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Das Transkript zur Folge 273 mit Dr. Sascha Abdel-Hadi:

Ein Interview über Hobbies als Stressausgleich in der Pandemie mit...

Mein Name ist Sascha Abdel-Hadi. Ich bin Sozialpsychologe. Ich arbeite in der Forschung an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und ich beschäftige mich in meiner Forschung hauptsächlich mit Themen der Arbeitnehmer:innen-Gesundheit. Und stelle mir da zum Beispiel die Frage, wie sich Arbeitsbedingungen auf unsere Gesundheit auswirken und welche Rolle Freizeitaktivitäten für die Aufrechterhaltung von Gesundheit haben können.

Worum geht es genau in Ihrer Studie?

In unserer Studie geht es um die Arbeit im Homeoffice während der Corona-Pandemie. Insbesondere, wie sich Stressfaktoren im Homeoffice auf die Gesundheit von Arbeitnehmer:innen auswirken. Und welche Rolle Freizeitaktivitäten oder die Gestaltung von Freizeit auf die Gesundheit haben.

Zu welchen Ergebnissen kommen Sie?

Zunächst war ein zentrales Ergebnis, dass sich berufliche Anforderungen aber auch Anforderungen durch das Private wie zum Beispiel Kinderbetreuung negativ auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmer:innen auswirkte.

Wohlbefinden in unserer Studie haben wir verstanden als emotionale Erschöpfung. Das heißt, Arbeitnehmer:innen haben aufgrund der beruflichen Anforderungen und der privaten Anforderungen im Homeoffice vermehrt von emotionaler Erschöpfung berichtet.

Zusätzlich, dass Gedanken kreisen, was ich eben schon angesprochen hatte. Dass es sich um die Covid-19-Pandemie dreht. Zum Beispiel um gesellschaftliche Sorgen. Private Sorgen, gesundheitliche Sorgen, die mit der Pandemie in Verbindung standen. Das hatte sich negativ auf das Wohlbefinden ausgewirkt.

Auf der anderen Seite konnten wir aber auch sehen, dass man dem etwas entgegensetzen konnte. Und zwar durch eine proaktive Freizeitgestaltung konnte man der emotionalen Erschöpfung, die durch die Stressoren verursacht wurde, gegensteuern und konnte so seine mentale Gesundheit schützen.

Gibt es Aktivitäten die besonders zur Stressreduzierung beitragen?

Wir haben in unserer Studie gar nicht so sehr einzelne Aktivitäten untersucht. Wir haben uns mehr, man kann es fast "Mindset" nennen, bezogen. Und zwar deswegen, weil es in der ganzen Pandemie ja eigentlich zu einem Zusammenbruch von Routinen kam.

Vieles, was man bis zu dem Zeitpunkt gemacht hatte, konnte man nicht mehr ausführen. Wenn man zwei-, dreimal die Woche ins Fitnesscenter gegangen ist, das war ein Freizeitausgleich. Und das war nicht mehr möglich. Dann war es für uns in dem Moment interessanter, zu schauen, wie Leute die Freizeit proaktiv umgestalten. Wie sich das auf die Gesundheit auswirkte.

Wir waren nicht daran interessiert, ob das neue sportliche Aktivität ist. Oder Spanisch lernen oder welche Freizeitaktivität auch immer. Uns hat mehr interessiert, diese Energie und dieses persönliche Interesse daran, dem etwas entgegenzusetzen. Das haben wir als "leisure crafting" verstanden, also die proaktive Um- oder Neugestaltung von Freizeit, die dann eben auch zu neuem Wachstum führen kann. Oder auch zu dem Gefühl, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Gibt es vergleichbare Studien zur Zeit vor der Pandemie?

Wir in Gießen machen relativ viel Forschung zu Freizeitgestaltung. Ich persönlich schaue mir sehr viele sportliche Aktivitäten an. Wie wir durch Sport in der Freizeit unsere Gesundheit aufrechterhalten können. Weil sich in der Forschung gezeigt hat, dass Sport zentral für die mentale Gesundheit ist. Für die Aufrechterhaltung der mentalen Gesundheit. Und deswegen ist das natürlich für uns immer ein großes Thema zu dem wir viele Studien gemacht haben.

Aber es zeigt sich auch, dass kreative Aktivitäten, dass soziale Aktivitäten zentral sind für die Aufrechterhaltung von mentaler Gesundheit. Und wahrscheinlich kommt es sehr drauf an, welche Person die Aktivität ausführt. Man kann gar nicht so generell sagen, dass für jeden Sport die beste Freizeitaktivität ist um Stress zu vermindern. Für manche ist es eher eine kreative Aktivität, die daraus mehr Sinn ziehen, mehr Spaß dran haben. Für andere ist das eben Sport. Und soziale Personen können vielleicht am besten abschalten, wenn sie mit anderen zusammen sind.  

Ganz generell kann man das vielleicht gar nicht sagen. Das müsste man im Einzelfall betrachten.

Welche Handlungsempfehlungen kann man daraus ableiten?

Handlungsempfehlungen auf unterschiedlicher Ebene kann man aus der Studie ableiten. Einmal auf einer organisationalen Ebene. Da wäre es wichtig, wenn sich Betriebe und Organisationen vor Augen führen, dass diese Zeit für viele auch im Sinne der mentalen Gesundheit eine Bedrohung ist und dass Organisationen im Blick behalten, dass auch wenn sie die Arbeitnehmer:innen nicht täglich sehen, sie trotzdem mit den Anforderungen konfrontiert sind.

Da sollten sich Organisationen auf jeden Fall in der Rolle sehen, alles zu tun, dass es nicht zu negativen Konsequenzen für die Gesundheit führt. Das wäre eine Handlungsempfehlung.

Auf der anderen Seite können die Individuen selbst was tun. Das hatte sich aus der Studie ergeben. Und zwar ihre Freizeit so zu gestalten, dass sie daraus einen Sinn und einen Wachstumscharakter ziehen können. Also sprich, sich durch Freizeitaktivitäten abzugrenzen von Stressfaktoren. Das wäre eine gute Möglichkeit, für das Individuum an sich, um gesund zu bleiben

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„Nachgefragt!“ ist ein Videopodcast und befasst sich mit allen Aspekten rund um die Corona-Pandemie: Wir sprechen mit Expert:innen aus Medizin, Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch mit Menschen, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind. Dabei kommt ein breites Spektrum von Menschen in den unterschiedlichsten Positionen zu Wort, von der Soziologin bis zum Labormediziner, vom Hautarzt bis zur pflegenden Angehörigen.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

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