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„Stoppt die Dönerflation“ – fordert die Partei Die Linke aktuell. Durch eine sogenannte Dönerpreisbremse soll Schluss sein mit den ständig steigenden Kosten für das Brot mit Fleisch und Gemüse. Vorschlag: 4,90 Euro, mehr dürfe das beliebte Schnellgericht nicht kosten. Junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen sollen für den Kebab gar nur 2,90 Euro zahlen müssen.

Wahr ist: Die Preise für den beliebten Döner sind so sehr explodiert, dass es bei Auftritten von Bundeskanzler Olaf Scholz immer wieder Nachfragen nach einer staatlichen Unterstützung gab. Denn der Döner sei ein „tägliches Grundnahrungsmittel“ für Menschen aus einkommensschwachen Haushalten. Da stellt sich die Frage: Wie gesund ist der Döner eigentlich?

Was steckt in einem Döner?

Das Fleisch für den Döner wird auf einem Drehspieß gegrillt: klassischerweise sind es dünne Fleischscheiben vom Schaf und/oder Rind, im Wechsel mit einer Hackfleischmasse. Zusätzlich zum Fleisch enthält der Döner meist Salat, Rotkohl oder Weißkohl, Zwiebeln, Tomaten und verschiedene Kräuter. Serviert wird er in einem hellen Fadenbrot aus Weizenmehl. Darüber gehört meist eine Joghurt-, Knoblauch- oder Mayosoße. Optionale Toppings sind heute oft Schafskäse und natürlich das obligatorische Chili-Pulver.

Ist ein Döner gesund?

Gesunder Appetit ist leider das einzig gesunde, was folgt, wenn man sich einen Döner gegönnt hat. Denn der Döner ist und bleibt: Fast Food. Er hat nur wenig Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. „Dem stehen ein erhöhter Anteil an gesättigten Fettsäuren, Weizenmehl, meist zu viel Salz und Zucker sowie Konservierungsstoffe gegenüber“, erklärt Dr. Matthias Riedl, Diabetologe und Ernährungsmediziner. Damit sättigt ein Döner nur für kurze Zeit.

Gekaufte Döner bringen ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit sich

Heißt: Der Döner macht leider oft nicht nachhaltig satt. Übeltäter ist hier vor allem das Weizenbrot. Es lässt den Blutzuckerspiegel schnell steigen, jedoch auch schnell wieder fallen. „Rascher Blutzuckerabfall führt zur Ausschüttung von Stresshormonen und kann Heißhungerattacken auslösen“, so Riedl.

Gibt es Gesundheitsrisiken durch den Döner?

„Gekaufte Döner bringen durch das Fladenbrot und fettreiche Soßen ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit sich“, sagt Matthias Riedl. Ein traditioneller Döner enthält mit etwa 60 Gramm Kohlenhydraten schon gut die Hälfte des empfohlenen Tagesbedarfs für Diabetiker.

Wie wird ein Döner gesünder?

Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die Volksweisheit, nach welcher der Döner schöner macht – man kann das Fast Food aber recht einfach ernährungstechnisch aufhübschen. Oberstes Gebot: Selber machen. „Döner mit frischen und vielfältigen Zutaten ist ein recht gesundes Fast-Food-Gericht“, sagt Matthias Riedl.

  1. Dönerbrot mit Kernen und Saaten und hochwertigem Vollkornmehl lässt den Blutzucker langsam steigen, das vermeidet Fressattacken.
  2. Gesunde Zutaten sind bereits im Döner enthalten: Man dosiert also die Vitamin-Lieferanten wie Salat, Gurke, Tomaten und anderes Gemüse reichlich und gibt noch Fetakäse oder Mozzarella hinzu, um eine Proteinbombe zu basteln.
  3. Besser als die üblichen Fleischsorten: Mageres Hähnchen. Am besten aber: Ganz weglassen und Gemüsebällchen oder Falafel nehmen.
  4. Statt Cocktailsoße und Co.: Den DIY-Döner mit fettarmer Joghurtsoße oder Kräuterquark würzen. Die Kalorienbilanz sinkt, der Gehalt sättigender Proteine steigt.

Ist der Döner wirklich so beliebt?

Döner wird in den Medien immer wieder als der Deutschen ‚Leibgericht‘ oder ‚beliebtestes deutsches Fast-Food‘ angepriesen, doch Belege dafür gibt es wenig – eher im Gegenteil: Die einzigen seriösen Zahlen sprechen dafür, dass Döner Kebab seltener in bundesrepublikanischen Mägen landet, als man meinen möchte: Sechs von zehn Deutschen essen seltener als einmal im Monat oder sogar nie Döner, hat zumindest eine Meinungsumfrage von Yougov im Jahr 2022 herausgefunden. Die Zahl der Menschen, die man als „Heavy-User“ bezeichnen kann, ist deutlich magerer als das meiste Dönerfleisch: Gerade mal 3 Prozent beißen mehrmals die Woche ins Fladenbrot.

Döner oder Gyros?

Das Verbindende zwischen dem türkischen Döner und seinem griechischen Cousin namens Gyros: Beides bedeutet übersetzt ‚drehen‘ oder ‚sich drehend‘. Auch das Brot ist größtenteils das gleiche, nur heißt es bei den Griechen Pita, während sich die türkische Variante Fladenbrot nennt.

Die Unterschiede zwischen Döner und Gyros sind dagegen deutlich zahlreicher. Im Pita-Brot eines griechischen Gyros kann man Krautsalat, Oliven und Zaziki finden. Nach Tomate, regulärem Salat sucht man dagegen bei traditioneller Zubereitung vergebens, sie sind im Fladenbrot des türkischen Döners daheim. Wichtigster Unterschied sind jedoch Gewürze und Fleisch: Salz und Pfeffer findet man in beiden, Knoblauch, Oregano und Thymian gibt es aber in der Regel nur im Gyros. Döner-exklusiv sind meist Paprika und Kreuzkümmel.

Gyros besteht traditionell immer aus Scheibenfleisch vom Schwein, das mit einer Gewürzmischung eingerieben wird. Döner-Fleisch wird nicht eingelegt, sondern mariniert, traditionell stammt es von Lamm oder Hammel, in Deutschland öfters auch vom Rind.

Döner oder Gyros? Was ist eigentlich der Unterschied?

Döner oder Gyros? Was ist eigentlich der Unterschied?

Trinkgeld sorgt für mehr Döner

Döner ist übrigens nicht nur hinsichtlich der Nährwerte gut analysiert: Forschende der Universität Innsbruck haben herausgefunden: Wer den Döner lobt oder dem Restaurant-Besitzer schon bei der Bestellung Trinkgeld gibt, bekommt bis zu einem guten Sechstel mehr Füllung ins Fladenbrot. Um das herauszufinden, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 800 Döner in Deutschland und Österreich bestellt und gefuttert. Ganz im Sinne der Forschung.

Woher kommt der Döner?

So genau weiß man nicht, wer den Döner erfunden hat. Reiseberichte erzählen, dass Fleisch am drehenden Spieß – nichts anderes bedeutet Döner Kebab auf deutsch – in Anatolien ein traditionelles Gericht ist. Die Idee, es als mobile Mahlzeit in ein Brot zu packen, hatten wohl Gastarbeiter in den 1970er-Jahren in Deutschland.

In der Türkei ist Döner gesünder

Der Gastroexperte Koral Elci bemängelt oft, was in Deutschland als Döner angeboten wird. Grund seien die Unterschiede in der Herstellung: In der Türkei werde das Fleisch über Nacht mariniert, geschichtet und langsam gegrillt: „Soße gibt es dort nicht. Man konzentriert sich auf die Fleischqualität“. In Deutschland dagegen machen nur wenige der geschätzt 32.000 Gastrobetriebe mit Döner auf der Speisekarte ihre Spieße selbst. Stattdessen beziehen sie diese kostengünstig von industriellen Herstellern. Diese Dönerspieße dürfen laut Gesetz bis zu 60 Prozent ‚Brät‘ enthalten. Dieses Hackgemisch besteht zum Großteil aus Fett und Wasser.

Und was ist mit der Klimabilanz?

Wie klimafreundlich Döner ist, hängt vor allem von der Zutat Fleisch ab: Wer sich Rindfleisch in den Fladen packen lässt, hält ein Produkt in der Hand, für das rund 2,8 Kilogramm sogenanntes CO2-Äquivalent anfallen. Ersetzt man das Fleisch durch Falafel, reduziert sich das freigesetzte C02 auf etwa ein halbes Kilogramm.