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Chaotisch – so haben viele Eltern die Infektwellen im vergangenen Herbst und Winter erlebt. Denn war ihr Kind krank, haben sie nicht nur die üblichen Sorgen geplagt. Häufig waren auch Fiebersäfte und Antibiotika nicht lieferbar. So mussten sich Mütter und Väter vielfach in Apotheken durchfragen, um an wichtige Kinderarzneimittel zu kommen – das darf sich nicht wiederholen.

An diesem Donnerstag kam Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) mit Vertretern aus Ärzte- und Apothekerschaft sowie Herstellern in Berlin zusammen. Vor allem eine Botschaft ging zwischen den Zeilen recht deutlich von diesem Treffen aus: Kurzfristig lässt sich das Problem der Lieferengpässe nicht lösen. Zwar betonte das Ministerium, die Ausgangslage sei in diesem Herbst deutlich besser als im vergangenen Jahr. Auch hat die Ampel-Koalition bereits erste Schritte mit dem Lieferengpass-Gesetz auf den Weg gebracht – Preisregeln wurden gelockert und Rabattverträge bei Kindermedikamenten abgeschafft. Doch es wird dauern, bis diese Änderungen in der Versorgung ankommen.

So bleibt dem Minister gar nichts anderes übrig, als an Eltern zu appellieren, sparsam und verantwortungsvoll mit Medikamenten umzugehen. Tatsächlich sind Hamsterkäufe besorgter Mütter und Väter ein Problem in dieser angespannten Lage. Natürlich sollte Fiebersaft in keiner Hausapotheke fehlen. Doch niemand braucht ohne Grund einen größeren Vorrat auf Halde. Wer hortet, verhält sich unsolidarisch und gefährdet die Versorgung. Denn im Akutfall müssen wichtige Medikamente sofort verfügbar sein.

Stephanie Schersch ist Ressortleiterin Politik bei der Apotheken Umschau.

Stephanie Schersch ist Ressortleiterin Politik bei der Apotheken Umschau.

Langfristig darf sich Lauterbach aber nicht auf der Vernunft der Eltern ausruhen. Stattdessen muss die Ampel-Koalition im Kampf gegen Arzneimittel-Lieferengpässe noch einmal nachlegen. Das Lieferengpass-Gesetz kann nur der Anfang gewesen sein. Denn allein mit den darin verankerten Schritten werden Hersteller nicht dauerhaft mehr für den deutschen Markt produzieren.

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Lieferengpass: Was tun?

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Immerhin: Apothekerinnen und Apotheker können Eltern künftig noch besser helfen, wenn bestimmte Medikamente nicht verfügbar sind. So sollen sie einfacher Kinderarzneimittel selbst herstellen oder auf Alternativen ausweichen können, darauf haben sich Lauterbach und Apothekerschaft geeinigt. Die Apotheke muss dafür nicht erst umständlich mit der Arztpraxis telefonieren und ein neues Rezept anfordern wie bislang. So werden wieder mehr Ressourcen für die eigentliche Versorgung der keinen Patientinnen und Patienten frei.

Bleibt abzuwarten, wie stark die Infektwellen in Herbst und Winter ausfallen und wie viele Kinder erkranken werden. Auch davon wird abhängen, ob wir in diesem Jahr weniger chaotisch durch die kalte Jahreszeit kommen.