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Wir haben den Tierarzt Jan Wolter gefragt, was Guppys brauchen. Seine Zierfischpraxis in Berlin ist offizielles Sachkundezentrum. Das bedeutet: Wolter darf nach dem Tierschutzgesetz schulen und prüfen.

Was für einen Charakter haben die Tiere?

Hart, aber herzlich! Guppys zählen zu den häufigsten Zierfischen in Deutschland[1]. Ursprünglich kommen sie aus Südamerika und gehören zur Familie der Lebendgebärenden Zahnkarpfen. Das bedeutet, die Weibchen bringen lebende Junge zur Welt. Das kann alle vier bis sechs Wochen passieren, jeder Wurf bringt etwa 20 Jungtiere. Das heißt aber nicht, dass die Guppy-Gruppe unendlich groß wird: Die Eltern sehen ihre Jungen teilweise als Beute und fressen sie auf. Normalerweise spielt sich im Aquarium bald ein Gleich­gewicht ein.

In freier Wildbahn leben Guppys in komplexen sozialen Netzwerken. Weil sie ihre „Lieblingsgenossen“ auch nach einer räumlichen Trennung wiederfinden und sich bevorzugt mit ihnen zusammentun, könnte man sogar behaupten, dass sie Freundschaften aufbauen. Die Lebenserwartung der kleinen Fische beträgt zwei bis drei Jahre, manche wenig stark gezüchtete Formen werden auch älter.

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Was fressen Guppys am liebsten?

Hauptsache, was zu futtern. Guppys sind nicht wählerisch. Ein handelsübliches Trockenfutter für Zierfische reicht ihnen völlig aus. Die Flocken, die dann auf der Wasseroberfläche schwimmen, bestehen in der Regel aus gefriergetrocknetem Pflanzenmaterial und Kleinstlebewesen. Davon darf man zwei- bis dreimal täglich ins Aquarium geben. Aber nur so viel, dass die Fische es innerhalb von zwei bis drei Minuten verspeist haben. Sie fressen teilweise auch Algen und andere Wasserpflanzen, sofern diese nicht zu hart sind. Vom Zufüttern von Gemüse oder Lebendfutter raten Tierärztinnen und Tierärzte eher ab, denn dieses kann die Wasserqualität beeinträchtigen und Krankheitserreger ins Aquarium bringen.

Tipp: Kaufen Sie lieber kleinere Futterdosen, die Sie binnen zwei bis drei Monaten aufbrauchen. Sonst können sich die Inhaltsstoffe zersetzen.

Welche Haltungsform ist ideal?

Ein Guppy allein ist unglücklich. Am besten hält man eine kleine, gemischte Gruppe: zwei bis drei Männchen mit fünf bis sechs Weibchen. Das können auch andere Zierfische sein, von reinen Guppybecken raten Fachleute eher ab. Besser ist ein Biotop mit Arten, die aus derselben Erdregion stammen, etwa Panzer- oder Antennenwelse. Pluspunkt: Sie halten den Bodengrund sauber.

Je größer das Becken, desto besser. Als Faust­regel gilt: Jeder Fisch sollte etwa drei Liter Wasser haben. Leitungswasser ist in den meisten Regionen Deutschlands gut geeignet. Man sollte aber (vor allem in der Anfangsphase) unbedingt die Wasserwerte überprüfen. Am einfachsten geht das mit Tests aus dem Zoohandel. Nie das ganze Wasser, sondern nur ein Viertel bis ein Drittel erneuern, etwa alle zwei Wochen. Die Wassertemperatur sollte zwischen 22 und 28 Grad liegen, man muss also ein bisschen heizen. Zudem ist eine Filteranlage nötig, die regelmäßig gereinigt werden muss. Pflanzen sind wichtig: Guppys brauchen Verstecke. Am besten wachsen diese bis zur Wasseroberfläche, wo die Fische sich am liebsten aufhalten. Damit genügend Platz zum Schwimmen bleibt, sollte das halbe Becken frei bleiben.

Für welche Krankheiten sind sie anfällig?

Farbenfroh, aber krank. Eigentlich sind Guppys sehr robust. Auf ein spezielles Aussehen gezüchtete Arten sind dagegen viel empfindlicher. Sie kommen meist aus Ländern, in denen schlechte Aufzuchtbedingungen herrschen und sind häufig mit Parasiten, etwa Haut- und Kiemenwürmern oder Pilzen, infiziert. Das erkennt man an Belägen auf der Haut, stark vergrößerten Augen oder an den Körper geklemmten Flossen. Die meisten Parasiten kann man behandeln, reine Fischmedikamente gibt es aber nicht. Eine fachkundige Tierärztin oder ein Tierarzt muss Medikamente, die für andere Tierarten zugelassen sind, umwidmen.

Wie lässt sich vorbeugen?

Erst mal in Quarantäne. Wenn Sie Guppys kaufen wollen, fragen Sie im Fachhandel nach ursprünglichen Formen, etwa dem Endlers Guppy. Neue Tiere sollte man außerdem nicht direkt ins Aquarium, sondern zunächst in ein separates Becken setzen. Die Quarantäne sollte mindestens vier Wochen dauern. Währenddessen gilt es, die Neulinge aufmerksam zu beobachten. Zeigen sie Krankheitsanzeichen: ab zur fachkundigen Tierärztin oder zum Tierarzt. Die lassen sich über die Seiten des Bundesverbands praktizierender Tierärzte finden.


Quellen:

  • [1] Croft D, Krause J, James R: Social networks in the guppy (Poecilia reticulata). In: Proceedings Of The Royal Society B 07.12.2004, 271: 383-386
  • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.: Praxissuche nach Tierart, Tierärzteverzeichnis. Online: https://www.tieraerzteverband.de/... (Abgerufen am 26.01.2023)