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Werden fleißige Blutspender geehrt, darf dieser Satz nicht fehlen: „Die Wissenschaft hat viel erreicht, aber Blut ersetzen kann sie nicht.“ Klingt abgedroschen, stimmt aber. Die Flüssigkeit in unseren Adern hat so viele Inhaltsstoffe, dass die Forschung weit vom Ziel entfernt ist, vollständigen und gleichwertigen Ersatz zu erschaffen.

Seine Zusammensetzung macht den Lebenssaft auch zu einem wertvollen ­­Diagnose-Instrument für den Arzt – als ein Baustein neben den Beschwerden des Patienten sowie anderen Untersuchungen. Die Blutwerte allein könnten täuschen: Sie hängen unter anderem von Alter, Geschlecht, Ethnie und weiteren Faktoren ab.

Zudem schwanken sie im Tagesverlauf etwas. Ärzte sprechen daher von Referenz- statt von Normalbereich, wenn sie Ober- und Untergrenzen für Blutwerte angeben.

Weiteres Hinsehen gefragt

„Ein Wert außerhalb des Referenzbereichs muss nicht unbedingt krankhaft sein“, betont Professor Michael Spannagl, Blut-Experte an der Uniklinik LMU München. „Ihn richtig einzuordnen ist Aufgabe des behandelnden Arztes.“ Mit dieser Ausgabe startet die Apotheken Umschau eine Serie zu wichtigen Blutwerten.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) binden und transportieren Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen Körper und Lunge.

Blutgase sind vor allem Sauerstoff und Kohlendioxid. Atemstörungen ändern das Gleichgewicht – und damit auch den Säuregrad des Bluts.

Gerinnungsfaktoren bilden den „Blutkleber“ Fibrin und sind daher ein wichtiger Faktor bei der Blutgerinnung. Manche Stoffe im Blut hemmen umgekehrt aber auch die Gerinnung.

Weiße Blutzellen (Leukozyten) bilden den Hauptbestandteil der Körperabwehr. Sie umfassen eine Gruppe verschiedener Zellen, die bei Bedarf aus dem Blut ins Gewebe wandern.

Enzyme benötigen unsere Organe für ihre Stoffwechselarbeit.

Albumine sind die größte Eiweißgruppe im Blut. Sie dienen als Transporter für viele Stoffe wie Fettsäuren und Hormone. Zudem steuern sie die Flüssigkeitsverteilung im Körper.

Hormone und andere Botenstoffe werden von Drüsen und spezialisierten Zellen ins Blut abgegeben und wirken auf Zellen, die Andockstellen dafür haben.

Globuline sind Transportmoleküle. Einige von ihnen gehören zur Körperabwehr, andere zu den Gerinnungsfaktoren.

Nährstoffe aus der Nahrung werden vom Blut verteilt. Dazu zählen ­­Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.

Mineralstoffe wie Kalzium, Natrium und Magnesium erfüllen vielfältige Aufgaben. Sie bilden etwa die Knochen und sind unentbehrlich, um Nerven zu erregen und die Muskeln anzuspannen.

Spurenelemente sind unentbehrlich, aber täglich werden nur wenige Milligramm oder noch weniger gebraucht. Zum Beispiel Eisen für den Sauerstofftransport.

Kreatin wird vor allem in der Leber gebildet und versorgt unter anderem die Muskeln mit Energie.

Abfallprodukte wie Harnstoff und Harnsäure filtern die Nieren aus dem Blut.

Messwerte

Das Blut verrät eine Menge über die Gesundheit eines Menschen:

Was sagen uns die Messwerte?

Was für Werte sind normal?

Der Referenz- oder Normalbereich zeigt an, in welchem Bereich die Werte normalerweise liegen - abhängig etwa von Alter und Geschlecht. Werte außerhalb dieses Bereichs müssen je nach Einzelfall und Beschwerdebild abgeklärt werden. Alle folgenden Werte stammen aus dem Standardwerk Labor & Diagnose 2020. Sie können je nach Labor, welches das Blut untersucht und die Ergebnisse verschickt, etwas unterschiedlich liegen.

Hämatokrit: Frauen 36–48 %, Männer 40–53 %

Erythrozyten-Zahl: Frauen 4,1–5,4 Millionen pro Mikroliter (Millionstel Liter), Männer 4,4–5,9 Millionen pro Mikroliter

Hämoglobin: Frauen 11,5–16 Gramm pro Deziliter, Männer 13,5–17,8 g/dl

MCV: 80–96 Femtoliter (Billiardstel Liter)

RDW: kleiner als 15 %

MHC: 28–33 Pikogramm pro Zelle (Billionstel Gramm)

MCHC: 33–36 Gramm pro Deziliter

Thrombozyten-Zahl: je nach Analysegerät Frauen 166 000–445 000 pro Mikroliter, Männer 137 000–389 000 pro Mikroliter

Leukozyten-Zahl: 4000–11 000 pro Mikroliter

Beim kleinen Blutbild wird nur die Gesamtzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) gezählt. Das große Blutbild erfasst zusätzlich die Menge der sechs einzelnen Arten von Leukozyten.

Wenn die Werte abweichen?

Liegt eine Abweichung vor, wird der Arzt die Ursache abklären. Dafür sind in der Regel weitere Untersuchungen notwendig. Bei Blutarmut kann das zum Beispiel eine Magenspiegelung sein, um ein blutendes Magengeschwür auszuschließen.

Wenn es gelingt, die Ursache veränderter Blutwerte zu erkennen und zu behandeln, bessern sich in der Regel auch die Blutwerte wieder. Die Laborergebnisse helfen dem Arzt zudem dabei, den Erfolg einer Therapie abzuschätzen. So kann etwa die Normalisierung einer erhöhten Leukozyten-Zahl zeigen, ob eine Antibiotika-Behandlung bei einem bakteriellen Infekt anspricht.

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.