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Mediziner unterscheiden dabei zwischen der akuten Abstoßungsreaktion, die in der ersten Zeit nach der Operation auftritt und der chronischen Abstoßungsreaktion. Letztere schreitet über Monate und Jahre langsam fort und zerstört das Transplantat in einem schleichenden Prozess.

Um das zu verhindern und die Funktionsfähigkeit des Fremdorgans zu erhalten, müssen organtransplantierte Patientinnen und Patienten zeitlebens mit Immunsuppressiva behandelt werden. Diese Medikamente dämpfen die körpereigene Abwehr und unterdrücken so die Abstoßungsreaktion. Unerwünschter Nebeneffekt ist eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen. In den ersten Wochen nach der Transplantation ist die Infektionsgefahr besonders groß. Denn um eine akute Abstoßungsreaktion zu verhindern, müssen die Ärzte die immunsuppressiven Medikamente in dieser kritischen Frühphase hoch dosieren.

Welche Langzeitfolgen hat eine Organtransplantation?

Nach der Frühphase kann die Dosis der Immunsuppressiva zwar reduziert werden. Doch die Behandlung bleibt ein Leben lang eine Gratwanderung. Der Arzt muss die Dosis immer wieder individuell an jeden einzelnen Patienten anpassen. Einerseits gilt es, der drohenden Organabstoßung entgegen zu wirken. Anderseits darf das Immunsystem nicht so sehr geschwächt werden, dass der Transplantierte Krankheitserregern mehr oder minder schutzlos ausgeliefert ist. Deshalb gilt für die immunsuppressive Therapie stets das Prinzip: So viel wie nötig und so wenig wie möglich.

Auch weil eine dauerhafte Immunsuppression das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen erhöht. Und zwar insbesondere für Hautkrebs und für Krebsarten, an deren Entstehung Viren beteiligt sind – wie etwa das Karposi-Sarkom und bestimmte Lymphome. Trotz all dieser Risiken stehen die Chancen heutzutage sehr gut, dass eine Organtransplantation erfolgreich verläuft und den Betroffenen wieder ein weitgehend normales Leben ermöglicht.

Behandlung nach Gewebe- und Zelltransplantationen

Bei Gewebe- und Zelltransplantationen fällt die Abstoßungsreaktion grundsätzlich schwächer aus. Deshalb brauchen die Patienten weniger immunsuppressive Medikamente, was die Gefahr von Nebenwirkungen verringert. Oft kann die immunsuppressive Therapie hier nach einem gewissen Zeitraum ganz abgesetzt werden oder ist von vornherein nicht nötig – wie etwa bei einer Knorpeltransplantation.