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Das Transkript der  Folge 257 mit Dr. Lukas Thürmer:

Ein Interview über Motivation mit...

Mein Name ist Lukas Thürmer. Ich bin Motivationswissenschaftler  und vertrete an der Paris-Lodron-Universität Salzburg den Bereich politische und interkulturelle Psychologie.

Wie können wir mit dem Lockdown psychisch umgehen?

Aus meiner Sicht sind es zwei Sachen, die sehr wichtig wären. Das eine wäre, dass die individuelle Motivation natürlich wichtig ist. Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass es gerade eine Situation ist, die wir nur gemeinsam lösen können. Und dass es deshalb besonders wichtig ist, darauf zu achten, dass es unser gemeinsames Ziel ist und dass wir das gemeinsame Ziel unterstützen.

Und die zweite Sache, die mir wichtig ist, ist, dass die Motivation natürlich eins ist. Und natürlich wichtig ist. Wobei die Motivation halt erst der erste Schritt ist. Was einerseits eine schlechte Nachricht ist, weil Motivation alleine nicht reicht. Anderseits aber auch eine gute Nachricht, wir müssen nicht alle vor Motivation platzen.  Und uns aufreiben.

Sondern genauso wichtig ist, dass wir uns konkrete Pläne setzen.Uns geschickte Strategien überlegen, wie wir innerhalb der Gegebenheiten, die wir momentan haben, unsere Ziele gut gemeinsam erreichen können.

Wie lange lässt sich der Lockdown noch aushalten?

Im Moment zehrt natürlich der Lockdown vielen Menschen an den Nerven und an der Geduld.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir uns klarmachen, dass wir deutlich widerstandfähiger und anpassungsfähiger sind, als wir manchmal glauben. Und dass wir uns noch mal bewusst machen, dass wir Menschen so erfolgreich sind als Spezies, weil wir gemeinsam Ziele erreichen können. Und uns an ganz neue Umweltbedingungen schnell anpassen.

Wie können wir im  Lockdown motiviert bleiben?

Eine wichtige Frage. Da ist die Motivation natürlich einmal ein wichtiger Punkt. Für die Motivation ist es einerseits wichtig, dass wir uns positive Vorbilder suchen. Also dass wir uns klarmachen, dass die allermeisten Menschen sich an die Regeln und Vorgaben halten. Sich anstrengen und mit ihrem Verhalten dazu beitragen, dass wir durch die Pandemie kommen.

Die zweite Sache ist, dass es gut ist, wenn wir uns konkrete und hohe gemeinsame Ziele setzen. Das ist erst mal ein bisschen kontra-intuitiv. Weil ein niedriges Ziel kann ich schneller erreichen. Andererseits ist ein hohes, konkretes Ziel gut, weil man sich dann  wirklich anstrengt, und auch, weil es viel von der Unsicherheit rausnimmt. Weil man sich nicht fragen muss: Hab ich es erreicht oder noch nicht?

Dann ist aber auch wichtig zu sagen: die Motivation hochzuhalten ist der erste Schritt, der zweite Schritt, der genauso wichtig ist, ist, die Umsetzung sicherzustellen. Also dass wir Schritte unternehmen, unser Verhalten so ändern, dass wir tatsächlich unser Ziel auch erreichen. Und was dafür besonders gut ist, ist, wenn wir uns gemeinsam "Wenn-Dann-Pläne" machen. Wenn wir uns genau überlegen, wann, wo und wie wir handeln wollen, um durch den Lockdown zu kommen.

Welche Mechanismen können bei der Motivation helfen?

Dafür ist wichtig, dass wir uns gegenseitig vergewissern und uns gegenseitig ermutigen, dass wir gemeinsam das Ziel erreichen können. Also dass unsere gemeinsamen Anstrengungen uns dem Ziel tatsächlich näherbringen. Und das führt dann dazu, dass wir uns weiterhin an unsere hohen Ziele binden können. Dass wir motiviert bleiben können.

Und andererseits ist es dann wichtig, dass wir gemeinsam Strategien entwickeln, dass unsere Bedürfnisse dabei nicht zu kurz kommen. Dass, wenn es darum geht, sich mit Freunden oder Familie zu treffen,  da Wege finde, wie ich mit denen in Kontakt bleiben kann. Ohne mich und sie in Gefahr zu bringen.

Wie können wir andere mit unserer Motivation anstecken?

Da ist, glaube ich, das Sprichwort ganz hilfreich,  dass Taten mehr wiegen als Worte. Da ist der allerwichtigste Schritt, dass wir uns gegenseitig gute Vorbilder sind. Uns klarmachen, dass wir versuchen, uns an die Maßnahmen zu halten. Dass die uns wichtig sind.

Der andere Schritt ist, dass wir, wenn es um die Strategien geht und die Pläne, sich da gut austauschen kann. Sich gegenseitig Tipps und Tricks verraten kann. Wie man sich an die Maßnahmen halten kann, ohne dass man selbst viel zu kurz kommt.

Und zuletzt ist es dann, was aktuelle Forschungen auch zeigen, auch zusammen wahnsinnig gut funktioniert. Dass wir uns wirklich konkret zusammen überlegen, wie wir uns gemeinsam verhalten.

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Nachgefragt! | Der Corona-Video-Podcast

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