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Das Transkript zur Folge 274 mit Karima Stockmann:

Ein Interview über Lebensfreude mit...

Mein Name ist Karima Stockmann. Ich bin Buchautorin, Stressmanagement-Trainerin und Lebensfreudestifterin. Ich schreibe interaktive Mutmach-Bücher und gebe Online-Seminare für mehr Selbstfürsorge, innere Stärke und Lebensfreude.

Welche Faktoren haben einen Einfluss auf unsere Lebensfreude?

Lebensfreude kann ja durch äußere Faktoren schon angetriggert, aktiviert oder genährt werden. Aber grundsätzlich entsteht sie aus mir selbst heraus. Deswegen ist es wichtig, dass man drauf achtet, wie man seine Grundbedürfnisse befriedigen kann.

Es gibt Bedürfnisse nach Sicherheit, nach Anerkennung, Aufmerksamkeit. Nach Zugehörigkeit oder auch das Bedürfnis nach Entfaltung. Einige dieser Bedürfnisse sind auch im Zusammenhang mit Mitmenschen leichter zu erfüllen.

Wichtig ist aber, dass man sich nicht zu sehr abhängig macht von diesen Bezugspersonen. Sondern dass ich aus mir selbst heraus ein Gefühl der Sicherheit entwickeln kann. Dass ich aus mir selbst heraus oder mir selbst Aufmerksamkeit und Anerkennung schenken kann.

Deswegen ist es ganz wertvoll, wenn ich Gewohnheiten etabliere, wo ich mir selbst Gutes tue und mein Selbstvertrauen stärke. Und damit auch eine zuversichtliche Grundhaltung nähre.

Zuversicht ist tatsächlich auch trainierbar. Wenn ich mir bewusst werde, welche Situationen im Leben schon mal knackig, herausfordernd waren und welche ich davon gut gemeistert habe. Was ich daraus vielleicht für Gewinne habe. Hat sich was entwickelt oder habe ich was erkannt an mir persönlich?

Wenn ich mir dem bewusst werde, dann habe ich einen anderen Blick auf Herausforderungen. Denn ein ganz wichtiger Faktor für die Lebensfreude ist tatsächlich auch der Umgang mit der Nicht-Freude. Mit Angst, Wut, Scham und so weiter. Denn wenn ich diese Emotionen nicht zulasse, kann ich auch Freude nicht wahrhaftig zulassen. Deswegen ist eine gewisse Form der emotionalen Intelligenz ein wichtiger Faktor, den man glücklicherweise auch trainieren kann.

Wie kann ich lebensfroher werden?

Gerade in aktuellen Zeiten, wo die Grundbedürfnisse nach Sicherheit und Selbstbestimmtheit beschnitten sind, kann es sehr sinnvoll sein, Sicherheit und Selbstbestimmtheit wieder mehr Raum zu geben, indem ich ganz gezielt in meinem Leben Ausschau halte nach Dingen, die ich selbstwirksam beeinflussen kann, die ich positiv beeinflussen kann. Wo ich selbst etwas Gutes tun kann. Wo ich nicht drauf warten muss, dass sich äußere Bedingungen ändern.

Es können selbstfürsorgliche Rituale sein. Also indem ich mir ganz bewusst Glücksmomente beschere. Allerdings ist dabei auch wichtig... aufzupassen, dass ich mich nicht ablenke von unangenehmen Emotionen. Denn wenn ich mich hinsetze und sage, ich nutze meine Selbstwirksamkeit, nehme mein Handy und scrolle zwei Stunden durchs Netz und lasse mich berieseln, dann bekomme ich weiteren, fremdbestimmten Input. Anstatt wirklich aktiv für mein Glück loszugehen.

Deswegen aufpassen, nicht einfach nur ablenken. Sondern etwas tun, was in mir ein freudvolles Gefühl hervorruft. Und da hilft uns ganz oft die Natur. Ganz oft auch Bewegung. Oder Musik. Irgendwas, wo unsere Sinne verwöhnt werden.

Das ist sicher eine gute Voraussetzung, um damit die Selbstwirksamkeit wieder in sein Leben zu ziehen. Und sich damit wieder empfangsbereit für die Freude zu machen.

Wie kann ich meine Lebensfreude steigern?

Ich möchte Ihnen eine Übung aus meinem neusten Buch an die Hand geben. Das Dreimaldrei der Sinne. Da geht es darum, dass man mit drei verschiedenen Sinnen jeweils drei Sinneseindrücke ganz bewusst wahrnimmt. Zum Beispiel drei Dinge ganz bewusst anschaut. Drei Dinge ganz bewusst hört. Und auch drei Sinneseindrücke hat, zum Beispiel über den Tastsinn.

Wenn ich meine Sinne trainiere im Alltag, hat es den Vorteil, dass ich mich, ja, bereitmache, um spontan freudvolle Momente zu erleben, die ich vielleicht verpasse, wenn ich meine Sinne nicht offenhabe. Und auf der anderen Seite erlebe ich Glücksmomente, die ich bewusst in mein Leben ziehe. Wie ein schöner Waldspaziergang. Die erlebe ich intensiv und auch als erfüllend.

Weil das kennen Sie auch, nur in den Wald gehen, ist eine Sache. Aber wenn ich dabei über meine Sorgen grübele, ist dieser Ausflug nur halb so entspannend und erholsam, wie wenn ich im Wald ganz bewusst Dinge anschaue, die Rinde, die Blümchen, das Moos. Und eben auch hinhöre oder auch mal spüre. Denn unsere Sinne sind dafür da, um uns Gutes zu tun und wer seine Sinne achtsam einsetzt, der ist auch lebensfroher im Leben.

Wie kann ich meine Lebensfreude auch in schwierigen Situationen bewahren?

Gerade in herausfordernden Situationen ist es wichtig, mir bewusst zu machen, dass sich vermeintlich gegensätzliche Emotionen wie Traurigkeit und Freude nicht ausschließen. Das heißt, ich kann Traurigkeit spüren in meinem Leben, ganz stark. Und habe dennoch die Fähigkeit, innerhalb dieser Situation mir freudvolle Momente bewusst zu erschaffen.

Und das hilft, wenn ich mein Leben aus einer Metaperspektive betrachte. So ein bisschen rauszoome. Oder anders gesagt, ein bisschen meine Scheuklappen aufmache. Denn oft, wenn wir ein Problem haben, haben wir den Fokus nur auf diesem Problem, was sich groß und breit vor unser Sichtfeld setzt. Dann sehen wir nichts anderes mehr in unserem Leben.

Es ist wichtig, diese Scheuklappen abzunehmen. Rauszuzoomen aus diesem Problem. Um zu erkennen, dass neben diesem Problem noch viele andere Aspekte meines Lebens sind, die eben über dieses Problem hinausgehen. Und dann kann ich sehen, vielleicht kann ich in der einen Situation gerade nichts selbstwirksam verändern. Aber vielleicht in anderen Lebenssituationen ganz bewusst für meine Freude losgehen.

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„Nachgefragt!“ ist ein Videopodcast und befasst sich mit allen Aspekten rund um die Corona-Pandemie: Wir sprechen mit Expert:innen aus Medizin, Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch mit Menschen, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind. Dabei kommt ein breites Spektrum von Menschen in den unterschiedlichsten Positionen zu Wort, von der Soziologin bis zum Labormediziner, vom Hautarzt bis zur pflegenden Angehörigen.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

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