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Hersteller werben damit, dass die Vibrationsplatten ihren Ursprung in der Raumfahrt hätten. Dort wurde die Technik vor allem ab den 1960er-Jahren eingesetzt, um die Astronauten vor Muskel- und Knochenschwund zu schützen.

PRO: Das spricht eher für Vibrationsplatten

Tatsächlich könne man mit der Vibrationsplatte unter anderem die Tiefenmuskulatur, das Gleichgewicht und die Beweglichkeit trainieren, sagt Sabine Bleuel, Sportmedizinerin in Hamburg. Das Prinzip dahinter ist einfach: In der Platte sind Motoren, die Schwingungen erzeugen und auf den Menschen übertragen. Der Körper versucht, die Schwingungen zu kontrollieren, indem sich die Muskeln anspannen. Dabei helfen verschiedene Übungen wie Kniebeugen oder Liegestütze, die man auf der Platte durchführt.

„Der Vorteil am Vibrationstraining ist, dass es sehr zeitsparend ist“, sagt Sportwissenschaftlerin und Fitnesstrainerin Katharina Ditschke. Sie empfiehlt pro Trainingseinheit zwei Durchgänge mit je fünf bis sechs Übungen, wobei jede Übung zwischen 30 und 60 Sekunden dauert. Wichtig sei, dass man dabei die Knie leicht beuge.

Vibrationsplatten bei COPD

Doch was bringt dieses Training wirklich? Eine aktuelle Studie legt nahe, dass es bei Menschen mit schwerer COPD die körperliche Belastbarkeit steigert. Bei COPD handelt es sich um eine Lungenerkrankung, bei der die Atemwege dauerhaft zu eng sind. In der Studie sollten Betroffene, zusätzlich zum normalen Ausdauer- und Krafttraining, Kniebeugen machen. Die Personen, die ihre Kniebeugen auf einer Vibrationsplatte durchführten, hatten anschließend eine bessere Balance und Belastungsfähigkeit als diejenigen, die ihre Kniebeugen auf festem Boden absolvierten. Die Forschenden empfehlen deshalb, das Vibrationstraining als zusätzliches Element in der Lungenrehabilitation zu nutzen.

Sportmedizinerin Sabine Bleuel empfiehlt allerdings, die Methode zunächst in einem Fitnessstudio zu testen und sich einen Trainingsplan erstellen zu lassen – mit den optimalen Frequenz- und Amplitudeneinstellungen der Platte. Danach könne man sich gezielt informieren, ob es ein passendes Gerät mit den entsprechenden Einstellmöglichkeiten für zuhause gibt.

Mit den richtigen Werten könne man sogar das Knochenwachstum anregen, sagt Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Wer einer Osteoporose vorbeugen will, muss mit niedrigeren Frequenzen trainieren als Menschen, die ihre Muskeln aufbauen wollen. Hochwertige Sportgerätemarken ermöglichen eine Einstellung der Frequenz zwischen fünf und 60 Hertz.

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CONTRA: Das spricht eher gegen Vibrationsplatten

Um vom Training mit einer Vibrationsplatte zu profitieren, muss man generell einige Dinge beachten. „Man kann sich nicht einfach auf die Platte stellen und nichts tun“, betont Froböse. Man müsse die Muskeln während des gesamten Trainings bewusst anspannen. Aus diesem Grund sollte man bereits eine gewisse Muskel­masse aufgebaut haben, bevor man mit der Platte loslegt.

Anfänger bringen häufig nicht die Voraussetzung mit, die Vibrationen so zu kontrollieren, dass der Körper keinen Schaden nimmt. Und Froböse empfiehlt, die Platte allenfalls als Ergänzung zu herkömmlichen Übungen zu nutzen. Das alleinige Training mit dem Gerät reiche nicht aus, um Muskeln aufzubauen oder Gewicht zu reduzieren.

Sie wollen sich ein Vibrationplatte kaufen? Dann darauf achten, dass die in Hertz angegebene Schwingunsfrequenz und die Amplitude (die maximale Hebung und Senkung) einstellbar sind. Beides muss auf das individuelle Trainingsziel und den Gesundheitszustand abgestimmt werden. Fitnesstrainerin Katharina Ditschke rät dazu, außerdem auf gute Stabilität Wert zu legen.

Wer sollte auf Vibrationsplatten-Training verzichten?

Manche Platten haben auch eine Haltestange, die hilft, die Balance zu bewahren. Als Anfänger sollte man vor einem Kauf unbedingt unter fachlicher Anleitung trainieren. Internetvideos reichen aus Sicht von Sportwissenschaftler Froböse nicht aus: „Es handelt ich dabei um ein hochintensives Training.“

Manche Personengruppen sollten der Gesundheit zuliebe komplett auf das Training mit Vibrationsplatten verzichten. Das gilt unter anderem für Menschen mit künstlichen Gelenken, Muskelerkrankungen, entzünd­lichem Rheuma oder einem Herzschritt­macher. Patientinnen und Patienten mit ­Osteoporose sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin Rücksprache halten, ob das Training auf diesem Gerät für sie empfehlenswert ist.


Quellen:

  • Gloeckl R, Jarosch I, Bengsch U et al. : What's the secret behind the benefits of whole-body vibration training in patients with COPD? A randomized, controlled trial. https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 11.04.2022)
  • Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.V.: Welche Vibrationsplatte bei Osteoporose?. https://www.osd-ev.org/... (Abgerufen am 08.04.2022)
  • Power Plate: "Power Plate - der 10 Minuten Erfolg". https://www.powerplate.de/... (Abgerufen am 04.04.2022)