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„Teilnehmer gesucht!“ Bei meiner täglichen Gassirunde fiel mir vor einiger Zeit ein kleines Plakat auf. Gesucht wurden Probandinnen und Probanden für eine Studie – und zwar solche auf vier Pfoten. Getestet werden sollte die Bioresonanztherapie, eine ganzheitliche Heilmethode, die auch bei Tieren große Erfolge erzielt, etwa bei Allergien und anderen chronischen Erkrankungen. So jedenfalls versprach es das Plakat.

Ob sich für den Versuch genügend Vierbeiner fanden, weiß ich nicht. Was leider richtig ist: Auch unsere haarigen Begleiter leiden zunehmend an Zivilisationskrankheiten. Doch kann die Bioresonanz hier helfen?

Geschichte der Bioresonanz

Entwickelt wurde das Verfahren ursprünglich für die Anwendung am Menschen. 1977 entwarfen der Arzt und Scientologe Franz Morell und sein Schwiegersohn, der Ingenieur Erich Rasche, ein Gerät, das an das sogenannte E-Meter der Sekte Scientology erinnern soll. Deren Mitgliedern dient es noch heute, um psychische Belastungen zu erkennen. Wie das E-Meter arbeitet das Gerät mit verschiedenen Elektroden, die zum Beispiel in der Hand gehalten werden.

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Bei Hund und Katz kommt eine Bioresonanzmatte zum Einsatz, die auf den Rücken geschnallt oder gelegt wird. Das Gerät soll die „körpereigenen Schwingungen“ und „Frequenzmuster“ messen – und sie bei krankhaftem Ungleichgewicht in Balance bringen. Wissenschaftlich ist das nicht belegt. Wie das Gerät funktioniert, wird von den Herstellern nicht verraten. Eine Theorie: Es misst einfach den Hautwiderstand.

Wissenschaftliche Analyse

In wissenschaftlichen Tests fällt die Bioresonanz regelmäßig durch. Bestehende Erkrankungen werden nicht erkannt, dafür aber nicht vorhandene Leiden festgestellt. In Untersuchungen wurden Geräte auch schon an Leichen, einem feuchten Lappen oder Leberkäse angeschlossen – und lieferten ähnliche Ergebnisse wie beim Menschen. Dennoch höre ich beim Gassigehen auch Berichte von Hundebesitzerinnen und -besitzern, die Bioresonanz hätte geholfen. Wie kann das sein? Schließlich gibt es bei Tieren keinen Placeboeffekt, möchte man meinen.

Placeboforscher wie Professor Paul Enck sind anderer Ansicht. Zwar erwartet das Tier nicht, dass ihm die Bioresonanz-Matte helfen wird. Anders der Mensch an seiner Seite. Er entspannt sich, reagiert hoffnungsvoll und mit Zuwendung – das wiederum wirkt auf das Tier. Fachleute sprechen von „Placebo by proxy“, einem Placebo­effekt durch „Angehörige“. Forschende konnten zudem zeigen, dass es auch bei Tieren einen direkten Placeboeffekt gibt. Sie fütterten Ratten mit Süßstoff und Pillen, die auf ihr Immunsystem wirkten. Als die Tiere nur noch Süßstoff bekamen, reagierte ihr Abwehrsystem trotzdem.

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