Bye, bye Brust: So klappt das Abstillen

Abstillen ist oft nicht leicht: Für ein paar Tage oder auch für zwei, drei Wochen kann es eine schwierige Zeit sein.
© Stocksy_MinaMilovanovic
Ob beim Baby oder Kleinkind: Abstillen ist oft nicht einfach. Still- und Laktationsberaterin Anja Bier (IBCLC) gibt Tipps.
Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Abstillen?
Anja Bier: „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät, ein halbes Jahr ausschließlich zu stillen, dann die Beikost einzuführen, aber bis zu einem Alter von zwei Jahren weiter zu stillen und darüber hinaus – wenn gewünscht. Das natürliche Abstillalter liegt im Alter von zwei bis vier Jahren oder noch später. Dann lässt das Bedürfnis nach der Brust nach und Abstillen funktioniert oft vergleichsweise mühelos. Auf jeden Fall sollten Sie sich zu nichts drängen lassen. Wichtig ist, dass Sie sich mit Ihrer Entscheidung wohlfühlen – egal ob Sie kürzer oder länger stillen.“
Meine Abstillversuche führen zu Schreidramen bei meinem Kind. Was tun?
„Wichtig ist, dass Sie als Mutter kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie abstillen möchten. Es ist aber auch in Ordnung, wenn das Kind ausdrückt, dass es damit nicht einverstanden ist. Für ein paar Tage oder auch für zwei, drei Wochen kann das eine schwierige Zeit sein. In guter, inniger Bindung miteinander können Mutter und Kind Alternativen zum Stillen finden. Es hilft, wenn Ihr Partner oder andere Menschen Sie unterstützen, sich dann zeitweise um das Kind kümmern und es trösten. Es kann auch zwischendrin doch wieder gestillt werden.“
Ich will nachts nicht mehr stillen. Wie bringe ich meinem Kind das bei?
„Wenn das Kind aufwacht, kann man ihm einen Becher Wasser anbieten, es trösten mit Körperkontakt, Tragen und Singen. Manchen Kindern hilft es, wenn sie die Hand auf die Brust legen dürfen oder sie ein Kuscheltier bekommen. Älteren Kindern kann man auch sagen, dass die Brust nun in der Nacht ihre Ruhe braucht. Um Dauernuckeln abzugewöhnen, können Sie zunächst die Brust geben und sie gleich wegziehen, sobald das Baby einnickt. Manche Mütter machen gute Erfahrungen damit, zunächst nur einen bestimmten Zeitraum stillfrei zu halten, in dem sich zum Beispiel ausschließlich der Vater um das Kind kümmert.“
Mein Kind kommt demnächst in die Kita. Soll ich vorher abstillen?
„Das ist nicht notwendig. In der Kita schlafen viele Stillkinder einfach ohne Brust ein. Und beim Heimkommen genießen sie es, erst mal an Mamas Brust zu trinken und zu kuscheln. Damit bauen sie Spannungen ab. Weiterer Vorteil: Die Muttermilch passt sich in ihrer Zusammensetzung den Bedürfnissen des Kindes an. Etwa ab dem zweiten Lebensjahr, wenn Kinder alles in den Mund nehmen und in der Kita vielen Keimen ausgesetzt sind, steigen die Antikörper in der Muttermilch und bieten einen gewissen Schutz. Daher bekommen gestillte Kleinkinder die typischen Kinderkrankheiten oft weniger heftig. Und wenn sie krank sind und nichts essen und trinken wollen, trinken sie meistens immer noch an der Brust.“
Ich möchte möglichst schnell abstillen. Wie schaffe ich das ohne Brustschmerzen?
„Abruptes Abstillen ist schwierig. Das Kind kann sich nicht daran gewöhnen, die Brust kann die Milchmenge nicht natürlich reduzieren, wird prall und schmerzt. Wichtig ist dann, mit der Hand oder einer Pumpe regelmäßig nur so viel Milch zu entleeren, dass die Brust entlastet wird, aber nicht mehr, denn das würde die Milchproduktion aufrechterhalten. Es hilft auch, die Brust zu kühlen. Medikamente zum Abstillen sind nicht empfehlenswert. Sie haben teils starke Nebenwirkungen und wirken auch nur in den ersten Wochen des Stillens effektiv.“