dürfte regional unterschiedlich sein. Zuletzt hatten Apotheken am 14. Juni bundesweit gestreikt, begleitet von Demonstrationen unter anderem in Berlin und Düsseldorf.

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Wichtige Rezepte können Patientinnen und Patienten in allen Apotheken einlösen, die für den Notdienst eingeteilt sind. Diese Betriebe nehmen nicht am Protest teil und bleiben geöffnet. Die nächste Notdienst-Apotheke finden sie hier.

Warum protestieren die Apotheken?

Nach Meinung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) nimmt die Politik die Probleme in der Arzneimittelversorgung nicht ernst genug. Für Schwierigkeiten sorgt unter anderem die wachsende Zahl der Lieferengpässe. Nach Angaben der ABDA waren 2022 ganze 666 Arzneimittel in Deutschland knapp. Im Jahr davor waren es noch 381 Präparate gewesen. Das sorgt in den Apotheken für erheblichen Mehraufwand.

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Darüber hinaus drängt die Apothekerschaft schon lange auf eine Honoraranhebung. Angesichts steigender Kosten erwarten rund zwei Drittel der Inhaberinnen und Inhaber, dass sich die wirtschaftliche Lage ihrer Apotheke in den nächsten zwei bis drei Jahren verschlechtern wird. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der ABDA hervor. „Die Apotheken mühen sich ab, haben aber den Eindruck, dass ihr Einsatz in der Gesundheitspolitik weder ausreichend wahrgenommen, noch sonderlich gewürdigt oder gar angemessen honoriert wird“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am Dienstag in Düsseldorf. Zuletzt war die Zahl der Apotheken in Deutschland auf 17.939 Betriebe gefallen und damit den niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren.

Hinzu kommt der Personalmangel, den viele Apotheken spüren. 40 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber rechnen mit keinem einzigen geeigneten Bewerber, wenn sie eine Stelle für Apotheker ausschreiben würden. Zwar arbeiten mit knapp 160.000 Beschäftigten heute mehr Menschen in einer Apotheke als noch vor zehn Jahren. Das aber hat laut ABDA mit vielen Teilzeitkräften und dem wachsenden Bedarf an pharmazeutischer Betreuung in einer alternden Gesellschaft zu tun.

Die Apothekerinnen und Apotheker haben sechs Fragen zur Zukunft der Arzneimittelversorgung an Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) adressiert. Die Antworten darauf soll er am 27. September während seiner Rede beim Deutschen Apothekertag in Düsseldorf liefern. Damit möglichst viele Apothekenteams den Auftritt des Ministers über einen Livestream verfolgen können und als Zeichen des Protests, soll der Betrieb in den Offizinen in dieser Zeit ruhen.

Was fordern die Apothekerinnen und Apotheker?

Seit 2013 bekommen Apotheken 8,35 Euro für jedes abgegebene rezeptpflichtige Medikament plus drei Prozent vom Einkaufspreis. Nach Meinung der ABDA müsste die Pauschale auf 12 Euro steigen, um die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln aufrechterhalten zu können. „Nach knapp elf Jahren ist ein deutlicher Sprung nach oben nötig“, sagte Overwiening. Darüber hinaus wollen die Apotheker, dass ihre Vergütung künftig zum Beispiel an den Verbraucherpreisindex gekoppelt wird und damit automatisch regelmäßig steigt.

Zudem fordern die Apothekerinnen und Apotheker mehr Bemühungen im Kampf gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Einige Erleichterungen hat bereits das Lieferengpass-Gesetz gebracht, das im August in Kraft getreten ist. Vier von fünf Apothekern sehen die Reform allerdings nur als ersten Schritt in die richtige Richtung.

In ihrem Fragenkatalog wollen die Apotheker von Lauterbach aber auch wissen, wann Patientinnen und Patienten Anspruch auf ein gemeinsames Medikationsmanagement von Arzt und Apotheker bekommen. Ein Modellprojekt in Sachsen und Thüringen hatte zuletzt gezeigt, dass vor allem chronisch Kranke von einer solchen Zusammenarbeit profitieren. Bislang gibt es aus dem Gesundheitsministerium allerdings keine Pläne, das Pilotprojekt in die Regelversorgung zu überführen.

Wie steht die Politik zu diesen Forderungen?

In den sozialen Medien lobte der Bundesgesundheitsminister vor wenigen Tage die Arbeit der Apotheken. Es sei „ihr gutes Recht“ für mehr Honorar zu streiken. Zuletzt hatte Lauterbach allerdings immer wieder deutlich gemacht, dass es angesichts der finanziell angeschlagenen Krankenkassen keinen Spielraum für eine Anpassung der Vergütung gibt. Auch in einem an Journalisten verschickten Faktenblatt weist das Bundesministerium für Gesundheit darauf hin, dass man die Apotheken vergleichsweise gut aufgestellt sieht.


Quellen:

  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): Deutscher Apothekertag 2023. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung : Apothekenstrukturen und Vergütung. https://www.gkv-spitzenverband.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände : Die Apotheke - Zahlen, Daten, Fakten 2023. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte : Lieferengpasslisten von BfArM, PEI und EMA. https://www.bfarm.de/... (Abgerufen am 26.09.2023)