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Seit Jahren sinkt die Zahl der Apotheken in Deutschland. Nun hat sie einen neuen Tiefstand erreicht, wie aus Daten der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hervorgeht. Ende März gab es demnach noch 17.939 Betriebe, so wenige wie seit 1980 nicht mehr. Im ersten Quartal 2023 wurden 146 Apotheken geschlossen und nur 17 neu eröffnet

„Das ist ein trauriger Rekord“, sagte der Vize-Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Hans-Peter Hubmann, am Dienstag in Berlin. Jede einzelne Schließung wirke sich direkt auf die Qualität der Versorgung der Patientinnen und Patienten aus. Auf 100.000 Einwohner kommen hierzulande noch 22 Apotheken. Deutschland liegt damit weit unter dem EU-Durchschnitt von 32 Betrieben.

Steigende Kosten und überbordende Bürokratie machen den Apotheken laut Hubmann zu schaffen. Hinzu kommt der Personalmangel. Zwar studierten viele junge Menschen Pharmazie. „Aber viel zu wenige Absolventen entschieden sich für eine Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke und noch weniger wagen den Schritt in die Selbstständigkeit.“ Das habe vor allem finanzielle Gründe.

Hubmann drängt daher auf eine Honoraranhebung. Die seit zehn Jahren nicht mehr erhöhte Pauschale für die Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente müsse von aktuell 8,35 Euro auf 12 Euro steigen. Zudem müsse dieser Betrag in Zukunft regelmäßig an die Kostenentwicklung angepasst werden.

Darüber hinaus sorgen Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln für Probleme. Aktuell fehlen rund 480 Medikamente, so steht es in der Engpassliste beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Das Management der Engpässe binde immer mehr Ressourcen in den Apotheken, sagte Hubmann. „Das können wir bald nicht mehr bewältigen.“ Die Bundesregierung will die Schwierigkeiten mit einem neuen Gesetz in den Griff bekommen. Nach Meinung des DAV wird die Novelle aber kaum Verbesserungen bringen. „Leider ist in Sachen Arzneimittel-Lieferengpässe auf keiner Ebene Entspannung in Sicht.“

Insgesamt 1,4 Milliarden Packungen Arzneimittel wurden 2022 in öffentlichen Apotheken an Patientinnen und Patienten abgegeben. Die Zahl der Beschäftigten sank nach Angaben der ABDA leicht auf 159.342, darunter 53.461 Apothekerinnen und Apotheker. Rund 163 000 Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftete eine durchschnittliche Apotheke im vergangenen Jahr und damit deutlich weniger als 2021 (minus 23 Prozent). Dieser Einbruch allerdings hat vor allem mit Pandemie-bedingten Sondererlösen und einem entsprechend hohen Rekordergebnis im Jahr 2021 zu tun. Für 2023 rechnet die ABDA allein aufgrund höherer Tarifabschlüsse mit Mehrbelastungen von etwa 10.000 Euro pro Apotheke.